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Screenshot aus dem Game "High Rise"

Florian Grolig

Acht Spielempfehlungen für Smartphones und Tablets

Dich nerven App-Stores? Du hast vermeintliche Gratisspiele satt, die früher oder später nach deiner Kreditkarte lechzen? Hier sind acht Gametipps für Smartphones und Tablets aus der FM4 Spielkulturredaktion, die ihren einmaligen, kleinen Kaufbeträge allesamt wert sind.

Von Rainer Sigl, Paul Pant und Robert Glashüttner

„Meteorfall: Krumit’s Tale“

Ein bärtiger, alter Elf, der ein bisschen so aussieht wie ein intellektueller Bibliothekar, lädt uns auf eine unkonventionelle Reise ein. Wir schnappen eine Heldenfigur und machen uns auf den Weg. An jedem Halt breitet der Alte seine Arme aus und präsentiert ein Brett aus 3x3 quadratischen Feldern, auf denen Karten liegen. Dort sind Monster und Gegenstände abgebildet. Nutzen oder verkaufen wir die Gegenstände und bekämpfen wir Monster, fallen neue Karten von oben auf das Spielfeld.

Unser Kartendeck ist die gesamte Spielwelt, also nicht nur unsere Waffen, Schilder, Tränke und Zauber, sondern eben auch die Fieslinge und Schergen, gegen die wir antreten müssen. Das unterscheidet „Meteorfall: Krumit’s Tale“ von der Konkurrenz. Auch das Spielfeld mit den Karten, die nach und nach von oben runterfallen, gibt es bei ähnlichen Games in dieser Form nicht. Ebenso ungewöhnlich ist, dass wir nicht zwingend eine Waffe ausrüsten müssen, um zu kämpfen. Auch unsere bloßen Fäuste fügen den Monstern Schaden zu.

Weil das Spielfeld recht klein ist und die Karten immer zufällig verteilt werden, sollte man sich gut überlegen, mit welchen Gegenständen und in welcher Reihenfolge man Gegner bekämpft. Equipment kann auch verkauft werden, das bringt uns ein bisschen Gold und Lebensenergie. Das Game ist herausfordernd, aber erfreulicherweise gibt es den Explorer-Modus, wo man die Parameter so ändern kann, dass man schneller und leichter durch die Levels kommt. „Meteorfall: Krumit’s Tale“ ist für Android und mobile Apple-Geräte, sowie auch für Windows und MacOS erschienen.

Screenshot aus dem Game "Meteorfall: Krumit's Tale"

Slothwerks

„There Is No Game“

Gehen Sie weg, es gibt hier nichts zu sehen! Eine amüsante Stimme mit französischem Akzent will uns verscheuchen, aber das spornt uns natürlich nur noch mehr an. „There Is No Game“ steht da in großen Lettern auf unserem Bildschirm geschrieben. Aber was, wenn wir einfach die Buchstaben mit dem Mauscursor nehmen und durch die Luft wirbeln? Das gefällt der Stimme so ganz und gar nicht.

Die Stimme ist der unzuverlässige Erzähler, der etwas von uns geheim halten möchte. Er will uns wegschicken oder zumindest ablenken, doch wir als Spielerin oder Spieler treiben natürlich doch wieder nur Schabernack und werfen, ziehen, drücken und wischen auf und über alles, das uns gerade angezeigt wird. Der Erzähler wird immer verzweifelter, verbündet sich aber irgendwann sogar ein bisschen mit uns. Er will ja schließlich auch mal groß rauskommen.

„There Is No Game“ ist vor fünf Jahren bei einem Game Jam entstanden. Das Spiel, pardon, Nichtspiel ist frei für Windows und MacOS spielbar, sehr lustig und dauert leider nur 10-15 Minuten. Wer mehr will, kann glücklicherweise den zweiten bzw. erweiterten Teil des Spieles/Nichtspieles kaufen, der vergangenen Sommer für Windows und Mac erschienen und seit kurzem auch für Android und mobile Apple-Geräte verfügbar ist. Es gibt dabei ein Wiedersehen mit den verschiebbaren Buchstaben, dem Pokal, dem Eichhörnchen, seiner Nuss und darüber hinaus noch viel mehr kuriose Meta-Unterhaltung. „There Is No Game“ ist das beste Nichtspiel der digitalen Spielkultur.

Screenshot aus dem Game "There Is No Game: Jam Edition 2015"

Draw Me A Pixel

„Evergarden“

Unsere Mutter teilt ein Geheimnis mit uns, über dessen Ausmaß wir uns erst klar werden müssen. Mittels einer Art Schneekugel werden wir in eine mysteriöse Zauberwelt geworfen, bei der wir auf einem Brett mit sechseckigen Feldern unsere Pflanzen säen. Jede Blüte kann auf jedem benachbarten Feld einen Samen pflanzen, aus dem eine Runde später eine neue Blüte wächst.

Durch geschicktes Säen und Kombinieren ist es unser Ziel, dass wir möglichst viele Blüten zusammenführen – dann nämlich wächst aus dem Boden ein kleiner Obelisk, und jeder dieser Obelisken wirft ein magisches Puzzlestück ab. Nur mit genügend Puzzleteilen können wir die Welt von „Evergarden“ weiter durchstreifen.

„Evergarden“ basiert auf einer simplen Idee und kann sehr intuitiv gespielt werden. Ganz ohne logisches Denken kommen wir aber nicht weit. „Evergarden“ ist für Android und mobile Apple-Geräte sowie auch für Windows, Mac und Linux erschienen.

Screenshot aus dem Game "Evergarden"

Flippfly LLC

„High Rise“

Die simpelsten Spielideen sind oft die besten - besonders bei Mobile Games. So wie diese: In „High Rise“ müssen wir - wie so oft - drei von einer Sorte verschwinden lassen. Nur dass sich hier drei kleine Hochhäuser zu einem höheren verschmelzen lassen. Auf einem kleinen, fünf mal fünf Felder großen Raster muss ich Hochhaustürme so anordnen, dass sich gleichfarbige und gleich große verbinden und so zu Wolkenkratzern heranwachsen. Das Tutorial zu Spielbeginn braucht nur wenige Minuten um das Spiel zu erklären, trotzdem sitzt man dann stunden-, tage- und vielleicht sogar wochenlang da und versucht sich am nächsten Highscore.

Ausgedacht hat sich das Hochhauspuzzle der Filmemacher und Gamedesigner Florian Grolig, der sich zuvor hauptsächlich mit Animationsfilmen auf internationalen Festivals hervorgetan hat. „High Rise“ ist so minimalistisch und zugleich clever geworden, dass man es immer wieder mal hervorkramt, wenn kurze Wartezeiten zu überbrücken sind. Wer „High Rise“ ausprobieren will, muss dafür übrigens kein Geld ausgeben, denn das ist auf Android und mobile Apple-Geräte gratis. Wer mag, darf aber die hin und wieder aufploppende Werbung um einen Euro dauerhaft deaktivieren.

Artwork aus dem Game "High Rise"

Florian Grolig

„Gnomitaire“

Der deutsche Mobile-Games-Macher Arnold Rauers hat schon für viele nette Spielstunden auf Handys und Tablets gesorgt. Mit seinem Studio Tinytouchtales hat er sich darauf spezialisiert, hübsch illustrierte und vor allem originelle kleine Strategiespiele zu entwickeln, die auf die eine oder andere Art meistens etwas mit Karten zu tun haben. So klassisch wie im aktuellen Spiel ist aber bislang keine Inspiration gewesen: „Gnomitaire“, so der Titel, ist eine Solitaire-Variante; das Maskottchen des Spiels und zugleich der digitale Spielpartner, ist ein lustiger Cartoon-Gnom mit roter Zipfelmütze.

In Solitaire-Spielen geht es bekanntlich darum, alle Karten in festgelegter Reihenfolge auf mehreren Stapeln abzulegen; ganz so einfach ist es in „Gnomitaire“ nicht. Zum einen spielt man hier nicht mit normalen Karten, sondern mit solchen, die zusätzlich zur eigenen Farbe noch aufgedruckt haben, welche der anderen Farben ich drauflegen darf; eine simple, aber entscheidende Regeländerung. Nach ein paar Testrunden, in denen das noch ungewohnt ist, geht das Solitär mit Gnom aber flott von der Hand - bis sich im Expertenmodus der Gnom fies grinsend einen Ritterhelm aufsetzt und man nun auch waagrecht auf die richtigen Kartenfarben achten muss. „Gnomitaire“ wird Kartenspielverächter*innen nicht bekehren können, wer aber sowieso Spaß am gemütlichen Solokartenlegen hat, darf mit dem Gnom ein paar originelle Runden spielen. Erschienen ist Gnomitaire für Android und mobile Apple-Geräte.

Artwork aus dem Game "Gnomitaire"

Arnold Rauers / Tinytouchtales

„Empty“

In den meisten Videospielen geht es darum, irgendetwas aufzubauen oder Dinge einzusammeln - das genaue Gegenteil davon ist im Mobile-Game „Empty“ gefragt. In dem starten wir jeden Level mit einem kleinen Raum, der voller einfärbiger Gegenstände und Möbel ist, und unsere Aufgabe ist es, die alle nach und nach verschwinden zu lassen. Dazu kann man die ganze Welt einfach durch Wischen drehen und rotieren lassen - wenn ein Gegenstand vor einer Farbfläche der gleichen Farbe positioniert wird, verschwindet er einfach.

Der Clou von „Empty“ ist, dass die Gegenstände nur in einer bestimmten Reihenfolge zum Verschwinden gebracht werden können, da sie sich gegenseitig im Weg stehen. Damit man also das blaue Nachtkästchen so hindrehen kann, dass es vor der blauen Wand zu stehen kommt, muss man erst das gelbe Bett verschwinden lassen - das geht aber nur, wenn zuvor die rote Hängelampe weg ist. Aus diesem simplen Prinzip ergeben sich in Empty immer komplexere Aufgaben. „Empty“ stammt vom ukrainischen Entwicklerstudio Dustyroom und ist ein sehr entspanntes Rätselspiel mit chilliger Musik und vor allem origineller Spielmechanik. Spielen kann man es auf mobilen Apple-Geräten und Android, aber auch im Internet direkt im Browser.

Screenshot aus dem Game "Empty"

Dustroom

„Lifeline“ (Serie)

Ein gutes Spiel braucht keine Geschichte. Und eine gute Geschichte, die unsere Fantasie anregt, braucht kein raffiniertes Spielprinzip. Beim Textadventure „Lifeline“ reicht die Geschichte vollkommen. Stellt euch vor, auf eurem Telefon meldet sich ein verzweifelter Astronaut. Taylor ist abgestürzt und braucht Unterstützung. Sein Geigerzähler am Anzug schlägt aus. Ist die Strahlung gefährlich? Es geht um Leben oder Tod. Mit Ratschlägen und Informationen können wir Taylor retten. Das ist der Ausgangspunkt der ersten Geschichte des ausschließlich textbasierten Spiels „Lifeline“. Es gibt bereits sieben Teile des Weltraumabenteuers. Mit grünen Aliens, Katastrophen und allem was zu einem Space Adventure dazugehört. Obwohl der letzte Teil schon 2017 erschienen ist, belegt „Lifeline“ noch immer Topplätze in den Mobile Charts für Rollenspiele.

Das Text Adventure gehören zu den ältesten Arten von Computerspielen. Das erste bekannte Spiel stammt vom Programmierer und Hobby-Höhlenforscher William Crowther. Er hat 1972 eine virtuelle Höhlenbegehung für seine Kinder entwickelt und im Arpanet veröffentlicht. Für Spannung sorgten schon damals Rätsel und Fantasy-Elemente. Das Game nannte Growther kurz „ADVENT“ für Adventure, weil Dateinamen nur maximal sechs Buchstaben haben konnten. Das Game wurde Namensgeber für ein ganzes Genre. Mit größerer PC-Rechenleistung wurden Graphic Adventure die dominierende Gattung im Genre. Reine Text-Adventures rutschten in die Nische. Mit „Lifeline“ wurde diese Nische neuentdeckt und hat spannende Impulse bekommen. Die Form des Chats eignet sich perfekt für diese Art von Games.

Wer „Lifeline“ ausprobieren will muss auch nicht tief in die Tasche greifen. Ein bisschen mehr als einen Euro kostet ein Teil aus dem Lifeline-Universum für Android und mobile Apple-Geräte. Soll noch einmal wer behaupten, dass Chatten und aufs Handy starren immer schlecht für unsere Fantasie ist. Taylor, bitte melden!

Screenshot aus dem Game "Lifeline"

3 Minute Games / Big Figh Games

„Polytopia“ vs. „Hexonia“

Die „Civilization“-Reihe von Kultentwickler Sid Meier ist eine der erfolgreichsten Spieleserien überhaupt. Das Spielprinzip: Welt entdecken, Städte aufbauen, ausbreiten, gegnerische Völker erobern. Wegen der Komplexität ist „Civilization“ aber für normale Smartphones ohne 10-Zoll-Display eher schlecht geeignet.

Das „Civilization“-Spielprinzip fürs Smartphone zu adaptieren, das haben „The Battle of Polytopia“ und „Hexonia“ allerdings hervorfragend geschafft. Beide sind rundenbasiert und alles andere als abgespeckte Varianten von „Civilization“. Sie konzentrieren sich vor allem auf die Strategie beim Kampf - ähnlich dem Brettspiel „Risiko“. In „Polytopia“ und „Hexonia“ sehen wir von schräg oben auf unser etwas abstrahiert dargestelltes Königreich. Runde für Runde versuchen wir uns die Welt anzueignen. „Polytopia“ hat hier mit 15 individuell gestalteten Stämmen die Nase vorn. In „Hexonia“ sind es zwölf, die dafür eine Spur detailreicher animiert sind. „Hexonia“ ist aber ganz klar ein Klon von „Polytopia“, sowohl was Aussehen als auch Spielmechanik betrifft.

Das schwedische Indie-Studio Midjiwan hat „The Battle of Polytopia“ bereits 2016 in die App-Stores gebracht. Danach hat es sich aber zuerst nur sehr langsam weiterentwickelt. In diese Lücke ist das koreanische Studio Togglegear gestoßen und hat „Hexonia“ auf den Markt geworfen. Mit größerem In-Game-Shop, mehr Einheiten und einem größeren Technologiebaum. Dadurch hatte das Spiel zwischenzeitlich mehr Komplexität und auch Spannung.

Vergangenen Sommer hat „Polytopia“ aber nachgebessert und einen Multiplayer-Modus spendiert bekommen, bei dem nun nicht mehr nur gegen Computergegner, sondern auch echte Menschen gespielt werden kann. Außerdem gibt es in „Polytopia“ nun mehr Spielvarianten und Einstellungen zu den zufällig generiert Landkarten. „Hexonia“ ist noch immer ein sehr gelungenes Spiel, aber das Original „The Battle of Polytopia“ hat nun wieder die Nase vorn.

Leidenschaftlich Runde um Runde um die Weltherrschaft zu kämpfen, das kann man aber in beiden Spielen für viele Stunden - oft auch in Pausen zwischendurch. „The Battle of Polytopia“ als auch „Hexonia“ sind für Android und mobile Apple-Geräte erschienen. Die ersten Völker sind kostenlos freigeschaltet, wer mit mehr Stämme kämpfen will muss zwischen einem und vier Euro bezahlen.

Screenshot aus dem Game "The Battle of Polytopia"

Midjiwan AB

„The Battle of Polytopia“

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