FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

1971: John Lennon und seine Frau Yoko Ono sitzen auf einer Stiege

APA/AFP

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens

Der US-Autor Tom Barbash mixt in seinem Roman „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ erfundene Charaktere mit echten Menschen und schafft so ein witziges und auch bewegendes Buch.

von Eva Umbauer

Es ist das letzte Jahr der 1970er, bevor die 1980er übernehmen. Anton Winter ist ein junger Mann Anfang zwanzig, und er ist wieder zurück in New York City, in der Wohnung seiner Eltern im Dakota-Building in Manhattan, nachdem er ein Freiwilligenjahr in Afrika absolviert hat. Auf dem fernen Kontinent ist Anton an Malaria erkrankt, aber das interessiert uns jetzt eigentlich gar nicht so sehr, vielmehr wollen wir wissen, was er ausheckt, wieder daheim bei den Eltern im berühmten Apartment-Komplex.

Buchcover "Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens"

kiwi-verlag

„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ von Tom Barbash ist - in deutscher Übersetzung von Michael Schickenberg - beim Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen. Das englischsprachige Original, „The Dakota Winters“, erschien 2018.

„Das Dakota, in das Buddy mit uns zog, als ich vier war, zählt zu den berühmtesten Apartmenthäusern der Welt. Es sieht aus wie ein Schloss der Habsburger. Die Idee war, auf der damals noch weit vom Schuss gelegenen Upper West Side Manhattans einen Lebensstil zu bieten, der dem eines Luxushotels entsprach. Die Liste der Leute, die dort gewohnt oder Partys besucht haben, liest sich wie das Who´s who der letzten hundert Jahre amerikanischer Kultur.“

Deine Nachbarn, die Lennons

Buddy Winter ist der Vater von Anton Winter. Buddy ist ein Late-Show-Moderator, mehr oder weniger eine Berühmtheit, mit berühmten Gästen. Aber dann erleidet Buddy Winter einen Nervenzusammenbruch, live im Fernsehen. Nun erholt er sich davon. Sein Sohn möchte ihm beim Comeback unter die Arme greifen, er hat da so ein paar Ideen. Warum nicht den freundlichen Nachbarn, der zwei Stöcke oberhalb der Familie Winter im Dakota-Building lebt, involvieren?

„Soweit ich wusste, verbrachte John seine Tage damit, in einem blau-weißen Kimono zu lesen, makrobiotisch zu kochen, fernzusehen und sich um seinen Sohn Sean zu kümmern. Yoko arbeitete unten im Erdgeschoß in ihrem Büro, wo sie Sachen kaufte: Wohnungen, ein paar Häuser, zwei Farmen mit preisgekrönten Milchkühen...“

Ja, ja, immer schön auf Yoko Ono hinhauen, die japanische Künstlerin, die durch ihre Beziehung zu John Lennon die Beatles auf dem Gewissen hatte - wie manche das jedenfalls so sahen. Da saß er also nun, der ex-Beatle John Lennon, zusammen mit Frau und Kind, im Dakota-Building, vor dem er am 8. Dezember 1980 erschossen wurde, als er abends zum Haus zurückkehrte, und ausnahmsweise seinen Chauffeur nicht extra in den Hof der Wohnhausanlage fahren ließ, sondern einfach vor dem Gebäude ausstieg.

Aber Tom Barbashs Roman, der so clever echte Menschen mit erfundenen Charakteren mixt, lässt uns diese Tragödie nicht erahnen. Vielmehr steigert sich Tom Winter, der Sohn von Moderator Buddy, hinein in die Idee, dass John Lennon die Beatles wieder aufleben lassen würde. Die Fab Four aus England würden ein Comeback feiern, live mit einem Auftritt in der US-Fernsehshow von Buddy Winter. Tatsächlich, John würde er zusammen mit den Beatles gewinnen können, denkt Tom, nicht John Lennon solo oder zusammen mit Yoko Ono und der Plastic Ono Band, nein, nocheinmal, die BEATLES könnten auftreten. Die Einschaltzahlen würden enorm sein... und Antons Vater Buddy wieder ein Star.

Todestag von John Lennon

John Lennon starb vor 40 Jahren, am 8. Dezember 1980. Zu seinem 30. Todestag ist etwa dieser Text erschienen - darüber, warum der letzte Rest der Relevanz von John Lennon in seiner heutigen Unvorstellbarkeit liegt. Auch dieses Mixtape erschien heute vor 10 Jahren.

Vater-Sohn Geschichte

„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ von Tom Barbash ist lustig, witzig, humorvoll, charmant, nachdenklich, und auch bisweilen bewegend, gar ergreifend. Zuallererst liest man diesen Roman natürlich wegen John Lennon im Buchtitel, aber es geht in dieser Erzählung, in der viele popkulturelle Referenzen vorkommen, sowie Themen wie Ruhm und Politik, eigentlich um eine Vater-Sohn-Beziehung und um das Sich-Selbst-Finden. Außerdem ist dieser Roman ein liebevolles, sehr lebendiges Porträt der Stadt New York im letzten Jahr der 1970er - ein Zeitdokument.

„Ich fuhr mit der U-Bahn nach Hause, erst mit der R, dann weiter mit der 2 Richtung Uptown. Graffiti bedeckten die Wagen von oben bis unten, die Türen, Fenster und Sitze waren fett mit Edding beschmiert. Die Stationen waren alt und eng und miefig, auf ihren ehemals hellblauen Säulen pappte eine dicke Schicht schmieriger Dreck.“

mehr Buch:

Aktuell: