Der Kampf mit dem Virus ist ein Spiel mit nur einer Mannschaft
Eine Kolumne von Todor Ovtcharov
Ich habe die Menschen bei den Massen-Antigentests genau beobachtet. Die meisten waren leise und leicht besorgt. Hin und wieder fand sich jemand in einer falsch positiven, guten Stimmung, der sich übertrieben freundlich mit den Testern unterhielt. Wir waren alle wie Menschen, die auf ein Flugzeug warten und dabei versuchen, unsere natürliche Flugangst zu verstecken. Die Meisten bei den Massentest schauen aus wie Menschen, die sich sowieso an die Maßnahmen der Regierung halten. Mit unseren Masken und Handschuhen sehen wir aus wie Wissenschaftler aus einem Hollywoodfilm, die gerade dabei sind, Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen. Die braven Bürger*innen stellen sich zuerst zum Testen an.
Radio FM4
Hier sind nur diejenigen mit den trockensten Händen der Welt, die bereits Tonnen von Seife verbraucht haben. Menschen aller Nationalitäten und Religionsbekenntnisse, wir stellen uns an und warten wie auf’s letzte Gericht.
Wir geben der Wissenschaft unsere Nasen mit der Hingabe von auf ihre Kommunion wartenden Kirchenbesuchern. Wir glauben mit religiösen Eifer an die Wissenschaft und erwarten von ihr unsere Rettung.
An dieser Schlange fehlen die Impfgegner*innen, es fehlen die Menschen, die glauben, dass Masken ihre Bürgerrechte einschränken und es fehlen die Verschwörungstheoretiker*innen. Laut ihnen sind diese Massentests eine weitere Unterdrückungsmethode seitens des Staates. Man will kein Sklave des Staates sein, man will weiterhin unabhängig sein. Wie für den Gegner bei einem Fußballspiel hat man für die Anhänger der gegnerischen Mannschaft in der Testschlange nur Verachtung übrig.
Das Ganze ist aber kein Fußballspiel. Denn wenn die Anhänger der Wissenschaft gewinnen, gewinnen auch die anderen. Wenn sie aber verlieren, haben alle verloren. Der Kampf mit dem Virus ist ein Spiel mit nur einer Mannschaft, bei dem die Verlierer leider für immer und ewig absteigen.
Publiziert am 09.12.2020