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Licht ins Dunkel

Wo bekommen unversicherte Menschen in Österreich medizinische Versorgung?

In unserer diesjährigen Licht ins Dunkel Aktion unterstützen wir die Marienambulanz in Graz. Das ist aber nicht die einzige medizinische Einrichtung für unversicherte Menschen. Wir haben uns angeschaut, wie es im Rest von Österreich aussieht.

Von Diana Köhler

In Innsbruck versorgt seit 7 Jahren Medcare unversicherte und obdachlose Menschen und gehört zu den wichtigsten sozialen Einrichtungen der Stadt. Zu Medcare kommen Angehörige aus 59 verschiedenen Nationen, es gibt eine Ordination und den Medcare-Bus, der regelmäßig seine Runden in der Stadt dreht.

Medcare ist eine von vielen Einrichtungen in Österreich, die unversicherten Menschen einen niederschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung bieten. In Wien ist das neben AmberMed zum Beispiel das Neunerhaus oder auch das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. In Salzburg gibt es den mobilen Virgilbus, in Linz das Helpmobil der Caritas. In Graz steht außer der Marienambulanz noch das einzige Hospiz für unversicherte Menschen, betrieben von den Vinziwerken.

Besonders, weil die finanziellen Ressourcen knapp sind, ist viel Austausch unter den Einrichtungen wichtig, sagt Veronika Schneider. Sie ist schon fast seit Anfang mit dabei und organisatorische Leiterin von Medcare. Schon vor der Gründung in Innsbruck sei man zum Beispiel nach Graz in die Marienambulanz gefahren, um sich die Strukturen dort anzuschauen, sagt sie: „Es war wichtig abzuklären, wie die Abläufe funktionieren, was die rechtlichen Grundlagen sind, wie man die ehrenamtlichen Ärzt*innen koordiniert. Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden!“

Vor sechs Jahren hat sich „Plafonig“ gegründet: Plattform der niederschwelligen Gesundheitseinrichtungen in Österreich. Beim Vernetzungstreffen einmal im Jahr wird über Entwicklungen gesprochen, externe Vortragende eingeladen oder es werden gemeinsam Fortbildungen besucht.

Der jüngste Plafonig-Zuwachs ist der Virgilbus in der Stadt Salzburg, eine gemeinsame Initiative von rotem Kreuz, Samaraiterbund und Malteser. Jede Woche fährt eine andere Rettungsorganisation mit ihrem Einsatzwagen die bekannten Aufenthaltsorte von Notreisenden an. „Notreisende“, das meint umgangssprachlich „Bettler“, bei Plafonig hat man sich aber auf diesen passenderen Ausdruck geeinigt.

Die Untersuchungen übernehmen pensionierte Ärzt*innen ehrenamtlich, Medikamente werden von der Apotheker*innenkammer gespendet. Und auch sonst ist der Virgilbus zu einem großen Teil auf Spenden angewiesen.

Der politische Wille fehlt

In Innsbruck ist zur Zeit der Corona-Pandemie vor allem eine Gruppe an Menschen größer geworden, die Hilfe bei MedCare suchen, erzählt Veronika Schneider: Erntehelfer*innen und Saisonarbeiter*innen, die es nicht mehr nach Hause geschafft haben. Viele seien auf der Straße und in Notschlafstellen gelandet.

Neben Notreisenden stellen geflüchtete Menschen eine zweite große Gruppe unter den Unversicherten. Viele befinden sich in einer Grauzone: Zwar kommen sie nicht aus sicheren Herkunftsländern und dürfen so nicht abgeschoben werden, sagt Veronika Schneider. Gleichzeitig dürfen sie aber auch nicht arbeiten, obwohl sie durchaus dazu bereit wären. Das hätte dann mitunter auch die fehlende Versicherung zur Folge.

„Mein größter Wunsch wäre, dass es uns nicht mehr braucht“, sagt Veronika Schneider. Doch dazu sei eindeutig nicht genug politischer Wille da. Man könne sehr vielen Menschen eine reguläre medizinische Versorgung zugänglich machen, wenn man sie in Österreich legal leben ließe.

FM4 für Licht in Dunkel

Wir unterstützen 2020 im Rahmen von Licht ins Dunkel die Marienambulanz in Graz. Alles zu unseren Aktionen und Spendenmöglichkeiten findest du auf fm4.ORF.at/lichtinsdunkel.

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