Ein Weihnachtsmärchen

Dieses Weihnachtsmärchen zeigt auf, was der Weihnachtsmann mit China und der MeToo-Bewegung zu tun hat.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Früher hatte der Weihnachtsmann, ein Angestellter der Coca Cola Company, eine Werkstatt im Norden Finnlands. Dort arbeitete pausenlos eine Armee von Elfen, die Briefe von den Kindern der Welt bekam, die Geschenke ausfertigte und im Schlitten einpackte.

Diese perfekt funktionierende Fabrik musste aber mit Veränderungen klarkommen. Die Erderwärmung machte den Schlitten überflüssig und die Elfen organisierten eine Elfengewerkschaft und forderten eine zusätzliche Feiertagsbezahlung. Schneewittchen, die auch in einigen Ländern der Welt eine Gefährtin vom Weihnachtsmann gewesen ist, wurde ein Teil der MeToo Bewegung und beschwerte sich, dass der alte Man sie obszön anschaut immer wenn er sich bückt, um Geschenke aus seinem Sack rauszuholen. Der Weihnachtsmann war am Rande der Verzweiflung. Der Schlitten stand leer mitten in der verlassenen Werkstatt. Was würden jetzt Millionen von Kindern sagen, die auf den Weihnachtsmann warten?

Der Weihnachtsmann hörte auf, an sich selber zu glauben und entschied sich, einen Psychiater zu besuchen. Der erfahrene Spezialist verstand den Ernst der Lage – dadurch, dass der Weihnachtsmann nicht mehr an sich selber glaubte, würde die Welt ohne Geschenke bleiben und die Weltwirtschaft würde noch tiefer in eine Krise geraten. Das musste man verhindern.

Der Psychiater hatte eine Lösung. Er flüsterte was ins Ohr des guten, alten Mannes. Denn in Märchen werden alle Probleme auf eine magische Weise gelöst.

Zu Weihnachten verlief alles wie gewohnt. Alle bekamen ihre Geschenke. „Made in China“ stand darauf. Denn der Weihnachtsmann hatte einfach seine Werkstatt verlegt.

Heute bekommt der Psychiater ein Prozent von den Geschenkeherstellern und der Glaube an das Gute wurde gerettet. Und die Elfen und Schneewittchen sind arbeits- und obdachlos und daran sind sie selber schuld.