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Supergiant Games

Persönliche Höhepunkte aus dem Gamesjahr 2020

Ein schwieriges Jahr geht zu Ende, aber in manchen Bereichen war es gar nicht so schwierig, sondern hat uns umgekehrt sogar geholfen, dass wir besser über die Runden gekommen sind. Videospiele hat Social Distancing überhaupt nicht gestört. Hier sind persönliche Highlights des vergangenen Gamesjahres aus der FM4 Spielkulturredaktion in Form von Robert Glashüttner, Conny Lee und Rainer Sigl.

„In Other Waters“

Von Robert Glashüttner

„In Other Waters“ war im Frühjahr mein erster großer Gameshöhepunkt 2020. Es spielt auf einem fremden Planeten, der komplett von einem Meer bedeckt ist. Mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz in unserem Schutzanzug erkunde ich Flora und Fauna dieser Unterwasserwelt. „In Other Waters“ ist ein kontemplatives, aber auch motivierendes Game. Visuell besteht das Spiel aus einem schicken, schnörkellosen Interface mit einigen Knöpfen, Drehreglern und einer Landkarte. Alles präsentiert sich in einer hübschen Grün-Gelb-Farbpalette. Ich sammle Proben von extraterrestrischen Unterwasserpflanzen und -pilzen und finde mehr über dieses wundersame Ökosystem heraus. Gleichzeitig bin ich auf der Suche nach meiner verschollenen Kollegin. „In Other Waters“ ist für Windows, MacOS und Switch erschienen.

Screenshot von "In Other Waters"

Fellow Traveller / Gareth Damian Martin

„Fall Guys: Ultimate Knockout“

Von Robert Glashüttner

Im Sommer kamen dann die bunten Bohnen, und es war um mich geschehen: „Fall Guys: Ultimate Knockout“ ist eine einsteigerfreundliche, äußerst sympathische Variante der noch jungen, aber schnell populär gewordenen Spielegattung Battle Royale, wo am Ende jeder Runde nur eine, einer oder eines gewinnen kann. Bei „Fall Guys“ sind es immer 60 Stück knuffige Wesen, die mutig durch zuckerlfarbene Levels wackeln. Setting und Look erinnern an die überdrehte Action der legendären japanischen TV-Spielshow „Takeshi’s Castle“. Passend zur Jahreszeit und den Feiertagen ist vor Kurzem Season 3 gestartet, wo die Bohnen nun in Weihnachtskostümen durchs Winterwonderland schlittern, springen und stürzen. „Fall Guys“ ist für Windows und PS4 erhältlich.

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Fall Guys"

Mediatonic / Devolver Digital

Oculus Quest 2

Von Robert Glashüttner

Rechtzeitig vor Beginn des zweiten Lockdowns habe ich mir noch ein Virtual-Reality-Headset gekauft: das Oculus Quest 2, das kurz davor auf den Markt gekommen ist. Das Ding ist leichter und schicker als das Original aus 2019. Das Quest 2 ein Standalone-Gerät – man braucht weder einen PC oder ein Smartphone dafür. Der Hauptgrund für meinen Kauf war das Musik- und Bewegungsspiel „Beat Saber“, bei dem man mit den eigenen Armen im Rhythmus virtuelle Blöcke zersäbelt. Das Game hat in den letzten Monaten übrigens auch einige Updates spendiert bekommen. Wenn ich nicht gerade mit meinem Virtual-Reality-Lichtschwert durch die Wohnung springe, flippere ich auch gerne mit „Pinball FX2 VR“. Die 64-Gigabyte-Version des Oculus Quest 2 ist mit rund 350 Euro verhältnismäßig günstig, und mehr Speicherplatz braucht man für ein VR-Headset eigentlich eh nicht.

Quest 2

Oculus

„Virtuaverse“

Von Conny Lee

Ich bin großer Fan des Genres Cyberpunk, und momentan sprechen natürlich alle über „Cyberpunk 2077“, das ja endlich erschienen ist und es aus diversen Gründen schon unzählige Male in die Schlagzeilen geschafft hat. Aber mein Herz hat heuer ein kleinerer Indietitel erobert, der sich auch dieses Settings bedient: „Virtuaverse“ vom Studio Theta Division ist ein oldschooliges Point & Click-Adventure in Pixelgrafik, begleitet von einem großartigen Chiptune-Soundtrack. In einer dystopischen Stadt, in der es immer regnet und alles voller Werbeholografien ist, suchen wir nach unserer verschwundenen Freundin. „Virtuaverse“ ist eine Verbeugung vor Cyberpunk-Klassikern wie „Bladerunner“, „Strange Days“ oder „Das fünfte Element“. Inhaltlich ist „Virtuaverse“ - wie alle großen Werke des Cyberpunk - eine clevere, kritische Auseinandersetzung mit Technologie.

Bildschirmfoto aus dem Game "Virtuaverse"

Theta Division / Blood Music

„Neversong“

Von Conny Lee

Wenn mir Games gut gefallen, oder manchmal sogar, wenn sie mir sehr gut gefallen, spiele ich sie zu circa 80 Prozent durch. Erst, wenn mir ein Game so wirklich richtig gut gefällt, spiele ich es komplett durch. So ein Spiel war heuer „Neversong“ von Serenity Forge. Darin geht’s um einen Waisenjungen, dessen beste Freundin von einem unheimlichen Monster entführt worden ist, und er muss sie suchen und retten (anscheinend immer noch ein beliebtes Motiv für zahlreiche Storys). „Neversong“ ist eine wunderbar ausbalancierte Kombination aus Rätseln, Jump-and-Run-Passagen und Bosskämpfen. Die Grafik, die Story und vor allem die Musik vermitteln eine recht melancholische Grundstimmung, das Game kann aber auch von einen Moment auf den nächsten gruselig, witzig und dann wieder tragisch werden. Es stecken eine Achterbahn der Gefühle und eine vielschichtige Story im Spiel „Neversong“.

titelbild game neversong

Atmos / Thomas Brush

„Among Us“

Von Conny Lee

Und zuletzt ein Spielehighlight, das eigentlich bereits 2018 als kleiner Indietitel vom Studio InnerSloth erschienen ist, aber heuer durch Corona zum großen Überraschungshit geworden ist: „Among Us“. Eine Crew unterwegs im Weltall auf einem Raumschiff, aber: „There’s an impostor among us!“. Die Crewmitglieder erledigen Aufgaben, die Impostors sabotieren das Schiff und bringen Crewmitglieder um. Dazwischen diskutieren die Spielenden, wer sich verdächtig gemacht hat, der Verräter oder die Verräterin zu sein. Dabei werden immer wieder Unschuldige verdächtigt und aus dem Raumschiff geworfen. Wenn man den oder die Verräter*in nicht rechtzeitig entlarvt, haben sie gewonnen. „Among Us“ war heuer eine gute Möglichkeit, mit lieben Menschen zu spielen und zu lachen, und darüber hinaus eine willkommene Abwechslung zur 100. Zoom-Party.

Bildschirmfoto aus dem Game "Among Us"

Innersloth

„Hades“

Von Rainer Sigl

Über das vielleicht beste Indie-Spiel des Jahres hat es 2020 auf FM4 von meiner Seite kein Wort zu hören und zu lesen gegeben, und das hat einen einfachen Grund. „Hades“, das Action-Roguelike, das im September final erschienen ist und auf vielen Game-of-the-Year-Listen ziemlich weit oben steht, gibt’s eigentlich schon viel länger. Ich habe das Spiel, in dem ich als Göttersohn Zagreus wieder und wieder aus der griechischen Unterwelt ausbreche, schon Mitte 2019 hier für euch auf FM4 vor den Vorhang geholt. Damals war es noch im Early Access, aber auch da schon absolut großartig. Davon haben sich spätestens heuer auch Millionen andere Spielerinnen und Spieler überzeugt. Inzwischen gibt es das Game für Windows, Mac und für die Nintendo Switch. „Hades“ ist bunt, sexy, rasant und quasi endlos wiederspielbar - wer es versäumt hat, hat sich 2020 um ein ganz großes Spiel gebracht.

Hades

Supergiant Games

„Amnesia Rebirth“

Von Rainer Sigl

Horrorspiele gibt es wie Sand am Meer, die „Amnesia“-Reihe des schwedischen Indiestudios Frictional ist aber etwas ganz Besonderes. Im dritten Teil mit dem Untertitel „Rebirth“ beweisen die Schweden ein weiteres Mal ihre Meisterschaft im Erschrecken. Als junge Archäologin taumelt man in der Wüste Algeriens von einem Grauen ins nächste und wird dabei mit so viel kosmischem Schrecken konfrontiert, dass auch der gute alte HP Lovecraft anerkennend eine Gänsehaut bekommen hätte. Gekämpft oder geschossen wird natürlich nicht, stattdessen gibt es clevere Rätsel, eine ambitionierte Story und unfassbar dichte Atmosphäre. „Amnesia Rebirth“ ist mühelos das Horrorspiel des Jahres.

Amnesia Rebirth

Frictional Games

„Townscaper“

Von Rainer Sigl

Manchmal macht es nichts, wenn die Herausforderung beim Spielen weniger groß ist und es vielmehr darum geht, sich absichtslos und entspannt einfach ein bisschen in einer selbstgebauten Fantasiewelt wohlzufühlen. Besser als „Townscaper“ hat das 2020 kein Spiel geschafft. Der trügerisch simple Stadtbaukasten ist irgendwie mehr Spielzeug als Spiel, denn Aufgaben, Ziele oder gar Hürden gibt es hier überhaupt nicht. Stattdessen darf ich Klick für Klick mitten im Nirgendwo eine hübsch bunte Stadt bauen - und der Algorithmus sorgt dafür, dass sich die einzelnen Bausteine automatisch zu sinnvollen und absolut niedlichen Stadtfantasien zusammensetzen. Ein bisschen sieht das Ergebnis aus wie in Italien: Vögel sitzen auf den Dächern, Wäscheleinen hängen zwischen den Häusern und Topfpflanzen stehen auf kleinen Terrassen. Wer glaubt, dass einem dabei langweilig wird, soll’s einfach mal ausprobieren: „Townscaper“ kostet ungefähr genausoviel wie eine Tasse Christkindlmarkt-Punsch, den heuer sowieso keiner trinken durfte. Ein bisschen Entspannung kann in diesen Tagen jede und jeder gut gebrauchen - allein deshalb ist „Townscaper“ mein persönliches Indie-Spiel des Jahres.

Townscaper

Oskar Stalberg

Danke für die gute Zerstreuung und die inspirierende Ablenkung im Ausnahmejahr 2020, Videospielkultur!

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