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Uni-Betrieb mit individuellen Lösungen

Mit dem Lockdown 2.0 verschärfen sich auch die Maßnahmen an Österreichs Hochschulen. Ein Überblick:

Von Ambra Schuster

Unis und Fachhochschulen können autonom entscheiden, wie sie Prüfungen, Lehrveranstaltungen und den Zugang zu Bibliotheken jetzt handhaben. Denn, sie sind explizit von der Verordnung, die seit Dienstag gilt, ausgenommen. Steigende Infektionszahlen und der Lockdown 2.0 gehen aber natürlich auch an ihnen nicht spurlos vorbei.

Allzu viel ändert sich für Studierende mit dem zweiten Lockdown vorerst nicht. Im Frühling stellten die Unis und Fachhochschulen ihren Betrieb weitgehend auf Distance Learning und später auf Hybridlösungen um. Was im März noch einer Feuertaufe glich, ist mittlerweile normal. Bereits mit dem „Lockdown Light“ Anfang November verlegten die meisten Universitäten ihre Hybrid-Lehrveranstaltungen wieder ins rein Virtuelle. Jetzt sei lediglich noch einmal nachgeschärft worden, heißt es etwa an der Uni Wien. Hier finden Lehre und Prüfungen nur dann vor Ort statt, wenn das „fachlich zwingend erforderlich ist“. Also etwa bei Laborübungen.

Die Karl-Franzens-Universität in Graz hat mit dem Lockdown ihre interne Corona-Ampel auf Rot gestellt. Das bedeutet, dass der Präsenzbetrieb auf ein Minimum heruntergefahren wird. Aber auch hier finden zumindest einzelne Exkursionen, Laborlehrveranstaltungen und auch Prüfungen noch face-to-face statt.

Keine Lesesäle aber Bib-Zugang

Sowohl in Wien als auch in Graz ist der Zugang zu Uni-Räumlichkeiten jedenfalls streng geregelt und limitiert. Die Lernräume und Lesesäle bleiben zu, der Entlehnbetrieb an den Bibliotheken bleibt aufrecht. Besprechungen für Abschlussarbeiten und Co sollen aber jedenfalls ebenso digital stattfinden. Wer trotzdem an die Universität muss, etwa um ein Originaldokument vorzulegen oder abzuholen, braucht einen Termin – und bekommt dafür auch eine Bestätigung für eine etwaige Polizeikontrolle. Dasselbe gilt für Lehrveranstaltungen, die noch vor Ort stattfinden (müssen).

JKU in Linz macht bis 6.12. dicht

Die Johannes-Kepler-Universität in Linz ergreift bis zum vorläufigen Lockdown-Ende am 6. Dezember sogar noch strengere Maßnahmen. An der JKU wird der Lehrbetrieb am Campus vollkommen eingestellt, es finden auch keine Laborpraktika mehr statt. Was nicht digital durchführbar ist, wird verschoben. Grund dafür seien nicht zuletzt die hohen Infektionszahlen in Oberösterreich, sagt Stephan Koch, Vize-Rektor für Lehre an der JKU. Vor allem bei praktischen Fächern der medizinischen Fakultät gab es schon in den letzten Wochen Probleme, die Lehre aufrecht zu erhalten. „Die meisten Lehrenden sind natürlich Mediziner*innen und werden gerade sehr stark beansprucht“, sagt Koch.

Allerdings gibt es an der Linzer JKU diese Woche noch eine Übergangsfrist, wie auch eine Studierende berichtet. Sie schrieb am Dienstag noch eine Prüfung in Präsenz und unter strengem Sicherheitskonzept. Die 150 Prüfungsteilnehmer*innen wurden etwa auf mehrere Hörsäle aufgeteilt. Insgesamt vier Prüfungen finden diese Woche noch vor Ort statt. Damit will man den Studierenden entgegenkommen, sie haben sich schließlich schon vorbereitet. Gezwungen wird zu dieser Präsenzprüfung aber niemand. Wer sich nicht sicher fühlt, kann auch einen Ersatztermin abwarten.

Auch wenn der momentane Hochschulbetrieb für alle Beteiligten zermürbend ist und Studieren mit Sicherheit schon einmal abwechslungsreicher war, zeigen die Studierenden Verständnis für die aktuelle Situation. An der JKU beobachte man sogar, dass insgesamt mehr Prüfungen abgelegt wurden als im Jahr davor. Und darum geht es letztendlich auch: Trotz aller Maßnahmen und einem Lockdown-Betrieb, soll der Studienerfolg des/der Einzelnen nicht behindert werden.

ÖH will unterstützen

Auch die ÖH-Vorsitzende Sabine Hanger (AG) pocht darauf, dass Hochschulen jetzt planbar umstellen müssen: „Es soll jetzt nicht wieder alles nach hinten verschoben werden und dann wird in einem Monat überlegt, wie es jetzt weiter gehen soll. Die Unis hatten jetzt eh den ganzen Sommer Zeit gehabt, sich über genau solche Modalitäten Gedanken zu machen.“ Die Prüfungen selbst sollen außerdem trotz der Online-Situation fair und transparent ablaufen. Etwaige Probleme, sowohl bei Prüfungen als auch bei der digitalen Organisation, können und sollen der ÖH gemeldet werden.

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Dass Hochschulen autonom entscheiden können, wie sie mit der Situation umgehen, sieht man bei der Hochschüler*innenschaft positiv. Alle über einen Kamm zu scheren, wäre nicht sinnvoll, so Hanger. Auch, wenn das die Lage natürlich übersichtlicher machen würde. Wer konkrete Fragen hat, oder psychisch-emotional nicht mehr zu Rande kommt, soll sich aber auch hier an die lokale ÖH wenden.

Ausnahmebetrieb noch bis Semesterende

Fest steht, Studieren am Campus wird es wohl auch nach dem Lockdown nicht so schnell wieder spielen. An der Uni Wien geht man davon aus, dass der Betrieb wie jetzt bis zum Ende des Semesters fortgesetzt wird. An der JKU in Linz geht man von zwei möglichen Szenarien aus: Entweder werden wie Anfang November nur Laborpaktika und was nicht digital abbildbar ist vor Ort durchgeführt und der Rest findet weiter digital statt. Oder – und das wäre natürlich der Wunsch – man schafft es, zu einem Hybrid-Betrieb wie im Oktober zurückzukehren. Das würde vor allem auch Erstemestrigen wieder mehr Unterricht vor Ort und ein gewisses Campus-Leben ermöglichen.

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