FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

FC Gloria

FC Gloria

Die FC Gloria Filmpreise sind verliehen

Nach 2018 werden dieses Jahr zum zweiten Mal die FC Gloria Filmpreise verliehen. Wer bei der ersten Verleihung im Wiener Stadtkino dabei war, erinnert sich an einen Abend, der von Eleganz, Feierlichkeit und Witz gesprüht hat, wie man das bei Preisverleihungen selten erlebt.

Von Anna Katharina Laggner

Diesen Spirit spürt man auch in der diesjährigen Verleihung, die (wir wissen warum) online stattgefunden hat. Und er ist nicht zuletzt auf Denice Bourbon, die Moderatorin („your feisty, but feminist guide through this evening“), zurückzuführen. Noch bevor sie sich selbst vorstellt, spricht sie das Wort „Solidarität“ aus.

Dafür steht FC Gloria nicht zuletzt, für den Zusammenhalt (nicht nur, aber vor allem) der Frauen im österreichischen Film. Die FC Gloria Filmpreise werden in vier Kategorien vergeben, jeder Preis ist gleich hoch mit 5.000€ dotiert und jede Preisträgerin bekommt auch die von Katrina Daschner gestaltete Preisskulptur, deren Symbolik kein Geheimnis aus sich selbst macht. Und die, nebenbei bemerkt, eine wunderbare Farbe trägt.

Sichtbarkeit

Die Künstlerin Mara Mattuschka wird mit der Gloriette 2020 auszeichnet und von der Jury als Hohepriesterin der Subversion gefeiert. Und in der Tat: es gibt niemand Vergleichbaren, Mara Mattuschka, geboren in Sofia, steht für ein genre- und gendersprengendes (nicht nur) filmisches Werk und eine schrille, gleichzeitig seriöse Absage, so die Jury, „an die nicht enden wollende Konjunktur des Egos“. Mara Mattuschka ihrerseits wünscht Mut, Energie, Durchhaltevermögen.

Mara Mattuschka

Elsa Okazaki / FC Gloria

Durchhaltevermögen ist grundsätzlich ein Wort, das regelmäßig fällt, wenn man sich mit Frauen unterhält, die in Männerdomänen vordringen wollen. Etwa die Oberbeleuchterin Kim Jerrett, sie ist die einzige Oberbeleuchterin Österreichs, eine der besten des Fachs, wie die Jury sagt.

Ihre Arbeit in den Licht-Departments von österreichischen Filmproduktionen macht sie seit drei Jahrzehnten, was aber scheinbar bis zum heutigen Tag niemandem aufgefallen ist: Im Österreichischen Film Gender Report wird angegeben, dass das Licht zwischen 2012 und 2016 zu 100% in Männerhand war. Wo war Kim Jerrett in dieser Zeit oder fällt Oberbeleuchtung in ein anderes Department?

Kim Jerrett

Bernhard Pötscher / FC Gloria

Für ihre Arbeit erhält sie den Gloriosa Preis 2020 und fühlt sich geehrt, natürlich. Aber auch erinnert sie dieser Preis an die Hindernisse, die sie überwinden musste. Jerret rät zu Geduld und Beharrlichkeit, denn mit Wut und Aggression, sagt sie, erreiche man nichts.

Die Frau von der Garderobe

Als sie gemeinsam mit Barbara Albert an ihr erstes Filmset kam, wurden die beiden für Garderobierinnen gehalten. Das ist zwar auch ein ehrbarer Beruf, doch Christine A. Maier hat als erste Frau an der Wiener Filmakademie Kamera studiert und kam mit Barbara Albert ans Set, um „Nordrand“ zu drehen, einen Film, der in die österreichische Filmgeschichte eingehen sollte. „Nordrand“ war 1999 der erste österreichische Film seit Jahrzehnten, der im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig gezeigt wurde.

Auch heute noch, oder gerade heute wieder, ist die Art, wie junge Frauen in „Nordrand“ abgebildet sind (etwa auch im Umgang mit einem Schwangerschaftsabbruch), singulär, von einer Nüchternheit und künstlerischen Klarheit, wie ich sie mir öfters fürs Kino wünsche würde.
Die Kamerafrau Christine A. Maier gewinnt den Gloria-Preis 2020.

Christine A. Maier

Elsa Okazaki / FC Gloria

Ein Interview mit Kamerafrau Christine A. Maier gibt es übrigens im aktuellen FM4 Interviewpodast zu hören!

„Wir machen einen schönen Film“

Louise Fleck, die niemandem ein Begriff war, bevor nicht FC Gloria und vor allem die Journalistin und Regisseurin Uli Jürgens an sie erinnerten.

Louise Fleck ist eine österreichische Filmpionierin, sie schrieb Drehbücher, führte Regie und musste vor dem Regime der Nazis flüchten. Der nach ihr benannte Louise-Fleck-Preis ist ein Nachwuchspreis, der in diesem Jahr an die Tonmeisterin Nora Czamler geht.

Nora Czamler

Elsa Okazaki / FC Gloria

In ihrer Dankesrede spricht sie über ihre Zugehörigkeit zu einer Generation, die, wie sie sagt, mutig, sprachfähig und wenig leidensfähig sei. Dass mit Arbeit und Karriere kein Leid verbunden sein möge, ist ein frischer und willkommener Zugang zu Emanzipation und Gleichberechtigung. Wenn es gelänge, dass Frauen, die im Film arbeiten, nie mehr leiden müssten, dann wäre das tatsächlich revolutionär.

Aktuell: