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Warum will mich das Internet reich machen?

Wenn das Internet durch Cookies alles über mich weiß, warum bekomme ich dann dauernd Werbung für furzende Puppen und Business-Kurse angezeigt?

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Bis vor kurzem haben alle gerne Kekse gehabt. Manche bevorzugen Kekse mit Schokolade, andere mit Zimt, Dritte hingegen mit Rosinen. Für diejenigen, die Süßes nicht essen, gibt es Kekse mit Ingwer oder sogar mit Käse. Hunde haben auch ihre eigenen Hundekekse und wedeln freudig mit dem Schwanz, wenn man ihnen einen anbietet.

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Jetzt ist aber alles anderes. Das englische Wort für „Keks“, „Cookie“, hat eine ganz andere Bedeutung. Wir werden täglich mehrmals gefragt: „Diese Seite verwendet Cookies, akzeptierst du das?“ Man kriegt den Eindruck, dass man im Internet seine Anonymität verliert und dank dieser Cookies das Internet schon alles über unsere Vorlieben weiß.

Der Computerbäcker terrorisiert mich ständig mit genau zwei Arten von Werbung: Für die erste habe ich eine Erklärung. Ich habe eine kleine Tochter und habe versehentlich beim Schauen eines Kinderfilmchens mehrere Cookies gegessen. Seitdem bekomme ich immer Werbung für Kinderspielzeug. Ich hätte nie geahnt, dass die Welt so viele Arten von Plastikzeug für Kinder herstellt. Puppen, die weinen, pinkeln und furzen lauern hinter jeder Ecke. Ihre physiologischen Eigenschaften zeichnen sie anscheinend hauptsächlich als Menschnachahmungen aus. Mir wurde gesagt, dass durch solche Puppen Kinder lernen, die Bedürfnisse anderer zu respektieren.

Ich habe am Spielplatz ein Kind gesehen, das seine Puppe genau zweiunddreißig mal hintereinander zum furzen brachte. Das fanden seine Eltern anfangs auch lustig, irgendwann nahmen sie die Puppe aber weg. Das Kind war beleidigt. „Jetzt magst du ohne mich furzen, oder?“, fragte es seine Mutter.

Werbung für Spielzeug kann ich mir irgendwie erklären, die zweite Art aber keinesfalls. Zwei Typen mit schleimigen Frisuren und Anzüge wie von einer Dorfhochzeit versuchen mich zu überreden, mich für ihre Businesskurse anzumelden, da sie mich hundertprozentig reich machen könnten. Die zwei fahren in Limos herum, trinken Cocktails vorm Swimmingpool oder klopfen auf ihre Ledertaschen, die anscheinend mit 500-Euro-Scheinen vollgestopft sind. Sie überreden mich, dass diese Kurse den in mir schlummernden Jeff Bezos aufwecken werden und ich in zwei Monaten zusammen mit Bill Gates überlege, wie wir die Menschheit durchimpfen.

Ich verdächtige die zwei, dass sie hinter meinen Ersparnissen her sind, kann sie aber gleich beruhigen, dass ich gar keine Ersparnisse habe. Warum wurde ich von unbekannten Cookies wohl als potentieller Besucher von Businesskursen auserwählt? Meine einzige Vermutung ist, dass ich mich als „Low Life Experte“ bezeichne. Wahrscheinlich denken sich Cookies, dass jeder „Low Life Experte“ in das High Life aufsteigen möchte!? In meinem Fall haben sie falsch geraten! Ich bin zufrieden mit meinem Platz und würde nie mit diesen Menschen Cocktails am Swimmingpool trinken. Davor lieber furzende Puppen.

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