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Promobild zum Computerspiel "Cyberpunk 2077"

CD Projekt Red

„Cyberpunk 2077“ ist bloß ein gutes Open-World-Game

Es war der größte Gaming-Hype seit sehr langer Zeit, es gab eine unfassbar aufgeblasene Marketing-Kampagne und Millionen entzückter Fans, die das Spiel vorbestellt hatten. „Cyberpunk 2077“ ist genau vor einer Woche erschienen, und seither wird fiebrig diskutiert, ob das Spiel nun grandios oder doch ein Reinfall ist.

Von Robert Glashüttner

Es hat so kommen müssen: Der von zahlreichen Fans und auch vielen Fachmedien hochgejazzte Hype rund um das angebliche Ausnahmegame „Cyberpunk 2077“ hat zu so hohen Erwartungshaltungen geführt, dass sie nicht mehr einlösbar waren. Dazu kam noch ein veritables Technikdebakel bei den Versionen für die älteren Spielkonsolen PS4 und Xbox One.

Ist das Game nun doch nicht das Beste, was digitaler Spielkultur jemals passiert ist und stattdessen ein riesiger Reinfall? Weder noch: „Cyberpunk 2077“ ist ein gutes Open-World-Game - nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Was tut man in „Cyberpunk 2077“?

Es ist ein Action-Rollenspiel, es wird viel gekämpft, es wird Autogefahren, es gibt eine Menge Dialoge – das ist das Wesentliche. Das dystopische, nach dem Pen-and-Paper-Vorbild geschaffene Science-Fiction-Setting bringt viele Jugendwarnungen mit sich: Alles in und um die fiktive Spielstadt Night City ist gewaltintensiv, überdreht, laut, grell und edgy.

„Cyberpunk 2077“, entwickelt und vertrieben von CD Projekt, ist für Windows, PS4+5, Xbox One+Series S/X sowie die Cloud-Dienste Stadia und Geforce Now erschienen.

Neben Feuergefechten und Autofahrten sind wir - Rollenspiel-typisch - mit dem Hochrüsten unseres Charakters beschäftigt. Passend zum Setting verbessern wir aber nicht nur unsere Ausrüstung, sondern mittels künstlicher Implantante auch unseren Körper. Das betrifft nicht nur Parameter wie Geschwindigkeit und diverse Perks, die uns schneller und besser schießen oder stehlen lassen. Ein elaboriertes Hacking-System erlaubt es uns auch, Implantate anderer Figuren oder Gegenstände zu manipulieren.

Besonders einfallsreich sind die sogenannten Braindances. Ein Braindance ist die Aufzeichnung eines Erlebnisses einer Person, die man mittels eines eigenen Headsets so miterleben kann, als wäre man selbst diese Person gewesen. Damit holen sich die Figuren von „Cyberpunk 2077“ aber nicht nur ihre diversen Kicks, sondern ein Braindance kann auch dazu genutzt werden, Fälle zu lösen: Jede Aufzeichnung hat eine visuelle Signatur, und dann jeweils auch noch eine Ton- und eine Hitzespur. Je länger man einen Braindance durchschnüffelt, desto mehr Geheimnisse kann man ihm entlocken.

Promobild zum Computerspiel "Cyberpunk 2077"

CD Projekt Red

Schon durch nach 20 Stunden?

Die Entwicklerfirma CD Projekt Red hat acht lange Jahre an „Cyberpunk 2077“ gearbeitet und im Vorfeld ein sehr, sehr umfangreiches, offenes, erstaunliches Game versprochen. In der Praxis präsentiert es sich jedoch recht gewöhnlich: In bekannter und bewährter Open-World-Manier arbeiten wir Haupt- und Nebenmissionen durch und erledigen darüber hinaus diverse Hol- und Bringdienste. Die Story bietet durchaus amüsante, coole und sympathische Hauptcharaktere, jedoch gibt es bei den vielen Dialogen wenige Auswahloptionen, die wirklich Einfluss auf die Geschichte haben. Die Story läuft weitgehend von selbst ab.

Für die FM4-Besprechung haben Chris Stipkovits und Robert Glashüttner mit zur Verfügung gestellten Spielecodes auf Windows-PCs auf GOG gespielt.

Wer ein episches Spiel, das den massiven Umfang eines „The Witcher 3“ (das vorige, hocherfolgreiche Game von CD Projekt Red) erwartet, wird bei „Cyberpunk 2077“ herbe enttäuscht werden. Laut der Community-Datenbank Howlongtobeat.com braucht man für die Kernstory des Spieles gerade mal 20-25 Stunden. Für ein Game, das sich vorab auf die Fahnen geheftet hat, quasi alles bisher Dagewesene in Sachen Umfang zu übertrumpfen, ist das ein Armutszeugnis. Da hätte man vorher nicht so sehr den Marketingmund aufreißen sollen, dann wären diese abstrusen Erwartungshaltungen nicht entstanden - oder zumindest nicht in diesem Ausmaß. Andererseits wäre das Game dann wohl auch nicht acht Millionen mal vorbestellt worden.

Hässlich und dumm

Visuell bietet Night City architektonisch einiges, und auch die Hauptfiguren sehen sehr cool aus. Normale Passantinnen und Passanten sind hingegen oft erstaunlich hässlich - vor allem die Gesichter. Selbst am PC, wo das Spiel technisch am meisten glänzt, ist dies der Fall.

Promobild zum Computerspiel "Cyberpunk 2077"

CD Projekt Red

Auch mit der künstlichen Intelligenz ist es nicht weit her. Selbst einer Vielzahl an schwer bewaffneten Feinden kann man mit schnellen und gezielten Hieben unserer Katana problemlos und rasch Frau und Herr werden. Die bereits erwähnten Passant*innen sind ebenfalls nicht die Schlauesten: Sie haben seltsame Bewegungsroutinen, man kann durch sie durchgehen und darüber hinaus verschwinden sie oft einfach so. Übrigens lösen sich auch Autos manchmal von einer Sekunde auf die andere in Luft auf.

Spielenswert - ohne große Erwartungen

Mehr zu den Hintergründen der Veröffentlichung: „Cyberpunk 2077“ ist ein Game der Extreme (FM4)

Abseits des ganzen Drumherums ist „Cyberpunk 2077“ ein empfehlenswertes Open-World-Game, dessen technische Probleme das Entwicklerstudio in den kommenden Monaten wohl weitgehend in den Griff bekommen wird - spätestens dann, wenn die erste Spielerweiterung vor der Tür steht. Denn egal, wie ambivalent das Spiel auch ist: Hier wurde eine neue Riesenmarke in der Gameswelt geschaffen, die schon jetzt so fest im Sattel sitzt, dass ihr einige Stolpersteine nichts anhaben werden können.

FM4 Spielekammerl-Show

Heute, Donnerstag, 17. Dezember, spielen wir „Cyberpunk 2077“ live in der FM4 Spielekammerl-Show, von 17-21 Uhr. Details und Stream findet ihr auf fm4.orf.at/spielekammerl.

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