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Screenshot des Spiels Twin Mirror

Dontnod Entertainment

Twin Mirror - But where is my mind?

In dem storyfokussierten Adventure Thriller „Twin Mirror“ deckt man düstere Geheimnisse auf, und macht dabei auch eine Reise ins eigene „Ich“.

von Chris Stipkovits

Der Enthüllungsjournalist Samuel Higgs hat einen Teil seiner Vergangenheit zurückgelassen – und das aus gutem Grund, denn er ist alles andere als beliebt bei den Einwohnern seiner Heimatstadt Basswood.

Basswood liegt irgendwo in den USA fühlt sich wie eine traurige Version der Kleinstadt aus der Serie „Gilmore Girls“ an. Viele Läden sind geschlossen, auf den Straßen der Stadt tut sich nicht viel – und Sam ist dafür mitverantwortlich. Denn als er seinen Artikel über die örtliche Miene veröffentlichte, musste diese geschlossen werden. Folglich verloren viele Einwohner*innen ihre Jobs, und projezieren ihren Ärger und Hass jetzt auf Sam, der ihre Lebensgrundlage zerstört hat.

„Twin Mirror“ wurde von Dontnod Entertainment twitter.com für Windows PC, PlayStation und Xbox veröffentlicht.

Where you lead, I will follow

Es ist also kein Wunder, dass Sam seine Heimatstadt zwei Jahre lang gemieden hat, doch die Vergangenheit holt ihn ein: Durch den tödlichen Autounfall seines guten Freundes Nick wird Sam gezwungen, zurückzukehren. Mit offenen Armen wird er nicht einmal von Nicks junger Tochter Joan oder seiner Ex-Freundin empfangen. Die Menschen, die Sam nahe standen, fühlen sich von ihm verraten und sind enttäuscht, dass er ohne Vorwarnung die Brücken abgebrochen hat.

Mehrere Ebenen, mehrere Realitäten

Sam muss sich nicht nur mit den Gefühlen dieser Charaktere auseinandersetzen, sondern auch mit seinen eigenen – und das nicht nur in der Realität. Die Entwickler*innen von „Twin Mirror“ bringen mehrere Ebenen ins Spiel. Sam hat seit der Kindheit einen imaginären Freund namens „Er“, eine aalglatte Version von sich selbst.

„Er“ ist immer für Sam da, auch bei der Aufklärung des Autounfalls – wo einiges im Polizeibericht nicht stimmt. Hier setzt auch der primäre Handlungsstrang von „Twin Mirror“ ein. Was in dieser Nacht wirklich passiert ist, muss Sam nicht nur für seinen eigenen Seelenfrieden herausfinden – er verspricht dies auch seiner Ex-Freundin – und die beiden werden in ein Lügennetz verwickelt, das es aufzudecken gilt.

Wie in Dontnod Spielen üblich, führt Sam viele Gespräche mit den Charakteren des Spiels. Je nachdem welche Antwort gewählt wird, reagieren die Charaktere. Da kann man schon mal einen Charakter vergraulen, doch „Er“ weist Sam ziemlich offensichtlich den „richtigen“ Weg. Das vereinfacht die Konversationen um einiges, teilweise sind sie vielleicht sogar zu einfach; das gilt auch für die kleinen Rätsel, die Sam lösen muss. Da eine Zahlenkombination für eine Tasche finden, dort ein paar Hinweise aus Post-It Notizen mit einer Akte kombinieren – oder Schlüsse im „Gedankenpalast“ ziehen.

Screenshot des Spiels Twin Mirror

Dontnod Entertainment

My memory ends here…

Der „Gedankenpalast“ ist eine weitere Ebene der Realitäten von Sam. Dabei handelt es sich um ein Gedankenkonstrukt, in dem Sam bisher Erlebtes nochmal analysieren kann, in panische Albträume gerät, oder in dem Sam logische Schlüsse ziehen kann. So untersucht er zum Beispiel den Autounfall seines Freundes in mehreren Varianten, die dann in einer kurzen Sequenz gezeigt werden: War sein Freund Nick während des Unfalls betrunken, hat er geschlafen oder war er wach? Ist Nick vielleicht einem Wildtier ausgewichen oder geradeaus weitergefahren? Diese verschiedenen Hypothesen werden in einer kurzen Sequenz wiedergeben, bis Sam die korrekte These gefunden hat.

Wo ist die gut gewählte Musik?

Dies ist eine nette Neuerung, sie sieht in der kristallinen Umgebung auch gut aus. Die anderen Spielmechaniken kennt man bereits aus den Dontnod Veröffentlichungen wie „Life Is Strange“ oder das zuletzt erschienene „Tell Me Why“.

Die Grafik in „Twin Mirror“ wurde zwar deutlich aufpoliert und die wichtigen Animationen bei der Gesichtsmimik, um Spielenden die Emotionen der Charaktere zu vermitteln, zumindest in der Windows-Version endlich verbessert, dafür gibt es in „Twin Mirror“ kaum ausgewählte gute Soundtracks, die immer sehr wichtig für die Emotionalisierung des Spiels waren. Und das ist bedauerlich, weil „Dontnod“ dafür bisher ein ausgezeichnete Auswahl getroffen hat.

„Twin Mirror“ wurde übrigens nicht wie in den vorher genannten Spielen in Episoden veröffentlicht, bei denen man über eine Zeitraum auf die Veröffentlichung der nächsten Episode warten musste – dafür ist das Spiel aber auch in etwa acht Stunden vorbei.

Dontnod hat auch liebevolle gezeichnete Artworks wie jene aus den Tagebüchern von „Life is Strange“ verzichtet, und Charaktere sind zum Großteil nicht so tiefsinnig gezeichnet wie in den vorigen Teilen, dafür ist Sam zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Verglichen mit den vorigen Veröffentlichungen – Tell Me Why ist erst vor drei Monate rausgekommen - schwächelt „Twin Mirror“ leider etwas.

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