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Jung und arbeitslos in der Corona-Krise, wo gibt’s Hilfe?

In Wien hat die die Arbeitslosigkeit bei den unter 25-Jährigen seit letztem Jahr um 30 Prozent zugenommen. Die U25 Wiener Jugendunterstützung versucht hier, Abhilfe zu schaffen und jungen Menschen den Wechsel in die Arbeitswelt zu erleichtern. Was sind ihre Ziele und wie können sie den jungen Menschen während der Corona-Zeit behilflich sein?

Von Melissa Erhardt

Man erfahre die Auswirkungen des Corona-Lockdowns nun eben am eigenen Leib, antwortet die Studentin Vanessa auf die Frage, wie es ihr derzeit bei der Arbeitssuche geht. „Ich hab‘ mich wirklich sehr breitgefächert beworben, vom klassischen Studentenjob, über Jobs in Medienunternehmen bis hin zu Praktikumsstellen. Es gibt sehr wenige Stellen und die Jobsuche ist viel schwieriger als sie vor Corona war.“ Ähnlich geht es dem Musiker Cozy: „Ich hab‘ jetzt drei Jahre Eventengineering bzw. Eventmanagement studiert und wollte mich dann bei diversen Agenturen bewerben. Das ist mit einem Schlag alles weggefallen. Ist halt zach, ich hab‘ nicht drei Jahre studiert, um mich dann mit Studentenjobs über Wasser zu halten.“

„Ich hab nicht drei Jahre studiert, um mich dann mit Studentenjobs über Wasser zu halten“

Auch die für manche Studiengänge so notwendige Praktikumssuche gestaltet sich derzeit schwierig, wie Studentin Eleana erzählt: „Ich habe Absagen spezifisch wegen der Corona-Situation bekommen. Es gab auch Situationen, wo es davor Schriftverkehr gab, aber seit Beginn von Corona kam gar nichts mehr zurück.“ Wenn sie bald kein Praktikum finde, könne sie ihr Studium nicht beenden. „Es würde einfach alles nach hinten verschieben“.

Gestiegene Arbeitslosigkeit

So wie diesen dreien geht es derzeit vielen jungen Menschen in Österreich. Seit letztem Jahr hat die Arbeitslosigkeit bei den unter 25-Jährigen um 23 Prozent zugenommen, in Wien sogar um 30 Prozent. Zwar steht Österreich im EU-Vergleich mit einer Jugendarbeitslosenquote von 10,6 Prozent immer noch besser da als viele andere Länder (in Spanien liegt dieser Wert bei knapp 44 Prozent, in Griechenland bei knapp 40), – die Situation ist trotzdem brenzlig. Viele der jungen Menschen können es sich nicht so einfach leisten, keinen Job zu finden. Zumindest für die, die noch vor ihrer Ausbildung stehen oder die, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, kann die im Frühjahr gestartete U25 Wiener Jugendunterstützung Abhilfe schaffen.

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Das U25 Büro-Gebäude in der Lehrbachgasse

AMS und Stadt Wien in einem Gebäude

In der U25 im 12. Wiener Bezirk arbeiten das AMS und die MA40 der Stadt Wien, also die Magistratsabteilung für Soziales, in einem 18.000 Quadratmeter großen Büro-Gebäude zusammen, um jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren den Wechsel in die Arbeitswelt zu erleichtern und ihnen soziale Unterstützung zu bieten. Der Fokus der U25 liegt vor allem darauf, jedem Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch persönliche Beratung eine passende Ausbildung zu ermöglichen und sie damit bestmöglich auf die Herausforderungen der kommenden Jahre vorzubereiten, wie der stellvertretende Leiter Philipp Korn erklärt. „Wir möchten mit diesem Projekt forcieren, dass jeder junge Erwachsene eine Ausbildung bekommt. Gerade in der jetzigen Zeit haben wir die Möglichkeit, diese Ausbildungen anzubieten, damit, wenn die Konjunktur wieder besser wird und auch der Arbeitsmarkt wieder besser ausschaut, jeder einen guten Platz bekommt.“

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Philipp Korn, Stellvertretender Leiter U25

Gibt es außerdem Indizien dafür, dass Jugendliche Anspruch auf Mindestsicherung haben könnten, werden sie direkt weitergeleitet, wodurch überflüssige Behördengänge erspart bleiben. „Wir haben gesehen, dass Jugendliche und junge Erwachsene mehrere Anlaufstellen auf ihrem Weg in eine nachhaltige Erwerbskarriere haben. Sie müssen sich zuerst beim Arbeitsmarktservice melden und, falls sie kein eigenes Einkommen haben, auch bei der MA40 der Stadt Wien. Der Vorteil jetzt ist, dass die Kundinnen hierherkommen und sich arbeitslos melden können, gleichzeitig aber auch einen Antrag auf Mindestsicherung stellen können und hier das Service in einem Haus ist“, sagt Projektleiterin Bettina Steffel im Interview.

In den 2010er Jahren hatte man in Wien einen starken Anstieg der jungen Mindestsicherungsbezieher*innen verzeichnet und gesehen, dass gerade diese Gruppe einen höheren Unterstützungsbedarf hat. 2016/17 kam es zu den ersten Konzepten, 2019 wurde es schließlich umgesetzt und seit 2020 ist die U25 – zumindest teilweise – in Betrieb: Das AMS konnte aufgrund der Corona-Situation noch nicht vollständig umziehen, erst am 18. Jänner wird das Projekt somit voll und ganz anlaufen.

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Bettina Steffel, Projektleiterin U25

Herausforderungen durch Corona

Die Pandemie hat nicht nur die Eröffnung verzögert, sondern die U25 auch vor neue Herausforderungen gestellt: „Zu Beginn der Corona-Krise ist auch die Zahl der Mindestsicherungsanträge der unter 25-Jährigen bei uns gestiegen, jetzt flachen sie wieder ein bisschen ab. Ein wirkliches Resümee können wir aber erst in ein paar Monaten ziehen, wenn die Kurzarbeit ganz zu Ende ist und Unternehmen vielleicht auch junge Erwachsene gekündigt haben. Wenn sich die Situation aber weiter so entwickelt wie jetzt, wird es bestimmt wieder einen Anstieg geben“, sagt Steffel zu den Corona-Trends bei der Mindestsicherung.

Der stellvertretende Leiter der U25, Philipp Korn, sieht das etwas optimistischer: „Wir haben mit Ende September bei jungen Menschen, die arbeitslos sind, zum Glück nicht mehr einen so hohen Stand wie noch im April, und wir haben jetzt auch für nächstes Jahr noch einen extra Zuschuss mit der Corona-Arbeitsstiftung bekommen, wo wir unsere Förderungen, Aus- und Weiterbildungen alle noch einmal aufstocken und neue Projekte entwickeln können.“ Konkrete Projekte, die spezifisch von der U25 für die Corona-Situation entwickelt worden sind, gibt es aber noch keine.

Für alle, die ihre Ausbildung also bereits abgeschlossen haben, bleibt nur zu hoffen, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt so schnell wie möglich wieder einpendelt.

FM4 auf Laut: Jung und arbeitslos in der Coronakrise

Studium abgeschlossen und keine Aussicht auf einen Job? Praktikum oder Lehre abgesagt? Im September waren 35.612 der unter-25-Jährigen als arbeitslos gemeldet, das sind um 6.560 Personen mehr als im Vergleich zum Vorjahr.

Was für Angebote und Maßnahmen gibt es für junge Arbeitssuchende? Inwieweit verschärft sich die Situation durch Corona? Wie kann die Jobsuche in der aktuellen Situation überhaupt gelingen?

Lukas Tagwerker bespricht diese Fragen am 27.10. 2020 ab 21:00 mit Betroffenen und Peter Dominkovits vom AMS Wien in FM4 Auf Laut. Ruf an und diskutier mit unter 0800 226 996.

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