FM4 für die Marienambulanz
Von Maria Motter und Barbara Köppel
Verbringt man in der Marienambulanz in Graz nur wenige Minuten, sieht man, wie freundlich und willkommenheißend die Ärzt*innen ihre Patient*innen begrüßen und in die hellen Ordinationsräume bitten. Manuel und seine Mutter kennen sich hier schon aus. Manuel ist dreizehn, er kommt aus Rumänien und lebt seit fünf Jahren in Graz. „Ich habe drei Operationen gehabt. Bei der ersten am Bauch wusste ich noch nicht einmal, was eine Operation ist“, sagt er. „Die Marienambulanz hat alles organisiert und bezahlt. Jetzt geht es mir ganz gut, aber ich muss noch lernen. Besser Deutsch lernen. Für alle Menschen, die nicht wissen, was die Caritas ist: Die Caritas hilft allen.“
Was bietet die Marienambulanz
Jeden Montag bis Freitag gibt es von 12-14 Uhr eine allgemeinmedizinische Ambulanz. Zwei Mal in der Woche finden Sozialarbeitssprechstunden statt, jeden Dienstagvormittag die Frauensprechstunde, plus monatliche fachmedizinische Angebote in den Bereichen Dermatologie, Orthopädie und Physiotherapie. Einmal in der Woche fährt zudem die „Rollende Ambulanz“ an öffentliche Plätze und zu Notschlafstellen in Graz, um diejenigen zu versorgen, die selbst nicht den Weg in die Marienambulanz schaffen. Seit Jänner gibt es außerdem ein eigenes Zahnarztzimmer, eine immense Errungenschaft und Hilfe für Menschen, die kaum oder sehr wenig Geld haben.

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Gegründet vor 21 Jahren, ist die Marienambulanz der Caritas zu einer systemrelevanten Institution angewachsen. Sie erhält zwar öffentliche Förderungen, weil sie mit der Wahrung der Gesundheitsversorgung für jene, die außerhalb des Systems stehen, staatliche Aufgaben übernimmt. Die Gelder reichen aber bei Weitem nicht aus, um dem steigenden Bedarf nachzukommen. Nicht zuletzt erhöht die Corona-Pandemie die Dringlichkeit einer allgemeinen Gesundheitsversorgung enorm.

Radio FM4 / Pauline Binder
Wer sind die Patient*innen
In der Kleiststraße 73 in Graz geht die Welt ein und aus. Patient*innen sind gebürtige Österreicher*innen ebenso wie Geflüchtete und Migrant*innen, vom Neugeborenen bis zu älteren Erwachsenen. Das Durschschnittsalter der Patient*innen liegt bei 32 Jahren. Die Menschen sind grundsätzlich armutsbetroffen, manche obdachlos, psychisch krank oder suchtkrank.
Nicht-Versicherte in Österreich
Laut der jüngsten Studie der Österreichischen Sozialversicherung haben 27.000 Menschen in Österreich keine Krankenversicherung. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2015. Schätzungen zufolge liegt die Dunkelziffer weit höher, bei etwa 30.000 bis 50.000. Davon seien allein in Graz und Umgebung mehrere Tausend Menschen betroffen.
Viele haben keine Krankenversicherung, manche finden aus anderen Gründen nicht den Weg zum Arzt, sagt Sozialarbeiterin Barbara Preßl, die in der Marienambulanz gleich vis-à-vis vom Empfang zu finden ist. „Sei es, weil sie nicht so klass’ ausschauen, nicht so gut riechen, sich dafür schämen. Oder weil sie eine andere Sprache sprechen.“ Ein extra Budget für Dolmetsch zu haben, wäre eine riesengroße Hilfe, betont sie. Über die Kommunikation mit Händen und Füßen sowie mit der Möglichkeit von Video- und Telefondolmetscher*innen ginge einiges, so Preßl, aber nicht alles. Im Ambulanzalltag kümmert sich Barbara Preßl um fehlende Versicherungen, Anträge zu Zuschüssen und auch um Anliegen, die das Aufenthaltsrecht betreffen.
Ordinationsalltag
Weiter unten im Gang, der alle Behandlungsräume verbindet, fragt eine schwangere Frau nach der Untersuchung, wie sie tun soll, sie kann sich das Rezept nicht leisten. Das Gynäkologie-Duo kümmert sich sofort darum: Die Frauenärztin Doris Pieber und die Hebamme Nomawethu Kelbitsch, die auch Psychotherapeutin ist, sind jeden zweiten Dienstag ein eingeschworenes Team. Doch sie könnten dringend noch eine Gynäkologin als ehrenamtliche Kollegin brauchen. „Wir bieten ja auch Verhütung an“, erzählen die beiden. „Die Termine für das Einsetzen von Spiralen sind oft Monate ausgebucht, weil wir an einem Tag nicht so viele dran nehmen können. Das heißt, oft sind Frauen beim nächsten Besuch wieder schwanger, anstatt dass sie die gewünschte Verhütung bekommen haben. Da hätten wir einen großen Bedarf, dass das flotter ginge für die Frauen.“

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Ein weiterer großer Wunsch der Patient*innen ist eine Psychiatriesprechstunde. „Auch hier sind besonders Frauen stark psychisch belastet – egal, woher sie kommen - Österreicherinnen und Migrantinnen. Wir merken, dass es großen Gesprächsbedarf gibt, aber in den Ordinationsstunden bleibt dafür fast keine Zeit. Es gibt andere Themen: Familienplanung, Aufklärung, ein Vorbereitungsgespräch für einen Arztbesuch", berichtet Nomawethu Kelbitsch aus der Praxis.

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Die Marienambulanz und Covid
Die Marienambulanz ist seit 21 Jahren für Menschen da, die quasi permanent in kritischen Situationen leben. Obendrauf kommt dazu heuer Corona und der mittlerweile zweite Lockdown.
Mund-Nasen-Schutz ist natürlich Pflicht. Wer sich keinen leisten kann, bekommt einen in der Marienambulanz. Glücklicherweise gibt es da keine Versorgungsschwierigkeiten mehr. Doch FFP2-Masken und Schutzausrüstung sind teuer und ein Punkt, der im Budget einfach nicht vorgesehen war - genauso wie die PCR- und Schnelltests, die mittlerweile in der Marienambulanz durchgeführt werden können.
Zudem gehören derzeit viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zur Covid19-Risikogruppe, weswegen nun mehr Dienste als bisher hauptamtlich, das heißt bezahlt, besetzt werden müssen, was wiederum mehr Kosten als üblich verursacht.

Radio FM4 / Pauline Binder
Wofür ihr spenden könnt
Neben den erwähnten Psychiatriesprechstunden, Hilfe in der Gynäkologie, dem Budget für Dolmetscher*innen und Schutzausrüstung werden Medikamente und Impfungen benötigt, mehr Sprechstunden bei der Allgemeinmedizinerin, eine Ordinationsassistenz sowie diverse Gerätschaften wie etwa eine höhenverstellbare Liege, Utensilien fürs Zahnarztzimmer, ein neues Ultraschallgerät und vieles mehr.
Die Marienambulanz in Graz ist unser Licht-ins-Dunkel-Projekt 2020
Mit eurer Hilfe wollen wir die wichtige soziale und medizinische Arbeit der Marienambulanz unterstützen. Dazu sind in den nächsten Wochen folgende Aktionen geplant:
Good Game Festival
Von Donnerstag bis Sonntag findet unsere Gaming-Charity, das Good Game Festival statt. Gemeinsam mit der Online-Gemeinschaft Austrian Entertainment sendet radio FM4 zugunsten der Marienambulanz ein tolles Programm aus dem FM4-Spielekammerl! Bekannte Streamer*innen wie Shurjoka, Venicraft, 2DKiri oder Copeylius spielen live Videospiele, präsentieren ein Unterhaltungsprogramm und laden euch ein, via der Streaming-Plattform Twitch.tv dabei zu sein. Während der gesamten Spielzeit werden Spenden gesammelt.
Spenden und Wünschen
Ab sofort könnt ihr online für die Marienambulanz spenden und gleichzeitig eure Musikwünsche abgeben. Wie immer gilt, die Requests mit den schönsten Geschichten schaffen es auch ins Programm.
FM4 Auktionstag
Am Donnerstag, den 17. Dezember werden den ganzen Tag lang tolle Aktionen und Exklusivitäten aus dem FM4-Universum versteigert: Ein personalisierter Song vom Salzburger Rapper Scheibsta feat. FM4 Morning Show, eine Online-Gesangsstunde mit Ankathie Koi, ein Graffiti-Workshop mit DJ Phekt und Originalzeichnungen von Stefanie Sargnagel.
FM4 Stehkalender
„You’re At Home, Baby“ ist nicht nur der FM4-Claim, sondern in der Coronazeit passenderweise auch das Thema für den FM4 Stehkalender 2021. Die Bilder für den Stehkalender habt ihr uns selbst geliefert. 52 Wochen lang erhalten wir nun Einblick in das Leben von FM4-Hörer*innen. Ab 7. Dezember ist das Kleinod erhältlich. Der Reinerlös aus dem Verkauf geht an die Marienambulanz.
Direkt spenden
Du kannst natürlich auch direkt auf das Konto von Licht ins Dunkel spenden, bitte mit dem Vermerk „FM4 Weihnachtsaktion“. BIC: BAWAATWW / IBAN: AT20 6000 0000 0237 6000
Alle Infos zu Spendenmöglichkeiten gibt’s auf lichtinsdunkel.ORF.at.
Spenden an Licht ins Dunkel sind steuerlich absetzbar.
Publiziert am 01.12.2020