Neue Musik von Ankathie Koi, EDWIN, Monsterheart, Doppelfinger u.v.m.

Außerirdischer 80er Pop für die Öffis, Cloudrap am Rücken des fliegenden Glücksdrachen, herbstlicher Indie-Pop mit Glitzerkleid in der Disco und zarter Folk-Pop über Mammutbäume. Das sind die neuesten Singles und Videos aus Österreich.

von Andreas Gstettner-Brugger

Ja, seit heute sind wieder die Kulturveranstaltungen abgesagt. Ein herber Schlag für die Veranstaltungsbranche, die vielen Mitarbeiter*innen, Live-Tontechniker*innen und Musiker*innen, die hauptsächlich von ihren Konzerteinnahmen leben. Gestern hat Hannes Tschürtz, der Chef der Musikargentur Ink Music, im Interview mit Susi Ondrusova uns den aktuellen Status der Musikindustrie und einen Ausblick auf die kommenden Monate gegeben. „Es wird sehr schwierig, auf Dauer durchzuhalten“, ist einer der Kernaussagen.

Für das Durchhalten braucht es Unterstützung und bei all den wunderschönen Veröffentlichungen, die jetzt im Herbst anstehen, können wir die heimische Szene und ihre Infrastruktur durch den Erwerb der wirklich großartigen Musik oder durch Spenden unter die Arme greifen. Also: Support your local scene!

Ankathie Koi - „Peggy G.Reen“

In Berlin ist es fast schon eine Tradition, dass deutsche Artists für die öffentlichen Verkehrsbetriebe für Marketingzwecke einen Song schreiben. So hat dieses Jahr für die Wiener Linien die extravagante Pop-Queen aus Österreich, Ankathie Koi diese Ehre übernommen. Ihr selbst ist ja das „Öffi-Fahren“ und Radeln in Wien ein großes Anliegen. Für ihren Werbesong hat sie sich die Figur der Peggy G.Reen ausgedacht. Sie kommt vom fernen Stern Gasolina um zu sehen, wie Grün Wien ist. Die außerirdische Besucherin ist so begeistert von den „Greener Linien“ und der grünen Stadt, dass sie sofort hierher ziehen möchte. Mit liebevoll gestaltetem Video und einer gewohnten Portion 80ier Pop hat uns Ankathie einen netten Ohrwurm geschenkt.

EDWIN - „Short Story Long“

Im Juni hat der quirlige, lustige und sprachgewandte Rapper EDWIN sein Debüt „Sleben“ veröffentlicht. Er liebte es, gute Vibes zu verbreiten. Egal, ob es in dem Song um gebrochene Herzen geht oder um die vermeintliche große Liebe. Da erzählt man der Angebeteten schon mal gerne eine unwichtiges Detail in einer ausufernden Geschichte, die man vielleicht auch mit fliegenden Glücksdrachen und Autotune ausschmückt. So macht es Edwin bei „Short Story Long“, wobei er dafür gerade mal 2 Minuten und 20 Sekunden braucht. Ein weiteres, charmantes Feel-Good-Stück zwischen Cloudrap und poppigem Hip Hop.

Monsterheart - „EOTW“

Eigentlich wollte Anna Attar alias Monsterheart im Herbst ihr neues Album veröffentlichen. Jedoch hat die ganze Covid19-Situation sie davon abgehalten. „Mir hat zur Zeit die Motivation gefehlt, das Album rauszubringen, weil man es ja nicht mit Konzerten präsentieren kann“, hat uns Monsterhart gestern erzählt. Das neue Werk wird „The New“ heißen und soll am 1. Jänner 2021 rauskommen. „Es wird hoffentlich eine bessere, neue Zeit einläuten“, meint Monsterheart. Als Trostpflaster hat sie zu Halloween zwei Singles veröffentlicht. „KY“ und „EOTW“, als Abkürzung für „End of the World“. Beides herbstliche Songs, wie Anna selbst meint. „EOTW“ hat allerdings einen beschwingten Groove, schöne Melodien und ein wundervolles Video von Pola Fendel bekommen.

doppelfinger - „Trouble“

Hinter dem Projekt doppelfinger steckt der Musiker und Sänger Clemens Bäre. Der 23jährige gebürtige Niederösterreicher hat als Gitarrist in der Band von Sängerin OSKA gespielt. Nun legt er mit „Trouble“ die erste Single seines Solo-Projektes vor. Darin verarbeitet er nicht nur den Trennungsschmerz einer zu Bruch gegangenen Beziehung, sondern thematisiert auch die Unfähigkeit, über seelische Probleme zu sprechen. Die Musik als Ausdrucksmittel hilft ihm, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Denn wir alle glauben oft, dass wir mit unseren Problemen alleine sind. Diesen Wunsch nach Verbundenheit und die Ehrlichkeit hört man diesem berührenden Akustik-Song sofort an. Im Winter soll noch das Album kommen, was ein richtig großes Geschenk für uns alle wäre.

Lamila - „Mammoth Tree“

Es sind extrem unsichere Zeiten, durch die wir gerade navigieren müssen. Da wird oft der Wunsch nach Stabilität und Sicherheit groß. Ein Mammut-Baum, der tief verwurzelt in der Erde steht, ist für das Wiener Folk-Pop-Trio Lamila der Inbegriff für Stabilität. Nicht zuletzt haben sie ihm und dem Wunsch nach Sicherheit ihre neue Single „Mammoth Tree“ gewidmet. Mit federleichtem Folk-Pop ermutigen sie uns, standhaft und gelassen zu bleiben und Vertrauen in die eigene, innere Entwicklung und Reifung zu haben. Auch wenn diese länger braucht und es mehr Umwege benötigt, als wir uns wünschen. Sängerin Camilla Thurners Stimme und die schöne Instrumentierung machen diesen Song zu einer sanften Umarmung, die wir alle gut gebrauchen können.

Auch noch gut und gut zu wissen

• Seit unserem FM4 Soundpark Geburtstag am 26. Oktober könnt ihr spannende und ausführliche Interviews mit unseren heimischen Künstler*innen on demand anhören. Im Podcast „FM4 Soundpark im Gespräch“. Ganz aktuelle gibt es das sehr lustige Gespräch mit Marco Wanda zum Hit „Bologna“ zu hören und wie mit der Lederjacken-Indierock-Band alles began.

• Der Produzent und Soundtüftler Wandl hat zu seinem zurückgelehnten und poppigen Vocal-Track „Under My Skin“ nun ein schönes Video veröffentlicht. Gemeinsam mit Leo Riegler ist ein sehr kunstvolles und teils experimentelles, psychedelisches Flimchen entstanden.

• Das Duo Don’t Go, die sehr gefühlvollen und berührenden Elektro-Pop spielen, haben für Okto eine 12 minütige Live-Session aufgenommen. Mit Gitarre, Live-Samples und allem, was dazugehört.

• Kommenden Freitag erscheint „Shaeds | Mynth“, das neue, dritte Album des Geschwister-Duos Giovanna und Mario alias Mynth. Vergangenen Sonntag haben sie uns schon mal ihre Lieblingssongs im FM4 Gästezimmer verraten.

• Was machen, wenn einen die Corona-Krise als Tour-Manager und touring-Staff so richtig triff? Man schreibt einen Song darüber. Mit „Blursongtwo“ beschäftigt sich Nichi Melbom in musikalisch sehr charmanter Weise mit den erzwungenen Veränderungen in seinem Leben.

• Wie man dieser schwierigen Zeit begegnen kann, das machen die heimischen Protestant Work Ethic mit ihrem neuen Album „My Idea Of Fun“ hörbar, das am 30.10. auf Konkord Records erschienen ist. Schon die Single „Oh, But I Will Wring Your Heart Yet“ hat nicht nur Bright Eyes-Fans begeistert.

• Das Filmprojekt They Shoot Music portraitiert Künstler*innen oft an außergewöhnlichen Plätzen, in außergewöhnlichem Kontext. Diesmal haben sie den Cellisten und Komponisten Lukas Lauermann begleitet. Zwei Songs sind gefilmt worden. Der Track „here“ ist in der Wiener Seestadt aufgenommen worden.

• Letzten Donnerstag hat Lisa Schneider in der FM4 Soundpark Sendung Skero und Rudi von der Müßiggang im Studio begrüßt. Yukno haben ihr neues Album „Im Stream der Zeit“ vorgestellt und Cid Rim hat uns verraten, wie er Texte schreibt.

• Und vergangenen Sonntag hat uns Clemens Fantur die Tiroler Produzentin Spinelly vorgestellt, unser Soundpark Act des Monats Oktober Sharktank ist im Interview zu hören und es gibt ein ausführliches Gespräch mit Musiker Wolfgnag Schlögl alias I-Wolf zu seinen musikalischen Anfängen und seiner Karriere.