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Hearts Hearts

Tim Cavadini

Hearts Hearts sind für immer wild

Die große, euphorische Pop-Wucht: Hearts Hearts wollen mit ihrer neuen Single „Wild At Heart“ alles, und das ist gut so. Sie sind unser FM4 Austrian Act Of The Day.

Von Lisa Schneider

Ein Roadmovie, ein Krimi, eine Liebesgeschichte: 1990 kam David Lynchs „Wild At Heart“ in die Kinos, ein Klassiker mittlerweile, ausgezeichnet unter anderem mit der Goldenen Palme in Cannes und insgeheim mit der goldenen Spürnase für Superhits (im Soundtrack: „Wicked Game“ von Chris Isaak). Von den Zuseher*innen wurde und wird der Film wegen der räudig-frechen Atmosphäre und der oft ver(w)irrten, aber immer charmanten Charaktere geliebt. Vor allem aber wegen des zuckrigen, gut nachvollziehbaren Gefühls, aus gutem Grund vor seinem Leben davonzulaufen.

„Wild At Heart“ heißt auch die neue Single von Hearts Hearts.

„There’s a song in my mind / when you are gone“ - Lieder über Lieder, oder besser, übers Liederschreiben, sind nicht selten eine gute Sache. Kann man so hineinblicken in den Ursprungs- und Entstehungsprozess und auch hinein in das, was der Song will: Im Fall von „Wild At Heart“ steht natürlich das unmittelbare Aufbegehren im Vordergrund, „step up to the chance, step up to the feeling“ heißt’s da nicht wenig cheesy im Refrain. Der Dandy ruft es laut: „C’mon, baby!“ Raus aus diesem Leben, das du dir selbst so nicht ausgesucht hast.

Pathos im Pop kann, soll, muss aktuell vielleicht sogar sein, und Hearts Hearts schöpfen aus dem Vollen: Phil Collins-Drums grummeln kurz vorm Refrain, das klimper-gleißende Klavier hätte sonst nur Jamie Lidell eleganter hineingeschlichen, der Refrain dann aber, der führt direkt zu einer der besten Londoner Bands, Jungle. Dichtes Instrumentarium, an dessen höchstem Punkt dann die Kopfstimme sitzt, wie sie David Österle wie wenig andere in diesem Land beherrscht. Einmal mehr verwerfen Hearts Hearts das Bild einer Band, die sich festgelegt hat auf den einen, sie auszeichnenden Sound.

Mit ihrem Debütalbum „Young“, veröffentlicht 2015, haben Hearts Hearts all die verkopften Indie-Herzen höher schlagen lassen, da war genug dabei, um Kritiker*innen tüfteln und die Brotkrumen zurück zu Thom Yorke suchen zu lassen. Da war aber auch genug Potenzial fürs zweite Album, den Meisterstreich „Goods/Gods“ dabei, der sich mit der vollen Bandbreite dessen, was Bläser- und Streichersätze aus gut strukturierten Popsongs herausholen können, präsentiert hat.

In den letzten Monaten haben Hearts Hearts Singles aus einem scheinbar unerschöpflichen Pool ihrer bandinternen Kreativität veröffentlicht: „Sun“ war in strahlender Helligkeit und Überzeugungskraft noch am ehesten dran am jetzigen „Wild At Heart“. „Rub My Eyes“ hätte wohl auch Matt Berninger von The National gern geschrieben, und schließlich gab’s dann da auch noch das schöne, feingliedrige Folkstück „Some Oceans Away“.

Es ist spannend, es bleibt spannend. Womit uns Hearts Hearts schon demnächst überraschen, beibt offen. Bis dahin: Stay wild!

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