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Cover: Songhoy Blues "Optimisme"

Songhoy Blues

Songhoy Blues: Optimismus aus Mali

Eine der berühmtesten Bands aus Afrika sind Songhoy Blues aus dem westafrikanischen Land Mali. Die Band wurde während des Bürgerkriegs 2012 auf der Flucht gegründet. Nun ist ihre dritte Platte draußen.

Von David Pfister

Rock in all seinen Spielarten ist natürlich ein enorm wichtiger Baustein der alternativen Popmusik und Popkultur. Ihre Rolle als rebellisches Element hat die Rockmusik in den letzten Jahren - in der westlich geprägten Welt - aber kontinuierlich verloren. Vor allem Rap hat die oft provokanten und protestierenden Posen der Rock-Ästhetik übernommen.

Cover: Songhoy Blues "Optimisme"

Songhoy Blues

„Optimisme“ von Songhoy Blues ist im Label Transgressive Records erschienen.

In anderen Teilen der Erde sieht das aber ganz anders aus. Auf dem afrikanischen Kontinent wächst momentan eine völlig neue und kontinuierlich größer werdende Punk- und Heavy Metal-Welle. Und auch im nahen Osten wird die elektrische Gitarre immer mehr zum ersten Mittel musikalischen Widerstands. Renitente Haltungen gegen die Obrigkeiten inklusive.

2012 übernahm die Nationale Bewegung zur Befreiung des Azawad, kurz MNLA, die Kontrolle über den Norden Malis. MNLA ist eine politische und militärische Organisation im Azawad, dem nördlichen Teil des westafrikanischen Lands Mali. Die sich als Vertreter des Volks der Tuareg und aller Völker des Azawad sehenden Kämpfer dieser Bewegung, kämpfen nach eigenen Angaben für die Unabhängigkeit dieses Teils von Mali. Die MNLA erreichte ihren Erfolg durch eine Allianz mit der islamistischen Gruppe Ansar Dine. Diese Allianz zerbrach aber, weil sich die MNLA weigerte, die Scharia anzuerkennen. Die Islamisten vertrieben daraufhin die MNLA aus den Städten, um das islamische Rechtssystem durchzusetzen.

Ungewöhnlichen Bandgeschichte

Und mitten drinnen und dazwischen der junge Gitarrist Garba Touré, der sein Leben auf dem klassischen Indie Rock-Fundament, bestehend aus Musik, Schmusen, Alkohol, Lederjacken und Zigaretten gebaut hatte. Er floh nach Bamako, der Hauptstadt des Landes im Süden. Dort gründete er mit drei weiteren gleichgesinnten Musikern die Band Songhoy Blues. Der Name der Band stammt von ihrer ethnischen Zugehörigkeit und dem Musikgenre, das sie spielen und kann mit "Desert Blues“ übersetzt werden.

Manche von euch kennen die Band vielleicht auch aus dem Dokumentarfilm „They Will Have To Kill Us First“ oder ihrer Zusammenarbeit mit Iggy Pop. Mit allerlei Support von Szene-Giganten wie Damon Albarn, Mike Zinner von den Yeah Yeah Yeahs oder Julian Casablancas von den Strokes, der ihren Plattendeal mit einfädelte, wurde die Band sehr schnell ein internationaler Hype. Das war natürlich zu einem großen Teil ihrer ungewöhnlichen Bandgeschichte geschuldet. Und auch auf ihrem dritten Album muss dieses Thema wieder erwähnt werden, geht es bei dieser Band doch auch so sehr um Identität und Selbstbewusstsein und persönliche Autonomie. Aber da wir diesen wichtigen Aspekt nun angesprochen haben, wenden wir uns der Musik zu.

Neue musikalische Perspektive

Die musikalischen Traditionen ihrer Heimat Mali sind so etwas wie das Skelett der Band. Und hierbei muss man vor allem ein Merkmal erwähnen. Eine Vielzahl melodischer und rhythmischer Elemente werden in Mali oftmals zu einem mehrstimmigen Ganzen vermählt. Der Fokus liegt nicht so sehr, wie in anderen afrikanischen Musiken, auf dem Rhythmus, sondern der Fusion von Rhythmus mit Melodie. Dadurch kommt es zu einem Sound-Erlebnis wie man es etwa auch vom Shoegaze oder gar der Ambient Musik kennt. Songhoy Blues mengen diesem Gefühl klassische Rock- und Funk-Zutaten bei und auf einmal sind wir bei einer Anmutung, die man vor allem vom coolen, gelassenen Krautrock der Siebziger Jahre wie etwa von der Band Can, kennt.

Die dritte und neue Platte namens „Optimisme“ von Songhoy Blues ist harscher und schroffer als die Alben zuvor und schafft es tatsächlich, dem alten Veteran Rock’n’Roll eine neue musikalische Perspektive hinzuzufügen.

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