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The Antlers

Shervin Lainez

Der Song zum Sonntag: The Antlers - „It Is What It Is“

Seit Mitte der 2000er machen The Antlers aus Brooklyn, New York Musik. 2014 ist mit „Familiars“ das fünfte und bis heute letzte Album der Band erschienen, nach „Wheels Roll Home“ hat das Duo jetzt mit „It Is What It Is“ die erste neue Musik seit sechs Jahren veröffentlicht.

Von Christoph Sepin

Ein schöner Teilaspekt am Schreiben dieser Kolumne ist, dass man sich ein Lied immer und immer wieder anhört - viel mehr Zeit damit verbringt, als man das sonst mit einem Song machen würde. Auch wenn man es dann gerade einmal nicht hört, andere Dinge tut, denkt man irgendwie oft darüber nach.

Und so kann sich eine Meinung, die beim ersten Hören entsteht, schnell verändern. Bedeutungen entstehen dort, wo man sie nicht vermutet hätte, was man vielleicht als nebensächlich abgetan hätte, ist es doch nicht. Manche Lieder brauchen das eben, können bei den ersten paar Malen gar nicht richtig eingeordnet werden, sind dann aber dafür im Nachhinein oft bessere Songs."It Is What It Is" ist genau so ein Lied, dem man genug Zeit und Platz geben muss.

Zu Beginn, während des Intros vom neuen Song der Antlers aus Brooklyn ist dieses Lied einfach einmal da, es trägt so vor sich hin, ist nicht unbedingt aufregend, ein Gitarrensolo spielt sich einmal rauf, dann wieder runter, ein Piano spielt das nach. Langsam begleitet scheppernd das Schlagzeug, als ob es doch schon sehr spät am Abend ist.

Das könnte vielleicht sogar alles absichtlich so sein, das fast träge Herunterspielen der Instrumente, der Sound zwischen Müdigkeit und Melancholie. Als ob das in der Natur dieses Songs liegt: „It is what it is“ steht im Namen und wird in den Lyrics wiederholt. Es ist alles halt so, wie es ist.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Wenn es daraus eine Lektion zu lernen gibt, dann ist es diese: Vieles kann im Nachhinein nicht mehr geändert werden. Das Leben nimmt seinen Lauf und manchmal spielt ein Lied wie das im Hintergrund. Im Musikvideo tanzt ein Paar am späten Abend in der Wärme der eigenen Wohnung dazu, tanzt symbolisch für eine Message des Songs: Die Menschen und Dinge nahe zu halten, die das eigene Leben schöner machen. Und Momente, die scheinbar klein sind, wertzuschätzen.

Dinge, die eben so sind, wie sie sind, Dinge, die passieren und akzeptiert werden müssen, stehen hier im Mittelpunkt. „The call could have been answered, the wall would have been questioned, the fall should have been prevented“. Man hätte vieles machen können und das wird auch aufgezählt, aber am Ende wartet in diesem Song immer die gleiche Antwort: „It is what it is“.

Obwohl dieses Lied offensichtlich sehr persönlich ist, innerhalb weniger Textzeilen eine ganz große, gemeinsame Geschichte zusammenfasst, Erfahrungen, Beziehungen und Erlebnisse, lässt es trotzdem den Platz für eigene Gedanken, den es auch selbst beim Hören braucht. Ohne große Popmomente, dafür mit einem zentralen, einminütigen Instrumentalteil, direkt in der Mitte des Songs und ausgeschmückt mit Saxophon und Streichern. Der genug Zeit gibt und einen Soundtrack für eigenen Erinnerungen und Geschichten.

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