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Roberto Brundo

BLVTH: Der gehypte Produzent mit erstem Solo-Album

Nach einer ganzen Reihe von kleineren Releases hat der vielbeschäftigte Produzent und Musiker BLVTH sein Debütalbum veröffentlicht. „I love that I hate myself“ ist ganz dem Titel entsprechend, ein Balanceakt zwischen emotionalen und musikalischen Gegensätzen, der BLVTHs Soundästhetik auf ein neues Level hebt.

Von Alica Ouschan

Auch wenn der Name BLVTH vielleicht noch nicht unbedingt in aller Munde ist, kann es gut sein, dass man unbewusst schon den ein oder anderen Song gehört hat, der aus seinen talentierten Händen stammt: BLVTH kann sich Produktionen für Casper, Marteria, Ahzumjot und zuletzt das Soloalbum von Kraftklub-Frontmann Felix Kummer „KIOX“ in den Lebenslauf schreiben.

Seit 2016 macht BLVTH außerdem auch selbst Musik, ist durch verschiedene Genres gezogen, hat sich von allen eine Kleinigkeit mitgenommen und durch das Herumexperimentieren in nur wenigen Jahren unabsichtlich einen alleinstehenden Signature-Sound in der deutschen Musiklandschaft entwickelt. BLVTHs Produktionen sind alternative Popsongs, gespickt mit Elementen aus Grunge, Trap und Punk. Vergangenen Freitag ist nach mehreren EPs, Mixtapes und Collections BLVTHs Debütalbum „I love that I hate myself“ erschienen.

Ein eigener Kosmos

„I love that I hate myself“ ist vom Cover über die Songs bis hin zum Namen ästhetisch perfekt abgestimmt und reiht sich damit nahtlos in die bestehenden Werke des BLVTH-Universums ein. Denn nicht nur seine Musik, sondern auch seine Musikvideos, Modekollektionen und alles, was sonst noch aus BLVTHs Feder kommt, scheint dieselbe unverkennbare Ästhetik zu verkörpern. Dabei war das gar nicht beabsichtigt, wie er im FM4 Interview erzählt.

Album Cover "I love that I hate myself"

Call Me Anytime

I love that I hate myself ist am 27. November beim Label Call Me Anytime/Universal erschienen.

„Ich glaube, ich seh das gar nicht so, wie Leute das von außen sehen. Sie sagen mir: ‚Ey, egal was du machst, Features, Genres, Produktionen - man hört immer sofort raus, dass du das bist!‘ Das ist natürlich krass aber ich glaub, das liegt daran, dass ich alles wegschmeiße, was ich nicht fühle und davon landet dann erst gar nichts in meinem Kosmos, diesem BLVTH-Universum. Und weil da eben nur Sachen reinkommen, die sich für mich real anfühlen, wirkt das wahrscheinlich so, als wäre alles aus einem Guss,“ erzählt BLVTH.

Dabei ist BLVTH kein großer Entwickler von Konzepten - Songs entstehen bei ihm meist sehr schnell und auch schon mal viel zu knapp. Bei vielen Artists ist das Album schon ein halbes Jahr vor dem Release fix und fertig - einige Songs auf BLVTHs Album sind erst vor ein paar Monaten entstanden, am Video zur Album-Single „HAHA“ hat er noch bis am Tag vor dem Release rumgetüftelt.

Seine Spontanität und Selbstständigkeit sind Fluch und Segen zugleich: „Ich hab keine Deadlines, ich kann selbst entscheiden, wann etwas fertig ist. Ich überleg mir auch nicht im Vorhinein, wie das Album ausschauen soll oder denk mir, dass ich einen Song so nicht machen kann, weil das nicht nach mir klingt. Ich kann meine Ideen einfach durchziehen. Gleichzeitig dreh ich mich oft im Kreis und kann Dinge nicht abschließen.“

[prod. BLVTH]

Sein Hang zum Perfektionismus ist aber vielleicht genau das, was ihn zu einem so guten und gefragten Musiker macht, vor allem dann, wenn er für andere produzieren soll: „Ich weiß, das hört sich immer so romantisch an, wenn man sagt, Musik zu produzieren ist kein Job für mich, und es kommt dabei auch voll drauf an, für wen man arbeitet. Gerade beim KUMMER-Album hat die Zusammenarbeit immer super funktioniert und Felix hat alle Entscheidungen getroffen. Ich hab dabei so viel über mich selbst gelernt und mir so viel mitgenommen - ich würd’s auf jeden Fall wieder tun.“

Mit „KIOX“ hat BLVTH schon ein Nummer-1-Album in der Tasche, bei seinen eigenen Releases ist der ganz große Erfolg bis jetzt aber ausgeblieben, obwohl er von deutschen Musikmedien bereits seit einem Jahr als der vielversprechendste deutsche Produzent und Newcomer gehyped wird. Den „großen Durchbruch zu schaffen“ ist aber auch nicht unbedingt sein Ziel, sagt BLVTH, der sich im Underground pudelwohl fühlt.

BLVTH

Roberto Brundo

„Worüber soll ich mich denn beschweren? Ich finde, es läuft übertrieben gut! Es wächst - vielleicht langsam in den Augen mancher, aber in meinen Augen wächst es perfekt. Ich hätte auf mein Album ja auch irgendwelche Features draufmachen können, um mehr Reichweite zu generieren, aber dafür ist es für mich viel zu persönlich. Lass die Community klein sein - wenn jemand das fühlt, was ich mache und die Leute relaten können, dann ist das für mich heilig! Und wenn Leute auf einmal komplett ausrasten, weil ich auf Instagram Zimtschnecken backe und mir schreiben ‚Boah, ich hab noch nie gebacken, das hat mein Leben verändert!‘, und dann backen sie Zimtschnecken und es fühlt sich so an, als würden wir gemeinsam backen, dann ist das geil. Es könnte nicht besser laufen!“

Den Zimtschnecken-Hype, den BLVTH in seiner Instagram-Fangemeinde ausgelöst hat, hat auf „I love that I hate myself“ übrigens auch einen Song bekommen: „Cinnamon“ ist ein vibey Track mit harten Bässen, der ohne Text auskommt. Außerdem ist auf BLVTHs erstem Album auch erstmals ein Song auf Deutsch zu hören. „Kaputt“ ist zufällig entstanden und einer der besten Songs des Albums, der hoffen lässt, dass der eine deutschsprachige Song kein einmaliger Ausrutscher war. Dazu sagt BLVTH: „Es war eine riesige Hürde für mich, einen Song auf deutsch zu machen. Ich werde auf keinen Fall nur noch auf deutsch singen, aber es wird auf jeden Fall noch mehr deutsche Songs geben. Vielleicht auch mal einen auf Polnisch.“

Das Zusammenspiel der Gegensätze

BLVTH experimentiert nicht nur mit verschiedenen Genres und Sprachen herum, sondern spielt immer wieder mit der Ästhetik von Gegensätzen. „I love that I hate myself“ ist ein sehr persönliches Album, das passend zum Namen Selbsthass und Selbstliebe gegenüberstellt und versucht, Balance durch die Musik zu finden. „Der Albumtitel ist ja kein Zufall“, sagt BLVTH. „Ich liebe es, dass ich mit mir selbst struggle. Es ist das, was mich antreibt, was mich dazu bringt, Songs fertigzumachen, nach vorn zu gehen, mich weiterzuentwickeln. Natürlich sitzt das viel tiefer und kann auch krankhaft sein. Aber wenn das der Preis ist, den ich dafür bezahlen muss, um meine Musik zu machen ist es eben so. Das ist eben auch wieder Fluch und Segen.“

BLVTH ist mittlerweile ein Meister darin, jegliche Empfindung durch seine Musik zu transportieren. Der Text ist ein beabsichtigtes Beiwerk, während BLVTH die gesamte Gefühlspalette direkt aus seinem Inneren in mehrere Soundspuren legt, Emotionen wie Wut oder Verzweiflung vertont und greifbar macht. „Musik ist eine Sprache die ich spreche. Ich kann mit der Musik perfekt ausdrücken, was ich denke“, sagt BLVTH. Mit „I love that I hate myself“ hat er seine Soundästhetik noch einmal auf ein neues Level gehoben.

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