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Petra Ramsauer

Elisabeth Scharang

„Ich habe 22 Jahre überlebt und möchte das Glück nicht ewig auf die Probe stellen.“

Die Krisenberichterstatterin Petra Ramsauer erzählt am 26. Dezember im FM4 Doppelzimmer über die vielen Seiten der Angst und warum sie von der Kriegsreporterin auf Traumatherapeutin umsattelt.

Von Elisabeth Scharang

„Wenn die Rettungshubschrauber auf dem Weg zum AKH über das Haus fliegen, dann springt bei mir der Reflex an: Blick in den Himmel, Gefahr abschätzen. Der zweite Gedanke: Alles gut, du bist in Wien, entspann dich“, erzählt Petra Ramsauer. Wir sitzen in ihrer gemütlichen Wohnung unter dem Dach im 9. Bezirk in Wien, die schon seit vielen Jahren ihre Basis ist. Von hier aus startete sie die letzten zwanzig Jahre zu Einsätzen nach Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Wenn es einen Krieg gibt, eine humanitäre Krise oder einen Terroranschlag, dann ist Petra Ramsauer vor Ort, um zu berichten. Die Krisen- und Kriegsreporterin wird den Abwurf der Fassbomben bei den Angriffen auf Aleppo nie vergessen. „Wenn ich Hubschrauber gehört habe, dann wusste ich, es bedeutet: Lebensgefahr.“

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Zwischen 1992 und 2020 sind rund 1.300 Journalisten und Journalistinnen ums Leben gekommen. Weltweit waren es allein in diesem Jahr mindestens 21, die bei ihrer Arbeit ermordet worden. Die Zahl liegt damit doppelt so hoch wie im Vorjahr. Mindestens 387 Journalistinnen und Journalisten weltweit befinden sich in Gefangenschaft. „Die Angst, entführt zu werden und in die Hände von Terroristen, des IS oder der Taliban zu geraten, hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Das ist auch der Grund, warum die Kosten, die wir als Journalist*innen vor Ort haben, so gestiegen sind. Ich muss statt einem drei Autos mieten, die Fahrer aus Sicherheitsgründen mehrfach wechseln. Ich schlafe selten hintereinander im selben Quartier. Man muss sehr wendig und flexibel bleiben; und das kostet Geld. Die Medienredaktionen wollen das oft nicht bezahlen.“

Wir reden über Risikobereitschaft und wann es sich im Leben lohnt, welches Risiko einzugehen. Vor einem Jahr und nach zwanzig Einsätzen im Syrienkrieg hat Petra Ramsauer eine Entscheidung getroffen: Sie möchte ihr Glück nicht weiter herausfordern. Sie hat sich ein Jahr Auszeit genommen, ihre Ausbildung als Traumatherapeutin begonnen und ein Buch geschrieben. In „Angst“ beschreibt Petra Ramsauer, wie sie im Kriegsgebiet ruhig bleibt und wachsam, ohne dabei abzustumpfen. Sie stellt die Frage, wie man ein Land im Frieden aufbauen soll, wenn zwei Generationen von Kindern in den Krieg hineingeboren wurden und nichts anderes kennenlernen durften. Sie beschreibt, wie unser Gehirn auf Angst reagiert und welchen emotionalen Umsturz die Corona-Pandemie in unserer Gesellschaft ausgelöst hat.

Petra Ramsauer

Elisabeth Scharang

Im FM4 Doppelzimmer am 26. Dezember erzählt Petra Ramsauer, warum in den letzten Jahren immer mehr Frauen als freie Krisenberichterstatterinnen in den Kriegsgebieten arbeiten, was ihre Motivation ist, diesen gefährlichen Beruf auszuüben und warum eine Tumorerkrankung als junge Frau ihren Blick auf das Leben und die Sterblichkeit nachhaltig verändert hat.

FM4 Doppelzimmer mit Petra Ramsauer

am Samstag, 26. Dezember, 13-15 Uhr und gleich danach auch für 7 Tage im FM4 Player. Eine Langversion des Interviews gibt es dann auch im FM4 Interviewpodcast.

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