Guides, Fleets & Co: Was können die neuen Social Media Features?
Von Ambra Schuster
Mehr Zeit zu Hause = mehr Zeit im Internet. Hände hoch wer’s kennt. Wer viel auf Sozialen Medien unterwegs ist, dem sind bestimmt auch schon diverse neue Features aufgefallen, die in den letzten Wochen in Österreich ausgerollt wurden. Vor allem der Facebook-Konzern hat sich einer Generalüberholung unterzogen und eines der größten Updates seit langem gelauncht.
Guides, Shops und eine neue Oberfläche
Instagram sieht seit kurzem anders aus. Intagram-Reels steht noch mehr im Fokus mit einem eigenen, zentralen Button auf der Landing-Page. Die Kurz-Videos hat sich Instagram von der Konkurrenz-Plattform TikTok abgeschaut und pusht sie dementsprechend.
Instagram-Screenshot
Wer sich im umgebauten Instagram orientiert hat, entdeckt auch ein neues kleines Zeitungssymbol. Das ist die neue Funktion Instagram Guides. Damit kann man schon bestehende Instagram-Beiträge kuratieren und neu aufbereiten. Ein Guide sieht am Ende aus wie ein Mini-Blog-Eintrag aus beliebig vielen Insta-Posts. Jeder Post hat eine eigene Überschrift und einen eigenen Text. In der Testphase hatten vor allem Accounts für mentales Wohlbefinden Zugang zu Guides, um Menschen durch die Pandemie und den Lockdown zu helfen. Mittlerweile ist das Feature aber für alle Nutzer*innen ausgerollt worden. Momentan können damit die liebsten Orte, Beiträge und Produkte gesammelt und geteilt werden. Mit dem Blog-Feature gibt es eine weitere Gestaltungsebene innerhalb der Plattform und bringt User*innen letztendlich dazu, noch mehr Zeit auf Instagram zu verbringen, statt auf andere Seiten zu wechseln.
Womit wir beim nächsten neuen Instagram-Feature sind: Instagram-Shops. Es gibt einen eigenen Einkaufwagen, Kategorien und oft muss die Plattform nicht einmal mehr verlassen werden, um die Produkte dann auch tatsächlich zu kaufen. Damit wird Instagram noch mehr zu einer einzigen, großen E-Commerce-Plattform.
Facebook- und Instagram-Messenger mergen
Aber es geht nicht nur um Konsum. Via Instagram-Live kann man mittlerweile auch eine Spendenaktion starten. Live-Streams monetarisieren funktioniert, wie die großen Content Creators von der Konkurrenz TikTok vorführen. Und auch die Schwesternplattform Facebook hat vorgemacht, wie man auf Social Media Geld für die gute Sache sammelt.
Apropos Schwestern – mit dem letzten Update sind auch der Instagram- und Facebook-Messenger verschmolzen. Das heißt, man kann von einer auf die andere Plattformen anrufen und chatten und es macht keinen Unterschied mehr, ob jemand nur auf Instagram oder nur auf Facebook ist. Im Messenger selbst gibt es ebenfalls jede Menge neuen Schnickschnack. Darunter selbst-zerstörende Nachrichten, personalisierte Emojis und die Gruppen-Video-Chat-Funktion „Rooms“, mittels der bis zu 50 Personen gleichzeitig videotelefonieren können. Neu ist auch das Feature „Watch Together“, bei der man Insta-Videos, Serien und Co synchron mit Freunden im Messenger streamen kann.
Twitter Fleets sind abgespeckte Instastorys
Im Vergleich zu dieser Generalüberholung wirkt die neue, abgekupferte Story-Funktion von Twitter eher lame. Twitter Fleets funktioniert exakt gleich wie die Story-Funktionen auf jeder. einzelnen. anderen. Plattform und unterscheidet sich momentan nur darin, dass es kaum fancy Effekte wie Filter, Gifs, Musik und Co zur Gestaltung gibt.
Noch besser finde ich fotografierte Tweets von fotografierten Fleets von fotografierten Tweets, gepostet als Fleet. pic.twitter.com/aUQchKjf93
— Roland Giersig, Waldstadtbewohner (@RolandGiersig) 2. Dezember 2020
Twitter will mit Fleets zurückhaltenden Nutzer*innen die Angst nehmen, sich zu äußern. In der eingeschworenen Medien- und Politik-Bubble sind die Gefühle über das Feature unterdessen gemischt. Manche verfleeten in der Hoffnung auf mehr Reichweite ihre Tweets, andere boykottieren die Funktion. Viele Boomer wissen auch nicht, wie man Storys mit Mehrwert gestaltet und plötzlich sieht man die Kolleg*innen beim Essen oder Spazierengehen. Die professionelle Distanz schwindet und Twitter ist plötzlich eigenartig persönlich. Ob das gut geht? Dabei hätte man sich doch eigentlich nur einen simplen Edit-Button gewünscht, um Tweets auch nach dem Vertwittern verändern zu können. Es könnte so leicht sein, aber – das nächste Update kommt bestimmt!
Publiziert am 02.12.2020