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Der Song zum Sonntag: Taylor Swift - „’tis the damn season“

Und wieder ein Überraschungsalbum von Taylor Swift: „evermore“ ist eine Platte der großen, kleinen Geschichten über das Leben und die Liebe. Mit dabei auch das saisonal gerade gut passende „’tis the damn season“.

Von Christoph Sepin

Taylor Swift feiert heute ihren 31. Geburtstag. Das soll aber nicht (nur) der Grund sein, warum ihre neue Musik gefeatured werden soll. Denn auch abseits der Aktualität, des großen Namens, der überraschenden Veröffentlichung, der doch immer noch etwas ungewöhnlichen musikalischen Genreausrichtung und der Menschen, mit denen Swift für ihr neuntes Studioalbum zusammengearbeitet hat, ist „evermore“ ein beachtenswerter und in manchen Momenten brillanter und vor allem klug durchdachter Release. Und wieder einmal, wie schon des Öfteren in 2020, dem Jahr, in dem Menschen wieder mehr Zeit haben, Musik in Longform zu hören: ein richtiges, schlüssiges, in seiner ganzen Länge durchzuhörendes Album.

„evermore“ ist die zweite große Veröffentlichung von Taylor Swift in diesem Jahr. Im Juli erschien „folklore“, auch überraschend innerhalb weniger Stunden vor Release angekündigt, als erster Teil dieses Quasi-Duos. „Leicht und sanft und melancholisch und sehnsüchtig und vor allem unaufgeregt“, schrieb Susi Ondrušová damals über die Platte, die Swift dank der Kollaborationen darauf wohl einige neue Hörer*innen eingebracht hat. Aaron Dessner war da der große Co-Autor von „folklore“, den kennt man von den Indie-zu-Stadionrock-Gratwanderern The National oder Justin Vernon alias Bon Iver, ein anderer Gast auf dem Album.

Dieses Team besteht auf „evermore“ weiterhin, dem „Schwesteralbum“ zu „folklore“, dem logischen Partnerstück. Dazu kommt jetzt noch das Schwesterntrio HAIM, die Swift bei ihren großen, kleinen Geschichten über das Leben und die Liebe unterstützen. „evermore“ ist ein Album der vielen „ifs“ und „coulds“, eine Was-wäre-wenn-Platte, wie es wohl auch passend ist, für ein Jahr, das viele Menschen zuhause verbracht haben, mit der Vorstellung, was man wohl alles gerade tun könnte - in einer anderen Realität.

Keine Geschichten über Weirdos und Außenseiter*innen also, wie es das folkige Holzfällerhemd-Genre anbieten würde. Taylor Swift mit ihren 140 Millionen Follower*innen auf Instagram, deren Konzertfilm zu „folklore“ auf Disney+ veröffentlicht wurde, versucht natürlich, Texte zu schreiben, die so allgemeingültig und massentauglich wie möglich sind. Diese Texte sind dafür aber auch sehr gut.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Wie „’tis the damn season“, ein Lied, das allein schon wegen seiner saisonalen Aktualität hier vorgestellt werden soll. Ein Song über eine Lebenssituation, die jetzt im Dezember (heuer aber doch weniger als sonst) sehr viele Leute teilen können: Es geht ums Nachhausekommen aus der großen Stadt, aus dem neuen Leben, zurück zum kleinen Ort, wo man herkommt, mit all den Erinnerungen, die sowas mit sich bringt.

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„’tis the damn season“ ist ein Lovesong in Richtung Vergangenheit, wenn alles was war plötzlich wieder ganz nah und echt wird. Sie sei wieder da, nur fürs Wochenende, erzählt Swift: „I’m staying at my parents’ house“ - und dort, im Heimatort, da wartet auch immer noch die Liebe von gestern. Der Taylor Swift ein Angebot macht: „We could call it even, you could call me ‚babe‘ for the weekend“ - einmal vergessen was passiert ist, einmal gemeinsam zurück zu dem, was sein hätte können.

Liebe von früher als Eskapismus hier also die Botschaft. Nach L.A. und zu den „so-called friends“ müsse sie eh bald wieder zurück, das weiß Swift, bis dahin wird Komfort in dem gefunden, das man am besten kennt: Den halben Tag im Bett verbringen, mit dem alten Truck durch die Gegend fahren - eine Midwestern-Utopie wie aus Weihnachtsfilmen, wie das ganze, simple, reduzierte Konzept dieses Albums „evermore“. Popsongs zu ihrer Essenz reduziert, mit spärlicher Gitarre und ein bisschen Reverb auf der Stimme. In denen Erzählungen und damit verbundene Emotionen mehr im Vordergrund stehen als Hooks und Melodien.

Textzeilen, die in ihrer Schlichtheit die schönsten Bilder malen: „the holidays linger like bad perfume“ zum Beispiel, oder „there’s an ache in you, put there by the ache in me“. Ein Soundtrack passend zu den kommenden Tagen, ob man jetzt in die Heimatstadt nach Hause fährt oder nicht und in seiner romantischen Bescheidenheit wärmend und beruhigend wie Kerzenlicht, warmer Tee oder der Geruch von Nadelbäumen. Mit einem Was-wäre-wenn-Finale, noch sehnsüchtiger als alle anderen Nostalgiemomente in diesem Song: „and the road not taken looks real good now, and it always leads to you and my hometown“, sagt Taylor Swift, evermore.

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