Was bedeutet die Coronakrise für die Freeride Filmszene?

Gesperrte Pisten, geschlossene Kinos, viele abgesagte oder verschobene Festivals: Die Corona-Krise trifft auch die Outdoor Filmszene hart.

Von Heinz Reich

Der letzte Ski-Winter war im März abrupt zu Ende. Stell dir vor, du bist Profi-FreeriderIn und lebst für und von diesem Sport. Du nimmst an Wettkämpfen teil und drehst Filme. Deine Aktivitäten werden von Sponsoren finanziert, die darauf hoffen, dass deine Filme bei prestigeträchtigen Festivals präsentiert werden. Was passiert aber, wenn alle Kinos geschlossen und die Festivals abgesagt werden?

Die heurige Tour des Freeride Film Festivals, beispielsweise hätte 30 Stopps in mehreren Ländern absolvieren sollen. Momentan ist alles abgesagt – oder optimistischer formuliert: auf Jänner verschoben. Unser Tiefschneesonderbeauftragter Heinz Reich hat den Freerider und Filmemacher Valentin Werner-Tutschku, der beim Freeride Film Festival (FFF) dabei gewesen wäre gefragt, wie hart die Coronakrise die Outdoor Filmszene trifft.

Heinz Reich: Vali, du bist Profi-Freerider, deine Crew nennt sich Mountain Tribe und für euren Film vom letzten Jahr „Ruhe nach dem Sturm“ habt ihr in der Szene riesen Respekt bekommen! Aber dann ist ein kleines Virus um die Ecke gebogen, genau in dem Moment, als ihr die Dreharbeiten zu eurem zweiten Film angefangen habt. Erzähl mal wie das war!

Vali Werner-Tutschku: Unser zweiter Film heißt „Metanoia“ und ist dieses Jahr wieder beim Freeride Film Festival dabei. Wir haben ursprünglich einen Film über Grenzen geplant und waren zum Drehen direkt am Timmelsjoch in einer alten Zollhütte auf der österreichischen Seite. Dann kam aber alles anders als wir geplant hatten und wir mussten das ganze Projekt umkrempeln und auch etwas frühzeitig beenden. Wir haben das ganze festgehalten und daraus ist jetzt ein Film geworden.

„Metanoia“, das kommt aus dem Griechischen und bedeutet was genau?

Metanoia steht für einen Sinneswandel – von unseren Köpfen, unseren Gedanken - der im Verlauf dieses Films ziemlich deutlich zu erkennen ist.

Der Film nimmt auch die Thematik „Skifahren im Lockdown“ auf – Wie war denn eure Stimmung in den menschenleeren Bergen rund um Obergurgl?

Im Lockdown war es ja nicht wirklich, sondern eigentlich zum Beginn des Lockdowns. Als dann die Maßnahmen verschärft wurden, sind wir ebenfalls runter vom Berg und haben das ganze frühzeitig abgebrochen. Es war eine komische Stimmung. Als wir wieder in der Zivilisation waren, da war es ganz anders als in dem Moment wo wir sie verlassen haben. Es erinnert ein bisschen an The Walking Dead.

Euer Film Metanoia hätte beim Freeride Film Festival Premiere gehabt. Aufgrund der neuen Coronaverordnungen ist die gesamte Tour des Freeride Film Festivals mit 30 Stopps in der Schweiz, Österreich und Deutschland jetzt erstmal ausgefallen. Ein Desaster, oder? Wie hart trifft euch das?

Naja, es ist ja nicht abgesagt sondern aktuell nur verschoben, zum Glück. Wir hoffen natürlich, dass das Ganze zu einem späteren Zeitpunkt und der Situation angepasst auch stattfinden kann. Und wir freuen uns riesig, dann auch anderen Menschen unseren Film zu zeigen, auf der Bühne zu stehen, mit Leuten über den Film zu sprechen... Das vermisse ich schon! Da freu ich mich, wenn das wieder möglich ist.

Die meisten Menschen werden nicht genau wissen, wie man sich sein Leben als Freerider eigentlich finanziert. Egal ob man jetzt Contests fährt oder Filme dreht – eure Haupteinnahmequelle sind ja Sponsorengelder. Da könnte man meinen, euch trifft das finanziell nicht so arg, wenn der Film dann eben nicht gezeigt wird, oder?

Das Filmprojekt betrifft es nicht direkt, weil das natürlich schon alles im Kasten ist, weil alles im Vorhinein ausgemacht und auf die Beine gestellt worden ist. Aber es hat schon einen Einfluss muss ich sagen. Ich leb noch nicht hauptberuflich davon. Ich studiere Sportmanagement, also alles rund um die Filme ist aktuell noch ein Hobby.

Wie reagieren eure Sponsoren, wenn ihre Produkte dann nicht auf der großen Leinwand zu sehen sind?

Wie gesagt, die Sache ist ja verschoben und nicht abgesagt. Viele Festivals, wo wir dabei sind, wie zum Beispiel das Banff Mountain Film Festival – da haben wir einen Award gewonnen! – sind zum Beispiel online von statten gegangen. Und auch andere Festivals weichen auf die Online-Variante aus. Und die zweite Möglichkeit ist halt das Festival zu verschieben.

Das heißt, ihr haltet den Netzrelease eures Film jetzt noch ein bisschen zurück? Und mit ein bisschen Glück gibt’s die Stopps der Freeride Film Festival Tour, die nachgeholt werden? Wird es auch internationale Screenings eures Films geben?

Die wird es auch geben, nur halt in abgeänderter Form, wie schon erwähnt. Am besten, man folgt Mountain Tribe auf Facebook und Instagram – da ist man immer up to date wo man unseren Film anschaun kann. Und ja, wenn man es nicht erwarten kann, dann kriegt man da die aktuellsten Infos. Ansonsten hoffen wir, dass die meisten Festivals noch von statten gehen können.