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Aktueller Musiktitel:

Nenda

Yuki Gaderer

fm4 soundpark weekly

Neues von Nenda, Yugo, Teenage Angst u.v.m.

Bon Iver bietet gutes Neuinterpretationsmaterial, „Krieg und Frieden“ heißt die empfohlene Feiertagslektüre und Teenage Angst hängt nicht immer mit Placebo zusammen. Wir halten es in der letzten Weekly-Kolumnenausgabe 2020 trotzdem mit Brian Molko: „pull the lever, break the fever, and say your last goodbyes“.

Von Lisa Schneider

„Ich tanze mit dem Teufel zu dem Beat“, so die erste Zeile von „Babylon“, dem Titeltrack der brandneuen EP von Yugo. Yugo, fka Jugo Ürdens, hebt sich nach dem metaphorischen Niederbrennen („ein Drittel Heizöl, zwei Drittel Benzin“, geborgt natürlich von Casper, aber auch Tolstoi kommt vor) selbst neu aus der Asche.

Yugo

Yugo

Der Schmäh ist durch, und das, wo „Jugo Ürdens“ eine durchaus gesellschaftskritische Kunstfigur war. „Ich nehm’ das Musikmachen jetzt viel ernster“, erzählt Yugo im FM4-Interview. Und auch der Sound ist neu, geprägt von den letzten Monaten des Rückzugs und der Entscheunigung. Trockene Beats und Geschichten, die Yugo schon immer gut erzählt hat, passieren jetzt im Downtempo. Die erste Single „Babylon“ spricht noch aus der Sicht des lyrischen Ichs, alle anderen vier Tracks treten direkt auf ein erzählerisches „Du“ zu. Das Spielen mit Perspektiven und Situationen ist die größte Stärke dieser EP.

Die größte Stärke von Adaolisa ist neben ihrer Stimme ebenfalls das Geschichtenerzählen, es geht fast immer um wenn nicht die Liebe, dann zumindest um Zwischenmenschliches. Mit „Fineboy“ hat Adaolisa gemeinsam mit ihrem besten Freund und Musikpartner Sebastian (als Produzent nennt er sich madL), einen noch unveröffentlichten Superhit geschrieben. Diesen und drei weitere Songs haben uns die beiden in einer sehr schönen, stripped down FM4 Acoustic Session präsentiert.

To watch

Und auch noch kurz vor den schläfrigen Weihnachtstagen gibt es neue, beste Menschen und ihre Musik zu entdecken: Shoutout an dieser Stelle an Dalia Ahmed, die mir Nenda und ihre erste Single „Mixed Feelings“ gezeigt hat. Nenda ist im Ötztal groß geworden, die beliebig blöden Fragen à la „Wo kommst du denn eigentlich her?“ hatte sie aber bald satt und ist nach London ausgewandert. Von dort aus schickt sie uns mit „Mixed Feelings“ eine Debütsinle on point, sie wechselt fließend zwischen Englisch und Deutsch, zwischen scharfzüngig, zynisch, klug und sehr unterhaltsam. Eine herrlich knuspriger Song, der die Gesellschaftskritik selten gut verpackt. Ein Hoch auf all die Kängurus in Österreich.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

DIVES - „Stay Right Here“

Das Debütalbum „Teenage Years Are Over“ von DIVES ist längst draußen, aber der ein- oder andere Schatz eben darauf vielleicht noch unentdeckt geblieben. „Stay Right Here“ heißt die am Album mittig platzierte, grungy-gute Ballade, die DIVES letzten Freitag als weitere Albumauskopplung veröffentlicht haben. Passend zum gedrosselten Tempo richtet sich auch inhaltlich der Blick nach innen: Hier ist jemand auf der Suche nach dem sicheren Hafen, von dem immer alle reden, und den man nach langer Gedankenarbeit im besten Fall findet. Bis dahin kann das Lied selbst, „Stay Right Here“, ebendiesen würdigerweise ersetzen.

Schmusechor - „Heavenly Father“

„Heavenly Father“ heißt die Single, auf der Justin Vernon sich als Bon Iver mit seinem Glauben und der gleichzeitigen Hinterfragung desselben auseinandersetzt:

Well I know now honey that I can’t pretend
Heavenly father
Is whose brought to his autumn
And love is left in end

„Heavenly Father“ ist auch das Lied, das Schmusechor-Leiterin Verena Giesinger auf Reisen oft gehört hat - bis sie beschlossen hat, ihn ins Repertoire dieses besten Wiener Chors aufzunehmen. Sie zieht diesmal nicht nur die Fäden, wählt aus und dirigiert, sie singt auch selbst mit, was die Neuinterpretation für sie und was vor allem auch dieses Lied so besonders macht. Sakrale Momente in der Postmoderne, Gänsehautpunkte auch fürs Video: 10/10.

Soia x Moo Latte - „Renegade“

Endlich Neues von Soia. Die Frau, die so ein herrliches Gespür für die feinen Nuancen zwischen Pop und musikalischem Freeflow hat, hat gemeinsam mit dem Kopenhagener Produzenten Moo Latte ihre neue Single „Renegade“ veröffentlicht. Sie schreibt selbst darüber: „‚Renegade‘ is dedicated to political dissidents and people living in the diaspora. It tells the tale of the bitter sweet relationship with and love to one’s homeland, identity and its politics.“

Tättowierte Körper und fantastische Tänzer: für das Video zum Song hat Soia mit dem Grazer Create Tattoo-Studio und 30 Tänzer*innen zusammengearbeitet. Hier stimmt alles: Wie der Song und seine Beats durch die einzelnen Körper fließt, wie das Saxophon sich hindurchschlängelt, sexy as ever. Bald wird es mehr von Soia und Moo Latte zu hören geben: wir warten nur noch auf das Releasedatum von „Spiritual Housekeeping“.

Teenage Angst - „Dreams“

Es gibt Bands, über die ist noch nicht viel herauszufinden, sie lassen nur alle paar Wochen oder Monate mal ein Lied, ein Video da. Und wenn man das so gut macht wie die Band, das Kollektiv, die Musikfamilie von Teenage Angst, geht das natürlich in Ordnung.

Gewinner und Verlierer, durchs Leben treiben, aber die Welt doch eigentlich verändern wollen: „Dreams are half of our reality“ heißt es da, dabei waren bei La Boum doch noch die Träume alles, was wir hatten. Teenage Angst haben ein zum Verzweifeln schönes Lied geschrieben, das passenderweise in den Ecken Folk und Blues zuhause ist.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Die A1-Musikshow „Feng Sushi“ hat eine Spendenaktion ins SUPERAR ins Leben gerufen. Dieser gemeinnützige Verein wurde vom Wiener Konzerthaus, den Wiener Sängerknaben und der Caritas gegründet und bietet kostenlose Orchester-, Chor- und Musicalkurse für Kinder und Jugendliche an. Und auch Rapper EDWIN hat gemeinsam mit Ben Saber einen Song für SUPERAR und damit für den guten Zweck beigesteuert: er trägt den weihnachtlichen Titel „Zauber der Nacht“.
  • dicht & ergreifend haben ein Großprojekt gestartet: 22 MCs, drei DJs, zwei Instrumentalisten und die Graffiti-Künstlerin Mina Mania haben sich zusammengetan und - aufgespannt zwischen Hamburg und Wien - den elfminütigen Song „OHNE UNS“ aufgenommen. Es geht um die geschlossenen Bühne, den fehlenden Kontakt zu den Fans und, sofern sich nichts ändert, das Absterben eines ganzen Industriezweigs.
  • Er kann vielleicht nicht gut tanzen, aber er hat die Musik der Beatles aufs Eifrigste studiert: „Like Lovers“ heißt die neue Single von Dance Like A Poet.
  • Luca Malina hat ein Gespür für Hits und für Jahreszeiten: Im Sommer hat sie uns ihre erste Single „Don’t“ geschickt, auf der sie so cool klingt, wie wir alle mal gern wären. Und jetzt kommt gemeinsam mit Producer und DJ Thnk PnkCold Again“ heraus, ein Winterlied, aber natürlich noch immer gedacht für die Disko.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • „Ein Lied von einem früheren Ich“ hat Gran Bankrott rausgebracht, es heißt „Woanders“. Dystopisch und kafkaesk, im Video gibt’s Postpunk und einen Käfer.
  • Sigrid Horn und Man Of Isle waren virtuell gemeinsam im Studio, Sigrid schreibt: „Like two whales in the ocean, just connecting through our voices“. Und genauso schön klingt das Ergebnis „Youphoria II“.
  • I’ll be alright“ heißt die neue Single von AYGYUL, ein russisch-englisches Lied für das Selbst, und alles, was dazugehört, es zu mögen.
  • „And so I’m empty / sitting on the ground“: Tänzerin Valentina Baldauf geht den Zeilen des Liedes nach, das die Gruppe La Risa geschrieben hat. Das Schönste am Lied „Of Worth“: Der A-Capella-Teil mit Chor.
  • Von Seiten der Gemeinde und Da Kessl haben alles eingepackt, was gut ist an Mundart-Rap und waren gemeinsam auf Musikklausur in einem Pfadfinderheim. Rausgekommen dabei ist die EP „Pfau“.
  • „C.A.R.“ steht kurz für „Carinthian Artists Represent“. Ein Kulturverrein, 2018 gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Kärntner Musiker*innen zu vernetzen und ihnen gleichzeitig Aufmerksamkeit zu verschaffen. Gerade ist in diesem Zusammenhang ein Album erschienen - mit 13 Tracks von 13 verschiedenen Acts oder Bands. Anspieltipp: SKYODI mit „Change“.

Soundpark-Sendungen

Letzten Donnerstag im Soundpark war Yugo (fka Jugo Ürdens) mit seiner brandneuen EP „Babylon“ zu Gast und es gab endlich wieder Livemusik: Wir haben die gesamte FM4 Acoustic Session mit Adaolisa - inklusive dreier Songs und Interview - gehört. Außerdem dabei: ein Querschnitt durch einige größte österreichische Hits 2020 - von Soap & Skin bis Tents.

In der sonntäglichen Soundpark-Nacht hat uns Clemens Fantur einen Neuerscheinungs-EP-Reigen geboten: er hat uns die aktuellen Releases von Naked Cameo, Lucy Dreams, Edwin und Sonny Blake vorgestellt.

Aktuell: