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Ferdinand

Act of the day

Wie Left Boy zu Ferdinand wurde

Der Künstler, der unter dem Namen Left Boy bekannt geworden ist, heißt jetzt Ferdinand. Er erzählt, warum die Namensänderung ein wichtiger Schritt für ihn war und gibt Einblicke in seine persönliche und musikalische Entwicklung. Unser Austrian Act of the Day.

von Alica Ouschan

Left Boy war schon immer ein Künstler, um den sich Geschichten, Fragen und Mythen gerankt haben. Ein Wiener, der ausschließlich amerikanisches Englisch spricht und 2011 mit „Jack Sparrow“ quasi über Nacht zum Hype wurde. Der Grund: Eine zu diesem Zeitpunkt ganz neue Mischung aus Rap, Gesang und gesampelten Mashups von einem Künstler, dessen Markenzeichen sein „healthy“ Riesenego ist. Als letztes Jahr wie aus dem Nichts eine EP auf dem neu angelegten Künstlerprofil namens „Ferdinand“ auf Spotify aufgetaucht ist, häuften sich die Fragen erneut.

Left Boys richtiger Name ist Ferdinand, schon klar – aber warum ändert ein Künstler mit internationalem Bekanntheitsgrad plötzlich einfach so seinen Namen? Was ist seit dem letzten Album passiert? Welche Idee steckt eigentlich hinter der Figur „Left Boy“ und warum will Ferdinand diese nun hinter sich lassen? Auf all diese Fragen gibt es jetzt Antworten.

Zwei verschiedene Lebensphasen

Ferdinand Sarnitz ist seit Beginn seines musikalischen Schaffens um Einiges älter geworden und hat sich dabei immer weiter von der Idee, die Left Boy verkörpert hat, entfernt. Obwohl er mit sich selbst zwar musikalisch immer auf einer Wellenlänge war, hat irgendwas nicht mehr so ganz gepasst, erzählt er im FM4 Interview.

„You’d think I’d be prepared for that question, but I’m all over the place..."
Ferdinand über den Namenswechsel

Er wollte seinen Namen schon lange ändern, bekam aber das Okay vom Label nicht, weshalb er schlussendlich sein zweites Album "Ferdinand“ nannte und das Label anschließend verließ. "I wanted to do a full split, new Spotify page and everything and now I’m understanding what that means. I’m starting to feel like a new artist, which is terrible! So I’ve decided to merge my two Spotify pages, to get back the monthly listeners. So my Spotify page is gonna change to „Ferdinand fka Left Boy", which I didn’t want to do but it’s the only way to do it at this point“, lacht er.

Aber warum sich den Stress überhaupt antun? „I changed my name, because I wanted to be myself“, sagt Ferdinand. „I didn’t want to be Left Boy or make music under some sort of pseudonym anymore. Another reason is that there’s some things I did under Left Boy that I wasn’t so happy with and I wanted there to be some sort of break, a new chapter that represents higher quality of music and where I’m at in my life.“

Left Boy wird von vielen als eine Art konzipierte Kunstfigur oder Persona angesehen. „I never wanted it to be, but I feel like it kind of was. It took me a while to come to terms with the fact that this image, that I came up with when I was sixteen was not what I was becoming when I got older and also not what I wanted to be anymore. I would say Left Boy and Ferdinand are two different stages and Ferdinand is just the next stage of my musical journey.“

The musical explorer

Obwohl Ferdinand diese Überlegungen schon seit der Zeit nach der Veröffentlichung seines Debüt-Albums „Permanent Midnight“ im Jahr 2014 begleiten, hatte er stets das Gefühl, sich zumindest mit seiner Musik immer authentisch ausdrücken zu können. Auch wenn er aus heutiger Sicht nicht mit allem zufrieden ist, hat er seine Fans über die Jahre hinweg immer wieder durch Kreativität und Einfallsreichtum überzeugt.

„Back in the day I thought I cracked the code to my musical success and at the time that was just wildly combining different genres and samples. I was at the forefront of that and it worked really well for me.“ Nach seinem ersten Album ist es vier Jahre still um Left Boy geworden. 2018 hat er uns dann mit dem Rock-Album „Ferdinand“ eine ganz neue Seite von sich gezeigt. „When it became the norm in the industry to mashup contrasting things I had a tough time figuring out what’s next. I try to be a musical explorer and if there’s something I haven’t tried yet then that is always an exciting journey to take.“, erzählt er.

Nach dem Rock-Album und dem gelungenen Aprilscherz-Track „Heiß“ kam dann noch völlig überraschend Left Boys allererster und fantastischer Song auf Deutsch. Auf „Bitte brich mein Herz nicht, Baby“ klingt er wie das Love-Child von Yung Hurn und Cro - obwohl ja, wenn man es genau nimmt hier eigentlich Left Boy musikalisch gesehen der „Father (of God)“ unter den dreien ist. Der Track entstand beim Herumalbern mit Freunden innerhalb weniger Tage und wurde in kürzester Zeit zum Sommerhit und zu einem der bis dato erfolgreichsten Left Boy-Songs.

Auf Hochglanz poliert

Das erste Lebenszeichen von Ferdinand war die „Sex Party“-EP ein Jahr später mit vier Songs, auf denen er die Fans noch mit der Schreibweise „Ferdinand ft. Left Boy“ verwirrte. Mittlerweile ist es offiziell, der Boy ist sozusagen erwachsen geworden, wie jemand, der seinen Spitznamen aus Jugendzeiten ablegt und seine Freund*innen bittet, ihn ab jetzt mit seinem richtigen Namen anzusprechen.

Und weil die ganze Sache mit dem neuen Namen so Einiges an Aufmerksamkeit frisst, darf am Ende natürlich nicht das Wesentliche vergessen werden, nämlich: Wie klingt die Musik von Ferdinand eigentlich? Nach der eher rockig geratenen „Sex Party“ hat Ferdinand einige komplett unterschiedlich klingende Songs released: Vom funky 80ies Vibe in „Vampire“, über „Money Right“, einer Produktion von seinem Kollegen und Freund Monophobe, über die Ferdinand einfach nur singt und rappt wie er es immer schon gemacht hat, bis hin zur Eigenproduktion „Every Single Summer“, die ähnlich frei von Struktur ist wie die ganz alten Left Boy-Sachen, zeigen die neuen Songs von Ferdinand, dass seine kreative Energie noch lange nicht ausgeschöpft ist und sich in alle möglichen Genres und unterschiedlichen Richtungen des Musikmachens erstreckt.

Ferdinand schätzt seine neu gewonnene Freiheit, tobt sich aus und klingt dabei jedes mal unverkennbar nach sich selbst: saubere Rap Parts, hohe Töne im Gesang, ausgezeichnet produziert, mit Elementen aus den verschiedensten Genres. Also wie Left Boy, aber irgendwie hochwertiger, polierter und ausgereifter. Die aufwändig produzierten Videos sind verschwunden und einfachen, schnell umsetzbaren Konzepten gewichen. Das Riesenego ist weg, zurück bleibt ein kreativer Kopf, der mit Hochdruck weiter an neuen Songs arbeitet: „I do think it’s an evolution and that I’m in a different place now. I think the music has a higher quality level and is more timeless. It’s more to the best of my ability.“

To be continued...

Alben will Ferdinand erst einmal keine mehr herausbringen, was aber nicht bedeutet, dass wir nicht schon ganz bald mehr von seiner neuen Musik hören werden: „I have a finished EP and right now I’m starting to work on the german stuff, which is something I promised fans - I wrote one new german song last week that I really like. Most of the stuff that’s coming in the future will just be single releases and EPs and I’m all over the place! I want to get songs out quicker and give the people what they’ve been asking me for, which is a little more continuity.“

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