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Promobild zum Computerspiel "Cyberpunk 2077"

CD Projekt Red

„Cyberpunk 2077“ ist ein Game der Extreme

„Cyberpunk 2077“ - jenes Videospiel, das sich viele Menschen so lange herbeigesehnt haben - ist nun endlich da, nach acht Jahren der Entwicklung. Vergangene Nacht ist das Game in Europa zum Spielen freigeschaltet worden, und schon davor haben es sich viele Fans bereits fertig heruntergeladen, um sofort loslegen zu können. Es ist eine der größten Videospielveröffentlichungen überhaupt.

Von Robert Glashüttner

Große Waffen, gefährliche Figuren, doofe Sprüche, Action, Gewalt, Autos und bunte Neonlichter: Spätestens seit dem großen Erfolg der „Grand Theft Auto“-Serie wissen wir, dass es für so ein Videospielsetting eine große Nachfrage gibt. Das polnische Entwicklerstudio CD Projekt Red sagt mit „Cyberpunk 2077“ aber nun „GTA“ den Kampf an. Bekannt geworden ist die Firma durch die „Witcher“-Serie, wo vor allem der dritte Teil hocherfolgreich war. Mit „Cyberpunk“ verspricht man nun schon seit Jahren eine Spielewelt, die noch umfangreicher, noch freier, offener und detailverliebter werden soll.

Höher, schneller, weiter

„Cyberpunk 2077“ ist für Windows, Playstation 4+5, Xbox One + Series S/X sowie für Google Stadia erschienen.

Das Game ist eine Mischung aus Rollenspiel und Actiongame, bei dem man schon zu Beginn des Spieles mit jeder Menge Einstellmöglichkeiten und Spielmodi konfrontiert wird. Bei meinem ersten Anspielen heute (Donnerstag, 10. Dezember) Vormittag konnte ich mich etwa – unabhängig der Körperform – entscheiden, welches primäre Geschlechtsteil meine Figur haben soll und welche Tattoos und Piercings sie trägt. Ich habe mich im Nah- und Fernkampf geübt und gelernt, Gegenstände zu hacken. Später wird mir auch noch beigebracht werden, wie ich Auto fahre, wie künstliche Implantate in meinen Körper gelangen und wie ich Erlebnisse anderer Menschen durch eine Technologie namens Braindance in vollem Ausmaß nacherleben kann.

Promobild zum Computerspiel "Cyberpunk 2077"

CD Projekt Red

„Pen & Paper“-Universum als Vorlage

„Cyberpunk 2077“ basiert auf der gleichnamigen „Pen & Paper“-Rollenspielserie des Designers Mike Pondsmith, die es bereits seit 1988 gibt. Pondsmith zeichnet dabei eine dystopische, hyperurbane Zukunft, in der Demokratie und Gemeinwohl weitgehend ausgeschaltet sind. Stattdessen regieren korrupte, skrupellose Konzerne, das Militär, und private Söldnerinnen und Söldner, zu denen auch unsere Spielfigur namens V. zählt.

Prollig tun und dabei schlau sein wollen

„Cyberpunk 2077“ hat nicht nur Keanu Reeves als berühmtes Testimonial und eigene Spielfigur, sondern auch einen Soundtrack, für den unter anderem Grimes, Run The Jewels und Gazelle Twin Tracks beigesteuert haben.

So wie bei „GTA“ soll dieses Setting eine Kritik am Spätkapitalismus sein, ein zwinkernder Fingerzeig, der uns vorführen soll, wie es endet, wenn unsere Gesellschaft nicht aufpasst. In der Praxis ist ein plakatives „Sex- and Crime“-Setting wie in „Cyberpunk 2077“ aber vor allem Opportunismus jenen gegenüber, die es halt einfach geil finden, wenn alles heruntergekommen ist, jeder jedem ins Gesicht schießt und man mit einer fetten Karre durch die Stadt rast. Tatsächliche Reflexion und Systemkritik finden sich beim ersten Anspielen nur versteckt in Kurztexten, die manchmal in der Gegend verstreut liegen und etwa den Niedergang der öffentlichen medizinischen Versorgung oder die psychologischen Nebeneffekte der künstlichen Augmentierungen thematisieren.

Hoher Arbeitsdruck der Mitarbeiter*innen

Acht Jahre lang war „Cyberpunk 2077“ in Entwicklung. Je mehr Zeit vergangen ist, desto größer wurden die Versprechungen seitens der Herstellerfirma CD Projekt Red, und irgendwann gab es wohl kein Zurück mehr. Die Kehrseite dieser „Höher, schneller, weiter“-Mentalität haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Entwicklerstudios zu spüren bekommen. Es gibt einige Leaks, die berichten, dass teilweise über Monate hinweg viel zu viele Überstunden gearbeitet werden mussten, die die Gesundheit und die Familien der Betroffenen stark beeinträchtigt haben. Dieses als Crunch bezeichnete Phänomen ist ein wiederkehrendes Problem der Gamesindustrie und tritt vor allem dann auf, wenn große, teils ausufernde Spieleprojekte innerhalb einer bestimmten Zeitspanne fertiggestellt werden müssen.

Promobild zum Computerspiel "Cyberpunk 2077"

CD Projekt Red

Die FM4-Review von „Cyberpunk 2077“ folgt nächste Woche, wo wir dann genügend Zeit zum Spielen gehabt haben werden.

Darüber hinaus ist das Spiel dreimal verschoben worden – ursprünglich hätte es bereits im April dieses Jahres erscheinen sollen und ist zuerst auf September, dann auf November und schließlich auf Dezember verlegt worden. Viele Fans haben daraufhin teilweise sogar mittels Morddrohungen getobt, weil sie sich fürs Spielen des Spieles bereits extra Urlaub genommen hatten. „Cyberpunk 2077“ ist in vielerlei Hinsicht ein Game der Extreme. Ob das die Richtung ist, in die sich die Spieleindustrie und die Gameskultur hinbewegen möchten, ist fraglich.

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