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CC0/Pixabay

„Delilah“ von Sandra Weihs erzählt vom Drang nach Freiheit und dem Wunsch nach Sicherheit

Im zweiten Roman der Kärntner Autorin Sandra Weihs grübelt eine Frau über das aufregendste Jahr ihres Lebens. Über ihre erste große Liebe, über Was-wäre-wenns, falsche Entscheidungen und darüber, wie eine einzige Begegnung ihr Leben verändert hat.

von Alica Ouschan

Es ist ein langer, warmer Herbst als Penelope, eine introvertierte Jugendliche, Delilah kennenlernt. Am ersten Schultag setzt sich die Neue einfach neben sie, obwohl sie so besonders wirkt und Penelope sich so gewöhnlich fühlt. Delilah, die sich diesen wunderschönen Namen selbst gegeben hat, besitzt die Gabe, dass sich alle, denen sie ihre Aufmerksamkeit schenkt besonders fühlen.

Buchcover

Czernin Verlag

„Delilah“ von Sandra Weihs ist im Czernin Verlag erschienen.

Gleichzeitig zieht Delilah mit ihren kupfernen Haaren, dem sonnengelben Shirt, ihren teichgrünen Augen und ihrem Was-soll-schon-passieren-Lächeln alle Aufmerksamkeit auf sich - und nicht nur Penelope in ihren Bann. So findet sich rund um sie eine ungleiche Gruppe an Jugendlichen, die mithilfe von Delilahs Zauber immer mehr ihrer Gemeinsamkeiten entdecken und zu einer vermeintlich starken Gruppe zusammenwachsen. Aber nur Penelope merkt, dass es Delilah ist, die im Mittelpunkt steht und sie alle zusammenhält.

Erste Liebe und verbotene Wünsche

Zwischen Penelope und Delilah entsteht zudem eine tiefe Verbundenheit, die von bedingungslosem Vertrauen, gleichzeitig aber auch von Neid und verbotenem Verlangen geprägt ist. Die Freundesgruppe bleibt bestehen, spaltet sich aber langsam in mehrere Paare auf. Trotzdem gilt ein großer Teil ihrer ersten Verliebtheit nach wie vor Delilah.

Nach und nach lässt die Erzählweise erkennen, dass die Handlung eine gedankliche Rückblende der mittlerweile erwachsenen Penelope ist. Sie blickt aus dem Fenster auf den Apfelbaum, unter dem sie und Delilah standen und grübelt über das aufregendste Jahr ihres Lebens. Über ihre erste große Liebe, über was-wäre-wenns, falsche Entscheidungen und darüber, wie eine einzige Begegnung ihr Leben verändert hat.

„Es lag in der Natur von uns Freunden, von Delilah gesehen werden zu wollen. Und je mehr sie aus uns heraussaugen wollte, desto geliebter fühlten wir uns."

Autroinnenfoto: Sandra Weihs

Nico Laurin Grabner

Die Kärnter Autorin Sandra Weihs hat 2015 ihren preisgekrönten und vielgelobten Debutroman „Das grenzenlose Und“ veröffentlicht. Mit „Delilah“ ist ihr zweites Buch erschienen.

Als die jugendliche Penelope schmerzlich erkennt, dass der warme Herbst nicht ewig dauert und ihm ein klirrender Winter folgt, und dass man freiheitsliebende Menschen nicht für immer an sich binden kann, ändern sich auch rasch die Dynamiken in der Freundesgruppe und alles droht auseinanderzufallen.

Die träumerisch erzählten Sequenzen in „Delilah“, farbenfroh, lebendig und euphorisch, verwandeln sich schnell in bittere, kalte Realität. Die im Leben überall ständig präsente Gegenüberstellung von plakativen Gegensätzen ist in jedem Wort, in jeder Metapher und blumigen Erinnerung greifbar, zieht sich durch die gesamte Handlung von „Delilah“ und bildet vielleicht sogar die abschließende Moral des Buches.

Autorin Sandra Weihs dröselt die verklärten Gedanken von ihrer Figur Penelope bildgewaltig auf und spinnt mit ihrer Geschichte ein charmantes Sinnbild vom Abwägen zwischen dem unbändigen Drang nach Freiheit und dem gleichzeitigen Wunsch nach behüteter Sicherheit.

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