Merchandise reloaded im Jahr 2020

Von der Christbaumkugel über nackte Stoffpuppen bis hin zur Hot Sauce: Künstler und Künstler*innen sind dieses Jahr besonders kreativ gewesen, wenn es um Merchandise geht. Ein kleiner Einblick in die weirdesten Fanprodukte, die es gerade so gibt.

Von Melissa Erhardt

Wenn einem die Haupteinnahmequellen wegbrechen, muss man sich was neues einfallen lassen. Das mussten vor allem Künstler*innen im Musik-Business heuer auf die harte Tour erfahren. CD’s und Platten sind schon lange keine lukrative Einnahmequelle mehr, Streaming auf Spotify funktioniert wie die US-Wahlen nach dem The-Winner-Takes-It-All-Prinzip und dann brachen dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie auch noch die wichtigsten Gelder durch Live Performances weg. Bleibt nur mehr wenig übrig: Entweder, man schlägt auch aus virtuellen Konzerten Profite, wie zuletzt Dua Lipa mit ihrer groß angelegten ‚Studio 2054‘ Online Performance, oder man überdenkt sein Merch-Game neu.

Denn Hoodies, Shirts und Platten sind zwar cool und machen was her, beim 10. Hoodie überlegt man sich den Kauf aber zumindest ein zweites Mal. Außer es ist natürlich der Lieblings-Act oder ein besonders schönes Design. Zu den Merch-Klassikern gehören außerdem Tassen und Poster, aber irgendwann sind auch alle Wände zu-tapeziert und der Schrank voll.

Oh Tannenbaum, wie schön sind deine Kugeln

Also muss Neues her. Aufgelegt war heuer natürlich ein ganz bestimmtes Produkt – wenn man so will, das Produkt des Jahres, das in jedem/r zweiten von uns plötzlich den lang versteckten CEO hervorgerufen hat: der Mund-Nasen-Schutz. Von Billie Eilish über die Gorillaz und Megan Thee Stallion bis hin zu Gus Dapperton, BLYTH und 21 Savage - jede*r hatte spätestens mit Sommer eine Face Mask im Angebot. Da kann die Entscheidung schon mal schwer fallen. Aber ganz ehrlich: Viel Euphorie kommt beim Kauf einer Face Mask nicht mehr auf.

Was heuer vielleicht mehr Freude schafft, ist ein schöner Tannenbaum mit – jetzt kommt’s – WAP Christbaumkugeln. Denn Cardi B hat ihre eigenen Kugeln entworfen, und neben einem WAP! WAP! WAP! Motiv gibt es auch die ‚Soggy Cookie‘-Kugeln: Going in Dry, Coming out Soggy.

Wer dieses Jahr trotz allem mit seinen Großeltern Weihnachten feiert und keine Lust auf unangenehme Erklärungsversuche hat (Nein Oma, Cardi B hat das ein bisschen anders gemeint mit den Keksen...), der könnte sich auch Christbaumkugeln von Girl in Red, SIA, Nick Cave, Guns n Roses oder David Bowie holen. Letzterer stellt sogar das passende Geschenkpapier zur Verfügung. Und apropos Nick Cave - der hat für Fans eine ganz besondere Überraschung: Eine Naked Nick Plush Doll. 100 Prozent Baumwolle, 40 cm groß und einen nackten Nick Cave auf beiden Seiten.

Eine Puppe hat übrigens auch Billie Eilish im Angebot. Arlo Parks hat für Weihnachtsliebhaber*innen hingegen ein Special Bundle zusammengestellt: Neben einer Platte, zwei CDs, einer Kassette UND einer Flexidisk, gibt es von Parks eine handgeschriebene Notiz, ein Gedicht und ein Poetry and Lyric Zine dazu.

Vom gravierten Löffel zum Money Clip

Wer Weihnachten lieber schnell überstehen will, kommt auch nicht zu kurz. In Boy Pablo’s Onlineshop kann man sich z.B. für 100 Pfund ein Limited Edition Skate Deck holen, Nilüfer Yanya und Rico Nasty locken mit eigens entworfenen Spielkarten und bei Joji kann man, nun ja, einen gravierten Löffel bestellen. Vielleicht etwas für Müslifans?

21 Savage hilft seinen Fans währenddessen, die Stacks mit einem eigens designten Money Clip unter Kontrolle zu halten und Shy Girl ist wohl doch nicht so shy und bietet eigens entworfene ‚Wrap up‘ Kondome an. Die isländische Rockband Sigur Ros hat die Gunst der Stunde genutzt und ihr eigenes CBD-Öl namens Vona kreiert; eine Sorte für besseren Schlaf, und die andere für tagsüber (um wacher zu werden) denn: „As the world spins ever faster, our collective hope is for a better life: healthier, less stressful, more benevolent and inspiring for others and ourselves. Vona has been created to address those aims“. Wer CBD lieber raucht, kann sich die passenden Filter-Tips und Papes z.B. von den Deutschrappern Plusmacher oder Haze holen.

Die Krönung: Hot Sauce

Besonders obskur wird es schließlich bei den Gorillaz, die extra für Weihnachten ein ‚Hobbs Hot Sauce Set‘, bestehend aus einer Ghost based Killah, einer Chipotle und einer Pickle Trickle Sauce verscherbeln. Limited Edition, natürlich.

Dass Künstler*innen Saucen verkaufen ist aber nicht ganz so neu: Vor kurzem hat der Rapper aus Maryland, 6LACK, seine eigene Hot Sauce designt, die mittlerweile ausverkauft ist. Und auch der heimische Rapper Yung Hurn hat nach seinem ‚Mama, haben wir Ketchup?‘ Video das Y.Hurn‘s Tomaten Ketchup produziert, seiner Meinung nach „das wertvollste Ketchup der Welt“. Dafür steht er mit seinem Ketchup.

Man sieht also: Geht es um Künstler*innen Merch, gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. Sollte man also Musikliebhaber*innen unter seinen engsten Familienmitglieder und Freund*innen haben empfiehlt sich: Schaut doch mal auf die Merch-Seite der Lieblings-Künstler*innen. Da freuen sich bestimmt beide Seiten.