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Lousy Auber

fm4 soundpark weekly

Neues von KeKe, BAITS, Dreimalumalpha u.v.m.

„Das geht raus an alle meine Queens“: Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Dir reicht’s. Dein Blut brodelt. Was auch immer es ist, das dich rasend macht: All diese Gefühle, die großen, wollen wir hören, und zwar in Form von Songs. Der FM4 Protestsongcontest 2021 wartet auf eure Einsendungen - und zwar bis zum 5. Jänner. Alle weiteren Infos zu Auswahlprozedere, der großen Finalshow, ob Kassette und/oder Downloadlink gewünscht ist (Downloadlink!) findet ihr hier.

Clara Luzia

Christoph Liebentritt

Clara Luzia ist ab 20.00 am kommenden Freitag im Rahmen des Blue Bird Festivals 2020 im Stream live zu sehen.

Neu: Clara Luzia musste ihre Show beim Blue Bird Festival leider absagen. Als Ersatz springt Ian Fisher ein.

Heute sind wir in den Lockdown 2.0 gestartet, was für ein Jahr, aber wie war das bei Bon Jovi, keep the faith! Das hat sich auch das Team des Blue Bird Festivals gedacht. Normalerweise findet dieses beste Wiener Singer-Songwriter-Festival immer Ende November im Wiener Jazzclub Porgy & Bess statt, jetzt wurde umgesattelt auf ein abgespecktes, aber wohl ausgesuchtes Streaming-Line-Up. Donnerstag und Freitag sind die Tage, an denen es um 20.00 Uhr losgeht. Pay as you wish ist eine schöne Einladung und Aufforderung, vor allem, wenn man schaut, wer da mitmacht: Am Donnerstag stehen Alicia Edelweiss und OSKA auf der Bühne, am Freitag dann Clara Luzia und Amelie Tobien.

Live-Videos sind kein Ersatz für das reale Konzerterlebnis, letzte Woche bin ich aber über ein besonders schönes Exemplar gestolpert. Es kommt von einem groß angelegten Wiener Musikprojekt, das ominös lose mit der immer guten Bluesrock-Country-Punkband Thirsty Eyes in Verbindung steht, die Rede ist von Teenage Angst. Sie haben sich einen Ballroom gemietet, und das sieht nicht nur fantastisch aus, es klingt auch so. „Big Shot Baby“ ist eine fast romantische Western-Wüstenphantasie im novemberlichen Wien, grumpelnd, rumpelnd, herrlich.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

KeKe - „Ladies“

2018 war sie da, KeKe, eine der vielversprechendsten jungen Hiphop-Künstlerinnen des Landes, mit ihrem ersten Song „Donna Selvaggia“. Danach ist alles schnell gegangen: Nach Features mit Trettmann oder Kummer hat sie 2019 ihre erste EP „Donna“ veröffentlicht, eine mellow Mischung aus Cloudrap und Trap. Letzten Freitag hat sich Keke zurückgemeldet - und das nicht mit einer, sondern mit zwei Singles. „Kinda Cute“ ist laid back, „Ladies“ ist - wie das Yin zum Yan - im positivsten Sinn KeKes Version von „in your face“.

Ein Power-Up-Song, das ist „Ladies“, gut gedacht und gut gemacht. KeKe erzählt: "In „Ladies" geht es um viele Themen, um das Zelebrieren von Frausein. Es ist für mich auch ein sehr politischer Song, und ich wollte ein Dankeschön und ein Kompliment aussprechen an all die Frauen, die draußen für uns kämpfen, die für sich einstehen. Ich wollte auch einen Song machen, in dem verschiedene Blickwinkel gezeigt werden im Leben einer Frau, die diversity im Frausein.“

Die Diversität und das Universelle, selten hat das in einem zeitgemäßen Popsong so einfach, so direkt, so stark geklungen. Weil - dieser Song ist für alle: „für die Babies, die Bitches, die Tomboys, die Puppies, die Nutten, die Nymphos, die Perlen, die Muschis, die Schlampen, Lesben, die Transen, die Tussis, Futs, Pussies - ja das ist für die Ladies.“

BAITS - „What’s On Your Mind“

BAITS lieben Countdowns, oder besser noch, das Teasern auf Dinge, die ihnen wichtig sind. Wer dieser sehr guten Krachband auf allen nur erdenklichen Social Media-Kanälen folgt (eine Empfehlung!), weiß, wovon die Rede ist. Jetzt ist das neueste Video da: der Song dazu heißt „What’s On Your Mind“.

„Ever had a terrible day at work? Ever just wanted to leave - maybe put on some black metal face paint and just start burning things?“ Das fragen BAITS sich - und euch - und sie machen uns diesen gut bekannten, grausamen Tag leichter. Die Band ist da zuhause, wo der Diesel an der Tanke 6,66 Euro kostet, wo Strauße nicht vor ihrem stark geschminkten Ranger davonlaufen. Und wo sowieso keine lärmenden Kinder im Schwimmbad oder am Tennisplatz erlaubt sind. Bisschen Grusel, viel Grungerock, BAITS haben ein großes Talent für inhaltlich-subtile Süffisanz und schrammelig gute Songs.

Dreimalumalpha - „Am Karussell von Ingo Blaumann“

„Jugend ans Geld verloren“ nennen Dreimalumalpha ihr erstes Album, es wird am 4. Dezember erscheinen. Das ist schon ein hervorragender Titel, ein bedachter, und man möchte fast erraten, wie die Songs dahinter klingen: Schon etwas altklug, aber auf die gute Weise. Ein bisschen was hat das Trio aus Tirol schon vorab hören lassen. Und jetzt, da gibt’s vor Albumrelease (und vor dem Christkind, wie die Band betont) noch eine letzte Singleauskopplung, sie heißt „Am Karussell von Ingo Blaumann“.

Wer dieser Ingo Blaumann auch sein mag, immerhin wurde ein Karussell nach ihm benannt, auf dem man sich in schwindelnde Höhen drehen kann. Um da und dort die Gesichter rundherum und vielleicht auch ein bisschen was von der Welt und all ihren seltsamen Gefühlen im Trüben verschwimmen zu lassen.

Wie es schon die große Kunst der Hamburger Schule war, die Dreimalumalpha ganz bestimmt studiert haben, passiert auch hier vieles gleichzeitig: Frustration und Hoffnung, direkte Anklage des Unglücks und schöne Metaphern darüber, wie’s ja vielleicht schon morgen viel besser sein könnte. Bevor aber alles kurz und klein (durch-)gedacht wird, geht’s wieder ganz basic um das Schaukeln und das Pferd. Eine kindliche Freude, so wie dieses Lied.

Struboskop ft. Average - „Blank“

Struboskop und Average haben sich zusammengetan, um die Solidarität zu feiern: „This one is dedicated to all the people in the music and event biz who are having a hard time right now“, schreiben die beiden. Keine Goldketten, dafür die Pizza von gestern: Wer „keine Freunde bei der Bank hat“ ist schon allein deshalb sympathisch - auf dass morgen vielleicht die sechs richtigen Zahlen hereinflattern.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • „Holst Gate“ nennt Hans Platzgumer den neuesten Langspieler seiner Band Convertible. Eine „Rock’n’Roll-Phantasie“, die durchgehört werden soll, von vorne bis hinten. Dafür ist ja jetzt genug Zeit.
  • Wenn Parov Stelar nicht als der, der er ist, auf der Bühne steht, schreibt er auch als Stelartronic Songs. Rückkehr zu den schöpferischen Anfangstagen, ein bisschen mehr Disco, ein bisschen weniger swing-y: gemeinsam mit Sängerin Karafizi hat er jetzt die Single „in between“ veröffentlicht.
  • Verschmuste Slacker-Beats: so haben wir Diskoromantik kennengelernt, die verschmitzte Rap-Boygroup bestehend aus HipHop Joshy, Melonoid und Herzkawall. Und wer von diesem samtig-fließenden Overkill an Liebe, Smoothness und Schmäh nicht genug kriegen kann, der muss auch nicht: Diskoromantik haben gerade ihr Debütalbum veröffentlicht. Natürlich heißt es „Besoffene Lover“. Zur aktuellen Single „Nichts“ gibt’s auch ein Video, inklusive leerer Weingläser, dick gepolsterten Betten und der vielleicht nettest ungeschickten Tanzeinlage, die ihr heute sehen werdet.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Wer früher wochenends gern mal im celeste in Wien aus war, hat sich vielleicht schon schwitzend zu ihren Beats bewegt: Spinelly ist eine junge Producerin, die uns schon seit einiger Zeit das Dancefloor-Leben versüßt hat. Ihre neue EP „Mirrors“ ist vor kurzem erschienen und ist einmal mehr ein Zuckerhütchen aus Avantgarde-Hiphop-Electronics. Kostprobe hier.
  • „Trümmerlotte“ heißt das neue Album von Wahlwiener Ansa Sauermann, es ist letzten Freitag erschienen. Auf einem der neuen Songs („Wir müssen durch“) hat er wohl die beste Aufforderung parat, die wir uns wünschen können: zu leben „wie eine Bohrmaschine“. Rat-at-at-at-at, aber gemächlich, gut-verlottert, bisschen räudig, schmunzel- und tanzbar. Die aktuelle Videosingle nennt er „Weniger laut“.
  • Dicke Katzen - diätologisch natürlich in Frage zu stellen, aber auch immer ein guter Hingucker im Netz. Was noch besser ist? Natürlich beides: Müßig Gang haben ein hervorragend schönes Fat Cat & Dog-Content-Video zur Single „Massenlethargie“ veröffentlicht. So heißt auch das dazugehörige Album, das vor wenigen Tagen rausgekommen ist.
  • 1993 - 2020: wenige Ehen halten so lange, Kruder & Dorfmeister schon (gut, mit kurzer Pause dazwischen). Nach Weltruhm in den 90ern, Remix-Arbeiten für u. a. Madonna oder Depeche Mode haben die beiden jetzt beschlossen, ihr immer aufgeschobenes Debütalbum zu veröffentlichen: Es trägt nicht umsonst den Titel „1995“. Ob sachter Drum’n’Bass, Bossa Nova, Dubsound, Nu Jazz - wichtig bleibt die gemäßigte Geschwindigkeit, die elegante Lässigkeit, das zeitlose Kruder & Dorfmeister-Erfolgsrezept.
  • Leftboy heißt jetzt nach seinem bürgerlichen Vornamen schlicht Ferdinand, der Style ist funkier, aber der Kern dem Alten gar nicht so unähnlich: höchste Töne im Chorus, saubere Rap-Parts dazwischen. Es geht diesmal um Vampire.
  • „Butter&Stress“ wird das erste Album der Gitarrenpopband Blasser Kyren heißen, und dieser Titel ist eigentlich genauso schön wie die erste Single: „Overload“ ist eine Einladung an einen kleinen, gemütlichen Sehnsuchtsort, an dem es keine Zeit und keine Angst gibt.

Letzten Donnerstag hat Andreas Gstettner-Brugger euch in der FM4 Soundpark-Sendung alles erzählt, was ihr zum FM4 Protest-Songcontest 2021 wissen müsst. Ansa Sauermann hat mit „Trümmerlotte“ ein neues Album und Dreimalumalpha, Doppelfinger oder Ferdinand (fka Left Boy) haben neue Singles veröffentlicht. Auch ein neues Album draußen haben Kruder und Dorfmeister - Anlass, auf ihre Geschichte von 1993 bis 2020 zurückzublicken.

Und vergangenen Sonntag hat uns ebenfalls Andreas Gstettner-Brugger das neue Album von Mynth im Gespräch mit Giovanna und Mario Fartacek vorgestellt. Auch mit neuer Musik zum Interview vorbeigeschaut haben da Protestant Work Ethic und Tombadour.

Aktuell: