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Dreimalumalpha

Dreimalumalpha / Motormusic

Dreimalumalpha sind FM4 Soundpark Act im Dezember

Im Westen gibt’s Neues: mit der gitarrenlastigen Indie-Pop-Band Dreimalumalpha aus Innsbruck, zum Beispiel. Mit ihrem Debütalbum „Jugend ans Geld verloren“ ist das Trio unser FM4 Soundpark Act des Monats Dezember.

Von Michaela Pichler

„Ein Songwriting-Prozess ist immer ein Output, das ist wie expressionistisches Malen. Da klatscht irgendwer Farbe an die Wand und schmiert drüber. Und das ist gut so“, meint Simon Rogina im FM4 Interview. Wenn der Sänger und Gitarrist von Dreimalumalpha vom kreativen Schaffensprozess der Band erzählt, geht es oft ums Ausbrechen oder Herausbrechen, ums Rausplatzen, auf jeden Fall um Ausdruck und irgendwo auch um Authentizität. Als Band sind Dreimalumalpha seit 2017 unterwegs, für Simon Rogina standen allerdings schon länger die Weichen auf ein gemeinsames Musik-Projekt. „Ich habe Lieder gemacht auf meiner Gitarre und immer wieder Texte geschrieben. Mit der Zeit habe ich dann meine Freunde, die auch Musik gemacht haben, wirklich dazu aufgefordert: ‚Wir müssen etwas tun, weil du kannst das gut und ich kann das gut, das muss was werden!‘“ Aus diesem Müssen entstehen Dreimalumalpha, zuerst noch zu viert, dann schließlich mit der aktuellen Besetzung, mit Simon Rogina, Johannes Hahmann und Thomas Krug.

Wenn es um den Sound geht, werden Dreimalumalpha oft mit der Hamburger Schule verglichen, mit Bands wie Tocotronic oder Tomte, mit richtig gutem deutschsprachigen Indie-Pop eben. Wenn von musikalischen Einflüssen die Rede ist, werden im Interview aber andere genannt. Von The-Smith-Gitarristen Johnny Marr ist da die Rede, genauso wie von Neil Young, Bob Dylan, die frühe Brit-Pop-Ära wird genannt. Der davon inspirierte Dreimalumalpha-Sound speist sich klassisch aus E-Gitarre, Bass und Schlagzeug - der dadurch entstehende Indie-Rock hat für die Band aber im Liedermachertum seinen Ursprung. Erstmals hörbar wird das auf der EP „Bleib Zurück“ im Jahr 2018. Nun drängt sich nach all der Zeit das Langspiel-Debüt auf.

Dreimalumalpha

Dreimalumalpha

Das Debütalbum von Dreimalumalpha, „Jugend ans Geld verloren“, erscheint am 4. Dezember via Motor Music.

Eiscreme zum Frühstück

Das Debüt von Dreimalumalpha heißt „Jugend ans Geld verloren“ - ein plakativer Titel, bei dem eine gehörige Portion Kapitalismuskritik mitschwingt: „Als Jugendlicher versucht man, auf keinen Fall in das hineinzuwachsen, was man bei seinen Eltern verabscheut hat, aber dann kommt man drauf, dass man schon längst drin ist“, meint Thomas Krug. „Das ist schon wie eine Krankheit, dass man die Euphorie und Leidenschaft für Hobbies oder Tätigkeiten gerne einmal fürs Geld Verdienen eintauscht“, schließt Simon Rogina an. Als Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft laden Dreimalumalpha mit ihrer Musik zum Träumen ein, zum Luftschlösser bauen und wieder abreisen, zum frühmorgendlichen Eiscreme-Essen, wie es auch in einem ersten Vorboten des Albums heißt. Mit der Single „Zu Besuch“ sind Dreimalumalpha reingestolpert in die FM4 Charts, mit herrlichen Textzeilen wie „Du bist ein Ausnahmetalent in Sachen Freizeitgestaltung“ und einer luftigen Ohrwurm-Attitüde haben sie es damit auf Platz 12 geschafft. Dreimalumalpha haben das gleich mal mit Anstoßen besiegelt: „Da haben wir erstmal alle ein Stamperl ‚Essacher Luft‘ getrunken - das ist ein extrem scharfer Schnaps, unfassbar scharf ist der!“

Auf subtile Art und Weise

„Zu Besuch“ ist exemplarisch für die Kunst, die Dreimalumalpha in ihren Popsongs betreibt. Es ist Musik, die mit ihrer Leichtigkeit auch etwas angenehm Triviales ausstrahlt, beim zwischen den Zeilen Lesen und genauer Hinhören drängen sich aber auch die ernsten Themen auf, das große Ganze. Reizworte wie „Revolution“ kommen nicht nur in „Zu Besuch“ vor, auch in „Ohne Theorie keine Revolution“ wird übers Aufbegehren philosophiert. Wenn sich Dreimalumalpha eine Revolution aussuchen könnten, wäre das eine Bildungsrevolution. „Da könnten wir ganz schön viel Blödsinn damit in der Zukunft verhindern, wenn alle Potentiale gefördert werden würden.“

„Traurige Gesichter / sind mit Sicherheit / ein grundlegender Maßstab / der Systembeschaffenheit“
(„Ohne Theorie keine Revolution“)

Zwischen den ernsten Tönen wird am Debütalbum auch das Karussell gedreht („Am Karussell von Ingo Blaumann“), John Lennons „Julia“ wird melodiös zitiert („Alles was groß ist“) und über die 4-Chord-Progressions der Popwelt wird gescherzt („En ander woor voor akoord“). Trotzdem schwingt durchs ganze Album eine sozialpolitisch-kritische Note. „Natürlich spüren auch wir die Bereitschaft zur Gewalt und zum Hass. Hass in Schriftform, Hass im Netz zum Beispiel“, meint Simon Rogina im Interview. Wie die Band auf diesen Hass antwortet? Mit Songs wie „Was ist da bloß los“, wo es im Refrain heißt: „Was ist da bloß los mit deiner Liebe?“ Ob sich Dreimalumalpha als politische Band bezeichnen würden? „Offensiv politisch sind wir sicher nicht. Aber wenn man hinhört, merkt man schon, dass wir für Menschenrechte sind, für einen liebevollen Umgang miteinander! Und das ist ja auch schon Politik.“

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