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Frank Turner & Jon Snodgrass

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Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Frank Turner & Jon Snodgrass - „The Fleas“

„Buddies II: Still Buddies“ heißt ein neuer kollaborativer Release von Frank Turner und Jon Snodgrass. Darauf ist auch, als Hommage an den Comedian George Carlin, das Weltuntergangslied „The Fleas“.

Von Christoph Sepin

„There is nothing wrong with the planet“, sagte der Comedian George Carlin einmal in den frühen 90ern in seiner Stand-up-Routine „Saving the Planet“. „The planet is fine... the people are fucked!“ Verglichen mit der Menschheit gibt es den Planeten schon ewig und der wird auch noch lange da sein, wenn es sie nicht mehr gibt. Der Mensch sei keine Bedrohung für die Erde, so Carlins Monolog weiter, sie habe schließlich schon Schlimmeres erlebt.

Drei Jahrzehnte später und in einer doch ganz anderen Welt als Carlins 90er Jahre nehmen sich jetzt die beiden Musiker Frank Turner aus England und Jon Snodgrass aus den USA seine Stand-up-Routine als Vorbild und widmen ihren Song „The Fleas“ außerdem dem 2008 verstorbenen Comedian.

Turner und Snodgrass haben schon einmal gemeinsam mit Gitarren und Whisky einen Release gebastelt, 2010 veröffentlichten sie die EP „Buddies“ mit Freundschaftsliedern. Zehn Jahre später erscheint nun am 13. November ein Sequel mit dem passenden und doch sehr netten Namen „Buddies II: Still Buddies“. Eine EP mit Musik und Plaudereien, die sich, um beim Thema Comedy zu bleiben, irgendwie auch ein bisschen so anfühlt, als würde man sich eine alte George-Carlin- oder Richard-Pryor-Platte anhören.

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Im Unterschied zu „Buddies“ ist „Buddies II“ nicht Face-to-Face entstanden. Whisky hat man diesmal nur (zumindest physisch) entfernt voneinander getrunken, im jeweiligen Lockdown und übers Internet. „The Fleas“ als Lied darauf versucht den Frühling und das Jahr 2020 irgendwie zu thematisieren, passend zur George-Carlin-Hommage nähern sich Turner und Snodgrass dem Thema aber mit ein bisschen Humor, ein bisschen Slackertum, aber doch Traurigkeit und Melancholie an.

Ihr Lied beginnt mit Floskeln und Gedanken, wie sie wohl viele in den letzten Monaten hatten bzw. auf Social-Media posteten: „I never thought the apocalypse would be boring“, lautet die erste Zeile. In der Isolation der eigenen Wohnungen haben die beiden Songwriter die Welt durchs Fenster betrachtet und versuchen, das alles jetzt als Lied einzuordnen. Das fühlt sich an wie der Versuch einer Selbsttherapie, dazu kann ja Musik schließlich da sein, um zu helfen und irgendwie zu unterstützen.

Die Erde, so lautet dann die zentrale Metapher im Refrain, ist wie ein Hund und der Mensch wie ein hartnäckiger Flo, der sich da festgebissen hat und weggeschüttelt werden will: „Here we are finally on our knees, waiting for the world to shake us off, like a bad case of the fleas.“ Das ist simplifiziert und nihilistisch, so wie das ein Song eben oft ist. Komplexitäten können anderswo besprochen werden.

„The Fleas“ klingt nach Abgeklärtheit und zumindest aufgesetzter Unbekümmertheit, typisch für Mitglieder der alternden Generation X und ihre Songs. Man kann versuchen, das Leben, das Universum und den ganzen Rest in Kontext zu stellen. Man kann in schwierigen Zeiten auch versuchen, vielem durch Humor zu trotzen. Beides machen Frank Turner und Jon Snodgrass mit diesem Lied. Und sorgen damit und mit genauso simplen, verlässlichen Akkorden (Am, C, F) etwa zweieinhalb Minuten lang für ein bisschen Ermunterung. Wohl auch dann auf dem fertigen Release, wenn der nächste Woche erscheint: „Bad Times, Good Vibes“, so passend heißt nämlich noch ein weiteres Lied auf „Buddies II“.

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