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Skaterinnen auf einem Basketballfeld

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Skate and Enjoy mit „Betty“

Die Serie „Betty“ folgt einer Crew von Skaterinnen durch Manhattan und verwandelt im Laufe von sechs Folgen Coming-of-Age-Dramen und Missgeschicke in subtile Siege des Matriarchats.

Von Natalie Brunner

Keine Figur namens Betty taucht in der HBO-Serie gleichen Namens auf. „Betty“ ist der spöttische Spitzname, den einige der Jungs den weiblichen Skaterinnen geben, die es wagen, in ihr Revier einzudringen. Die sechs Episoden der ersten Staffel begleiten eine lose miteinander verbandelte Crew von jungen queeren Frauen, alles Skaterinnen, eine Woche im Sommer 2019 in New York City. Das Zentrum des Geschehens ist ein Skatepark in Manhattan.

Crystal Moselle, die Autorin und Regisseurin von „Betty“ machte sich zunächst als Dokumentarfilmerin einen Namen. In der Doku „Wolfpack“ von 2015 porträtierte sie sechs Brüder, die eingeschlossen in einer Wohnung in Brooklyn aufwachsen und 80er-Jahre-Blockbuster nachspielen, die sie auf VHS-Kassetten immer wieder anschauen.

Moselles erster Spielfilm „Skate Kitchen“ aus dem Jahr 2018 ist inspiriert von einer realen Gruppe von Skaterinnen in New York, die in dem Film fiktionalisierte Versionen von sich selbst spielen. Auch die neue Serie „Betty“ folgt einer Gruppe von Teenage-Skaterinnen mit großartiger Cinematografie und Verve. Gedreht während eines pulsierenden New Yorker Sommers im Jahr 2019, zischt die Serie neben ihren Charakteren her, während diese sich auf ihren Skateboards durch den Verkehr, durch Parks und über Brücken schlängeln. Die Serie zeigt, wie es sich in den besten Momenten anfühlt, ein Teenager zu sein, schrieb ein Rezensent. Nachdem ich die gesamte erste Staffel in einem Rutsch gesehen habe, stimme ich dem voll zu.

„Betty“ ist wie der Kinofilm „Skate Kitchen“ nicht mit Schauspielerinnen besetzt, sondern mit Skaterinnen, die sich mehr oder weniger selbst spielen. Das macht die Serie und die Skate-Subkultur, die vor uns ausgebreitet wird, glaubwürdig und liebenswürdig, obwohl es eine zweifellos mit stattlichem Budget bedachte Serie ist.

Neben den meditativen Skate Shots im warmen Sonnenlicht handelt „Betty“ von jungen weiblichen Menschen, die sich selbst kennenlernen und zu verstehen beginnen, wie sie mit Aggressionen und Verletzungen umgehen können und wie sie durch eine Welt voll Drogen und Sex navigieren können, ohne zu verunglücken.

Das mag nach „Kids“ klingen, dem Film aus dem Jahr 1995 von Harmony Korine und Larry Clark, aber die zerstörerischen Konsequenzen des unreflektierten, testosterongeschwängerten aggressiven Hedonismus, die Härte von „Kids“, fehlen in „Betty“ völlig .

Die Welt der jungen Skaterinnen ist einladender und freundlicher, weil sie auf Solidarität und Community aufbaut. Sie schützen sich gegenseitig vor männlichen Aggressionen und helfen einander erlittene Traumata zu bewältigen. Die Serie ist angenehmerweise völlig frei von reißerischem Skandalisieren. Wir lernen: Auch die Nacht im Gefängnis geht vorbei und ist halb so schlimm, wenn man sie mit Freundinnen verbringt; und der Dealer am Eck ist ein moralisch integrer Typ, der die Kids bei einem Unwetter im hinteren Teil seines Vans chillen lässt.

Die Autorin und Regisseurin Crystal Moselle ist zu Hause in dieser Welt, die sie mit der sechsteiligen Serie so liebevoll und feinfühlig portraitiert. Wer so wie ich nach den sechs Folgen der ersten Staffel traurig ist, die Welt von Kirk und Honey Bear verlassen zu müssen: Es gibt gute Nachrichten. Staffel zwei ist von HBO bereits in Auftrag gegeben. Bei uns ist „Betty“ via Sky streambar. Um die Wartezeit zu verkürzen, sei an dieser Stelle der hervorragende Soundtrack empfohlen, der mit A$AP Rocky, Sault, Blood Orange, Channel Tres, Rico Nasty euch den Sommer der Protagonistinnen von „Betty“ akustisch frei Haus liefert.

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