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Filmstills aus "The Comey Rule"

Showtime

SERIE

„The Comey Rule“: Eine Serie zeigt, wie das System Trump funktioniert

Ein FBI-Direktor und ein Präsident auf ideologischem Kollisionskurs: Eine Miniserie rollt einen spannenden Konflikt aus der jüngsten US-Geschichte auf.

Von Christian Fuchs

Stimmt schon, in Krimis, Actionthrillern oder Mysteryserien wie den „X-Files“ oder „Mindhunter“ wird das FBI oft glorifiziert. Wenn es aber um die echten Umtriebe der zentralen Sicherheitsbehörde der Vereinigten Staaten geht, nimmt das liberale Hollywood meist eine kritische Position ein.

Der übermächtige Schatten des berüchtigten FBI-Direktors J. Edgar Hoover verdunkelt beispielsweise etliche Filmplots. Regisseur*innen wie Ava DuVernay, Oliver Stone und sogar der konservative Sympathisant Clint Eastwood portraitieren den Mann als manipulativen Fädenzieher, der unter anderem gegen die Bürgerrechtsbewegung kämpfte.

Dass ein echter FBI-Chef in einem Hollywood-Dokudrama als Held gefeiert wird, hat jedenfalls Seltenheitswert. Aber in „The Comey Rule“ ist alles anders. In dem Zweiteiler, produziert vom Kabelfernseh-Network Showtime, spielen die üblichen Kategorien von Rechts und Links, Reaktionär und Progressiv, kaum eine Rolle.

Filmstills aus "The Comey Rule"

Showtime

Feindbild beider Seiten

James B. Comey hat in den Nullerjahren als Regierungsbeamter einen eindeutigen Ruf: Er stellt die innenpolitische Neutralität über alles. Deswegen wird ausgerechnet der biedere Bürokrat, der eindeutig für die Republikanische Partei votiert, von Barack Obama zum FBI-Direktor gekürt. „The Comey Rule“ zeigt diese Amtsübernahme auf fast verschmitzte Weise, der neue Präsident gibt sich betont sachlich, respektvoll und charmant.

Der erste Teil konzentriert sich dabei auf das Jahr 2016, in dem Comey unerwartet zum Feindbild der Demokraten wird. Beharrlich untersucht sein FBI-Team den anscheinend fragwürdigen Umgang der Kandidatin Hillary Clinton mit ihren dienstlichen E-Mails. Auch wenn die Ermittlungen im Sand verlaufen, helfen die dazugehörigen Debatten eindeutig dem politischen Kontrahenten Donald Trump, meinen Kritiker.

Filmstills aus "The Comey Rule"

Showtime

Teil 2 beginnt dann mit dem großen Auftritt von Donald Trump, dessen charakteristische Umrisse wir zuvor nur, wie bei einem Star-Wars-Bösewicht, bedrohlich von hinten sehen. James Comey darf vorläufig im Amt bleiben, gesteht ihm der neu gewählte Präsident in einem Dialog zu, der aber gleichzeitig unbedingte Loyalität verlangt.

Plötzlich wird Comey aber zum Hassobjekt der Republikaner. Diesmal geht es um den russischen Einfluss auf das Wahlergebnis, dem das FBI nachgeht. Und hier kommt es zu einem spannenden Konflikt, der diesen fast vierstündigen Zweiteiler trotz Seifenoper-Ansätzen sehenswert macht. Auf der einen Seite der gemäßigte Rechte Comey, der an strengen Werten festhält, auf der anderen Seite der unmoralische Powerkapitalist Trump.

Filmstills aus "The Comey Rule"

Showtime

Mainstreamige Inszenierung

Eine Dinnerszene im Weißen Haus spitzt den Kontrast zu. Brendon Gleeson spielt den Präsidenten gefährlich und unberechenbar, ohne komische Anflüge. Jeff Daniels als Comey dagegen wird von Regisseur Billy Ray zur Heiligenfigur stilisiert. Als er Trump gegenüber seine Familie als zentralen Rückzugsort beschreibt, nimmt der egozentrische Machtmensch den Satz gar nicht wahr. Man könnte sich dieses Dinner, wie es Ray in Szene setzt, auch als Kernstück einer klassischen Broadway-Aufführung vorstellen.

The Comey Rule“ ist via SKY zu sehen.

Man kann solche Ansätze belächeln und überhaupt die mainstreamige Art der Inszenierung dieses Zweiteilers bekritteln. Aber „The Comey Rule“, basierend auf dem Buch „A Higher Loyalty“ von James B. Comey, hat andere Qualitäten.

In mehr als vier Stunden bringt Billy Ray auf den Punkt, wie das „System Trump“ funktioniert. Und das, wie gesagt, ohne komische Einlagen. Der Zweiteiler beschwört auch glühend den Glauben an unparteiliche Sicherheitsbehörden, an Fairness und Unbestechlichkeit. Hohe Ideale, die (nicht nur) Amerika gerade jetzt gut brauchen kann.

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