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Frontansicht Türkis Lila Rosa Villa

Queer Base Vienna

Ein hartes Jahr für die Community der Queer Base Vienna

Die Queer Base Vienna ist eine der wenigen Anlaufstellen und ein wichtiger Safe Space für queere Refugees. Doch die Pandemie hat diesen Safe Space stark eingeschränkt und auch die Spenden sind eingebrochen.

Von David Riegler

Es gibt nicht viele Anlaufstellen in Österreich, die sich mit den Sorgen und Bedürfnissen queerer Refugees auseinandersetzen. Eine der wenigen Institutionen die genau das leisten, ist die Queer Base Vienna, die ihren Sitz in der Türkis Rosa Lila Villa im sechsten Wiener Gemeindebezirk hat. In den letzten Jahren wurde die Queer Base zu einem wichtigen Treffpunkt für queere Refugees und zu einem Safe Space für Menschen, die sonst nirgends geoutet sein können. Doch die Pandemie hat auch diesen Safe Space nicht verschont.

Die einzige Möglichkeit offen queer zu sein

„Hier bei der Queer Base wirst du so akzeptiert wie du bist“, sagt der 23-jährige Obaid. Vor der Pandemie war er regelmäßig in der Queer Base, manchmal für Rechtsberatung aber oft auch für die Community: „Wenn wir uns sehen, reden wir über alles was uns bedrückt, und wir verstehen uns gegenseitig.“ Doch fast alle Treffen in den letzten Monaten wurden abgesagt, nur im Sommer waren kleine Treffen draußen möglich. Dabei sind diese Zusammenkünfte für viele Menschen die einzige Möglichkeit offen über ihre Identität zu sprechen.

Viele Besucher*innen der Queer Base leben noch in großen Flüchtlingsunterkünften, wo sie sich nicht outen können. Mit queerer Identität auf der Flucht zu sein, bedeutet sein wahres Ich ständig verstecken zu müssen, auch vor anderen Geflüchteten, die eine queere Identität ablehnen könnten. In großen Unterkünften können queere Refugees nicht offen sprechen, daher konnte das Angebot nicht einfach online durchgeführt werden, sagt Faris aus dem Queer Base Team: „The majority of our clients are either in a camp or in another collective living situation, so it wasn’t possible to switch to online.”

Im Asylverfahren die eigene Queerness beweisen

Sich selbst zu verleugnen, auch in der eigenen Unterkunft, hat weitreichende Folgen - nicht nur für die eigene Identität, sondern auch im Asylverfahren. Obaid hat derzeit keinen positiven Asylbescheid, obwohl es in Afghanistan lebensgefährlich ist, schwul zu sein. Der Grund dafür ist, dass er sich am Anfang des Asylverfahrens noch nicht getraut hat über seine sexuelle Orientierung zu sprechen: „Ich habe mich geschämt, für mich war es nicht normal es einfach so zu sagen. Jetzt bin ich soweit, jetzt sage ich wer ich bin.“ Doch bisher wurde sein Ansuchen um Asyl abgelehnt und ihm droht die Abschiebung nach Afghanistan.

Dieser Fall zeigt die Komplexität in den Asylverfahren von queeren Refugees. Einerseits ist die Queerness ein Tabuthema, das man auf der Flucht verstecken muss und dem auch viel Scham anhaftet, andererseits muss man in dem Asylverfahren „glaubhaft queer“ sein. Für Aufsehen hat ein Fall aus 2018 gesorgt, bei dem ein Asylantrag abgelehnt wurde, weil laut Behörden weder am Gang noch am Gehabe oder der Kleidung des Antragsstellers etwas auf Homosexualität hindeute. Der Sachbearbeiter in diesem Fall wurde entlassen, doch es gibt immer wieder Probleme und Unsicherheiten in den Asylverfahren bei der Beurteilung der sexuellen Orientierung oder Identität.

„Hope is our capital“

In solchen Fällen hilft die speziell geschulte Rechtsberatung der Queer Base, die soweit ausgebaut werden soll, dass niemand abgelehnt werden muss. Doch in den letzten Monaten gab es einen massiven Einbruch an Spenden, was sich aus den Folgen der Pandemie erklärt. Damit die Rechtsberatung nicht gefährdet wird, hat die Queer Base eine Öffentlichkeitskampagne gestartet, wo um finanzielle Unterstützung gebeten wird.

„Hope is our capital. Because if we are not optimistic and hopeful, we wouldn’t do the work that we do here at Queer Base”, sagt Faris. Die Hoffnung für 2021 ist, dass viele Angebote, die dringend benötigt werden, wieder hochgefahren werden können, von der psychologischen Betreuung bis zu den Community-Treffen. Auch Obaid hofft, dass er in Österreich bleiben kann und seinen Safe Space bei der Queer Base zurückbekommt: „Ich hoffe, dass wir uns bald wieder treffen können, denn es fehlt uns allen sehr. Und ich hoffe auch auf einen positiven Asylbescheid, damit ich endlich normal leben kann.“

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