FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Filmstills aus "Feels Good Man"

Youtube-Screenshot aus dem Trailer zu "Feels Good Man"

Feels Good Man: Die Geschichte von Pepe the Frog

Eine Filmdoku erzählt die absurde Geschichte eines Comic-Frosches, der zuerst zum harmlosen, und dann zum gefährlichen Meme wird. Und wie sich sein Erfinder spät, aber doch, gegen eine nihilistisch-faschistische Bewegung und ihre Wortführer auflehnt.

Von Robert Glashüttner

Memes sind seit vielen Jahren überall im Internet zu finden. Da gibt es etwa die klavierspielende Katze, das Star-Wars-Kid, den Gangnam Style oder das gute, alte Duck Face.

Ein besonders ambivalentes Meme ist Pepe the Frog. Der Comic-Frosch sieht harmlos aus, wurde aber vor rund fünf Jahren ein Symbol der Alt-Right-Bewegung in den USA und darüber hinaus. Nun gibt es eine Filmdoku, die die Geschichte von Pepe erzählt: „Feels Good Man“

West Coast slacker

Der kalifornische Zeichner Matt Furie führt in den ausgehenden 2000er-Jahren ein simples, hedonistisches Leben. Er hängt mit seinen Freunden ab, isst Junk Food, raucht und zeichnet. Seine Figur Pepe the Frog ist ein vermenschlichter Frosch, der mit drei anderen vermenschlichten Tieren in den Tag hinein lebt – quasi ein Abbild von Matts damaligem Leben. Er interessiert sich nicht für Politik und Medien und will einfach nur zeichnen, malen und mit seinen Leuten das süße Nichtstun genießen.

Filmstills aus "Feels Good Man"

Youtube-Screenshot aus dem Trailer zu "Feels Good Man"

Der Humor von Pepe und Co. ist so wie Matts Alltag: simpel, aber harmlos. Der intellektuelle Anspruch ist überschaubar. Auf einem Comic-Panel uriniert Pepe stehend und mit komplett heruntergezogenen Hosen bei offener Klotür. Einer seiner Freunde erwischt ihn dabei. Pepe ist das aber nicht peinlich, sondern er entgegnet stattdessen den heute so klingenden One-Liner: Feels good man.

Wie immer bei Memes, entsteht auch das Pepe-Meme nun mehr oder weniger zufällig: Matt Furie selbst scannt seinen Comic auf MySpace ein. Andere sehen ihn, finden es lustig und verbreiten vor allem das eine Panel weiter. Den Rest erledigt der Schneeballeffekt. Pepe the Frog und der Spruch feels good man werden ab sofort ständig in unzähligen abgewandelten Formen angewendet und führen bald ein Eigenleben. Nach einiger Zeit ist der Frosch aber so beliebt, dass er nicht mehr nur ein Spaß für Nerds und Geeks ist. Pepe wird zum Allgemeingut, zu einem popkulturellen Phänomen. Das beginnt so manchen verkorksten Nerd allerdings zu ärgern, denn aus deren Sicht nimmt ihnen die Mehrheitsgesellschaft „ihr“ Meme weg.

Filmstills aus "Feels Good Man"

Youtube-Screenshot aus dem Trailer zu "Feels Good Man"

Kampf gegen Alt-Right

Im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 verliert der Comicfrosch dann endgültig seine Meme-Unschuld: Die immer lauter und sichtbarer auftretende Alt-Right-Bewegung vereinnahmt Pepe mehr und mehr für sich. Das Meme wird zum Symbol von White Supremacists, die alles dafür tun, um Donald Trump zum neuen Präsidenten zu machen. Die Lage spitzt sich schnell zu – zu schnell für Pepe-Zeichner Matt Furie, der erst mal lethargisch reagiert. Nach ein paar erfolglosen Versuchen, die Figur mit eigenen Memes zurückzuerobern, hat der Zeichner aber irgendwann dann doch die Nase voll und zieht vor Gericht.

„Feels Good Man“ von Arthur Jones und Giorgio Angelini erzählt die absurde Geschichte von Pepe dem Frosch, der als einfache Idee eines hedonistisch lebenden Zeichners entstand und von einem harmlosen Internet-Phänomen zu einem Hasssymbol wurde. Immerhin lehnt sich sein Erfinder spät, aber doch gegen die nihilistisch-faschistische Bewegung und ihre Wortführer auf, die seinen Frosch für die böse Sache vereinnahmt haben. Einen Vorteil hatte diese anstrengende Angelegenheit für Matt Furie aber letztlich doch: die Erkenntnis, dass ein apolitisches Leben ohne jegliches Interesse für die Öffentlichkeit und Medien in letzter Konsequenz unverantwortlich ist.

Filmstills aus "Feels Good Man"

Youtube-Screenshot aus dem Trailer zu "Feels Good Man"

Gratis-Streaming und Spielekammerl-Show: B3-Special

„Feels Good Man“ und sein Regisseur Arthur Jones sind ein Highlight auf dem Medienfestival B3 Biennale des bewegten Bildes, das derzeit online läuft.

Mit dem Promo-Code B3B20VIP könnt ihr euch hier den Film streamen. Allerdings müsst ihr dafür in Deutschland sein, oder zumindest virtuell so tun, als wärt ihr dort.

Die FM4 Spielekammerl-Show widmet sich dieses Mal exklusiv der B3 und präsentiert folgendes Programm:

17 - 18: Eröffnung mit den Hosts Robert Glashüttner und Chris Stipkovits

18 - 18.45: Andrada Fiscutean, Tech-Journalistin

18.45 - 19.30: Johannes Grenzfurthner, Filmemacher/Künstler/Moderator

19.30 - 20.15: Paul Jones, Games-Entwickler

Die FM4 Spielekammerl-Show ist jeden Donnerstag von 17 bis 21 Uhr live auf Twitch.tv/Radio_FM4 zu sehen.

mehr Netzkultur:

Aktuell: