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Pixabay

Queermed: Ein angstfreier Arztbesuch für queere Menschen

Ein Arztbesuch kann für einige Menschen aus der LGBTIQ+ Community schnell unangenehm oder sogar diskriminierend werden. Um das zu verhindern hat der Aktivist Julius Jandl nun eine Plattform gegründet, bei der queerfriendly Ärzt*innen aufgelistet werden.

Von David Riegler

Zum Arzt gehen, wenn man krank ist – für viele ist das vollkommen normal. Aber für einige Menschen aus der LGBTIQ+ Community kann das schnell zu einem unangenehmen Erlebnis werden. Das kennt auch der Student und Queermed-Gründer Julius Jandl nur zu gut: „Für mich als Trans*Person ist es oft mit Hemmungen verbunden zu Ärzt*innen zu gehen, weil ich nicht weiß, wie sie damit umgehen, wenn ich mich oute.“

Trans*Personen suchen weniger oft ärztliche Hilfe

Diese Sorge ist auch nicht unbegründet, wie die vielen Erfahrungsberichte von Trans-Personen zeigen, die in den sozialen Medien kursieren. Der Comedian und Journalist Toby Walker erzählt zum Beispiel in einem Ted-Talk von einem Arztbesuch wegen einer Entzündung beim Ohr, die darin geendet hat, dass der Arzt seine Geschlechtsidentität als Trans*Mann in Frage stellt.

Was Toby hier mit Humor erzählt, hat massive Auswirkungen auf die queere Community und besonders auf Trans*Personen. Das beweist auch eine europaweite Studie aus dem Vorjahr, bei der fast 2.000 Trans*Personen befragt wurden. Das Ergebnis zeigt, dass die Befragten deutlich weniger oft ärztliche Hilfe suchen aus Angst vor den Vorurteilen des medizinischen Personals.

Ein Fünftel gibt an nur dann zum Arzt zu gehen, wenn es unbedingt notwendig ist und ein Großteil, fast 90 Prozent der befragten Trans*personen, gibt an die eigene Geschlechtsidentität beim Arztbesuch zu verschweigen. Das ist auch ein gesundheitliches Risiko, denn damit verschweigen sie oft auch, welche Medikamente oder Hormone sie derzeit einnehmen.

Banner von der Website Queermed.at

Queermed

Verzeichnis von queerfriendly Ärzt*innen

Um dem entgegenzuwirken hat Julius Jandl beschlossen Queermed zu gründen, eine Datenbank aus queerfriendly Ärzt*innen, Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen. Das Prinzip ist relativ simpel: In jedem Bundesland wird das Fachpersonal aufgelistet, das sich als vertrauenswürdig und queerfriendly herausgestellt hat. Jede*r kann Vorschläge machen, in dem einfach ein Fragebogen auf der Website ausgefüllt wird. Julius überprüft anschließend, ob der Tipp glaubwürdig erscheint und fügt ihn dann in die Datenbank ein.

Die vorgeschlagenen Ärzt*innen müssen nicht zwingend auf LGBTIQ+ Menschen spezialisiert sein, aber einen respektvollen und sensiblen Zugang haben, der eine angstfreie Behandlung möglich macht. Laut eigener Beschreibung soll es jedoch definitiv kein Bewertungsportal sein, das heißt man kann nur Empfehlungen abgeben, ohne ein Rating zu erstellen. Negative Erfahrungen erreichen Julius jedoch genug.

Besonders wichtig sei die Website für die medizinische Fachrichtung Gynäkologie, sagt Queermed-Gründer Julius: „Das ist die Fachrichtung, bei der ich die meisten negativen Rückmeldungen bekomme und auch selbst erlebt habe. Das kann zum Beispiel sein, dass ich als Trans*Mann gar nicht erst in die gynäkologische Praxis reingelassen werde oder mit dem falschen Geschlecht aufgerufen werde.“

Viele Beiträge aus Wien

Die Website ist seit Mitte Oktober online und es gibt auch einen eigenen Instagram-Channel, auf dem Julius mit der Community kommunizieren kann. Er hofft sich dadurch einen Zuwachs, denn derzeit sind die rund 50 Einträge zu einem großen Teil aus Wien. Besonders aus den Bundesländern hofft er noch auf viele Empfehlungen.

Bestärkt wird er durch die positiven Rückmeldungen, die ihn seit der Gründung von Queermed erreicht haben, sagt Julius: „Die Rückmeldung, dass Personen jetzt zu Ärzt*innen gehen können ohne Angst haben zu müssen, das bestätigt mich stark darin, dass es Queermed gebraucht hat.“

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