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Warum Fridays For Future Bank-Aktien kauft

Die globale Klimaschutzbewegung und der Finanzmarkt sind ein ungleiches Paar, doch beide spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. Wie Aktivist*innen zu Aktionär*innen werden, um das Klima zu retten.

Von Ali Cem Deniz

Banken sind nicht unbedingt die ersten Übeltäter, die einem einfallen, wenn es um die Klimakrise geht. Der öffentliche Druck richtet sich in erster Linie gegen den Flugverkehr, die Automobilbranche und den fossilen Energiesektor. Doch wie finanzieren sich diese Bereiche? Woher kommt das Geld für neue Kohlekraftwerke und Ölbohrungen? Diese Fragen haben sich Aktivist*innen von Fridays For Future Austria (FFF Austria) und der deutschen NGO Urgewald gestellt.

Die Spur des Geldes

Vergangenes Wochenende hat das Pariser Klima-Abkommen überschattet von der Pandemie fünfjähriges Bestehen gefeiert. Doch der Deal, der 2015 mit großem Jubel beschlossen wurde, macht heute keine großen Hoffnungen mehr. Zu wenig wurde bisher tatsächlich umgesetzt. Einer der wesentlichen Punkte des Abkommens findet sich im Artikel 2c, wo vorgesehen ist, dass „Finanzmittelflüsse“ mit den Zielen des Abkommens „in Einklang gebracht werden.“ Das heißt keine Investitionen mehr in fossile Energien.

Doch als FFF Austria und Urgewald der Spur des Geldes gefolgt sind, haben sie aufgedeckt, dass auch dieses Ziel, wie viele andere des Pariser-Abkommens, weit verfehlt wird. Die Studie „Five Years Lost“ von Urgewalt zeigt, wie Versicherungen und Banken weiterhin Milliarden in Öl, Kohle und klimaschädliche Projekte auf der ganzen Welt investieren.

Viel Geld für Kohle

Die Recherchen von FFF Austria zeigen, dass auch Raiffeisen und Erste Bank im Zeitraum 2016-2020 großzügige Kredite an Kohlefirmen vergeben haben. Außerdem würden beide Banken in Anleihen und Aktien von Firmen investieren, die neue Kohlekraftwerke planen. Zum Beispiel der polnische Konzern PGE, der laut FFF Austria „am liebsten bis 2070 Kohle abbauen und verbrennen würde.“

Hier sind die ausführlichen FFF Zeugnisse für die Raiffeisen Bank und die Erste Bank.

Als die Banken mit den Ergebnissen konfrontiert wurden, waren ihre Reaktionen unterschiedlich, sagt Klara Butz von FFF Austria. Das Gespräch mit Raiffeisen, bei dem wichtige Funktionäre der Bank dabei waren, fand im Juni statt. Doch aus ihrer Sicht sei das Gespräch nicht produktiv gewesen, sagt Butz: „Im Endeffekt sind nur Floskeln gekommen.“ Nach dem Treffen sei sie richtig wütend gewesen, erzählt die Aktivistin.

Kohlekraftwerk

APA/dpa/Christian Charisius

Mehr Dialogbereitschaft habe die Erste Bank gezeigt, die ihre Coal Policy 2021 neu ausrichten möchte. Als Positivbeispiel nennt FFF Austria die UniCredit-Tochter Bank Austria, die ab dem nächsten Jahr nur noch Unternehmen finanziert, die selbst bis 2028 aus der Kohle austeigen.

Es sei gar nicht so schwer dem Vorbild der UniCredit zu folgen, meint Klara Butz. „Dabei ist das Problem wirklich leicht anzugreifen. Es gibt NGOs, die sich genau damit befasst haben und Kriterien festgesetzt haben und Listen erstellt haben, welche Unternehmen finanziert werden können.“ Eine solche Liste findet sich auf coalexit.org, wo sich Investor*innen über ihre Investitionen und Beziehungen zur Kohleindustrie informieren können.

Aktienkauf zur Klimarettung

So sollen Banken zu „Divestments“ bewegt werden, also zum Gegenteil von Investitionen. Die Finanzmittelflüsse sollen, so wie das Pariser Abkommen vorsieht, in Einklang mit den Zielen des Abkommens gebracht werden. Um sich Gehör zu verschaffen, haben Aktivist*innen von FFF Austria begonnen selbst in die Banken zu investieren. Denn wer Aktien hat, kann bei Aktionär*innenversammlungen mitreden. Dazu reicht eine einzige Aktie, die bei Raiffeisen aktuell knapp 17 Euro kostet. Bei der Ersten Bank kann man mit 25 Euro dabei sein.

Demo der Fridays For Future: Plakat mit roter Klima-Ampel

APA/AFP/JOE KLAMAR

So konnte FFF Austria Aktivist Adrian Hiss bei der Hauptversammlung der Ersten Bank Bern Spalt, den Vorstandsvorsitzenden der Erste Group fragen, wann sein Unternehmen aus der Kohle aussteigen möchte. Spalt erklärte daraufhin, dass die Erste Bank in den kommenden Monaten ihre Coal Policy überarbeiten würde.

Ob und wann Finanzunternehmen ihre Investitionen in Kohle zurückziehen, bleibt unklar. Katrin Ganswindt, Finanzexpetin von Urgewald, die an der Studie „Five Years Lost“ beteiligt war, sagt gegenüber dem „Spiegel“, dass es nicht nur um die Zukunft des Planeten gehe, auch die Banken würden sich einem enormen Risiko des Wertverfalls ihrer Investitionen aussetzen. Ein Ausstieg aus Kohle, könnte also nicht nur das Klima, sondern auch die Wirtschaft schützen.

FM4 Auf Laut – fridaysforfuture im Banktivismus

Fünf Jahre nach dem Pariser Klima-Abkommen wird der Ausstieg aus fossilen Energie-Trägern zu langsam umgesetzt. Im Artikel 2c des Abkommens heißt es, dass „Finanzmittelflüsse“ mit den Zielen des Abkommens „in Einklang gebracht werden.“ Seit dem Pariser Klima-Abkommen haben aber sowohl Raiffeisen Bank International als auch Erste Bank jeweils rund eine Milliarde Euro in Kohleunternehmen gesteckt, die laut Fridays For Future zu den „dreckigsten“ in Europa gehören. Die Kohlerichtlinien dieser beiden Banken erhalten von FFF ein „Nichtgenügend“.

Was bringt Banktivismus, bei dem Aktivist*innen von fridaysforfuture Bankaktien kaufen und den Protest auf Ebene von Aktionärsversammlungen verlagern? Wie können Bank-Kund*innen, ihr Geld aus fossilen Veranlagungen abziehen?
Und was sind „soziale Kipp-Punkte“, die zu einer tatsächlichen Klimawende führen könnten? Darüber diskutieren wir heute in FM4 Auf Laut ab 21 Uhr.

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