FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Elfriede Hammerl

Philipp Horak

Feminismus ist keine Generationenfrage

Die Kolumnistin Elfriede Hammerl ist am 6. Jänner zu Gast im FM4 Doppelzimmer.

Von Elisabeth Scharang

„Meine Mutter war eine frühe Feministin in ihren Einstellungen“, erzählt Elfriede Hammerl. „Sie selbst durfte nichts lernen, obwohl sie aus einem ganz guten Haus gekommen ist und mein Großvater seinen Söhnen sehr wohl gute Ausbildungen ermöglicht hat.“

Deshalb war von Beginn an klar: Elfriede wird etwas lernen. Das Germanistikstudium hat sich schnell als langweilig herausgestellt und in der Theaterwissenschaft hat Elfriede Hammerl auch nicht das gefunden, was sie schließlich im Journalismus erlebt: Antworten auf Fragen zum aktuellen Geschehen. Sie sei immer ein politischer Mensch gewesen. Der Journalismus war eine gute Möglichkeit, sich einzumischen; vor allem, wenn man, so wie sie, bereits in jungen Jahren zur Kommentatorin des Geschehens wird.

Mit 19 arbeitet sie bereits bei einer Tageszeitung und landet nach einem kurzen Ausflug beim Fernsehen – „Ich bin mit der Macht des Bildes nicht zurecht gekommen; ich fühle mich in der Sprache mehr zu Hause“ – bei der Tageszeitung Kurier. Sieben Jahre später wechselt sie zum Nachrichtenmagazin profil, wo sie seither wöchentlich ihre Kolumne schreibt. Das war 1984.

„Ich wollte Dichterin werden, aber auch Kinder haben.“

Wir bleiben bei einem Thema hängen, das uns beide gleichermaßen betrifft und das wir ebenfalls gleichermaßen so gut wie nie thematisieren: der unerschöpfliche Kreativfluss einer freiberuflichen Schreibenden. Es ist nicht einfach zu erklären, wenn man das selbst nicht kennt: Das Wissen darum, dass es keine Option ist, dass du keine Idee für einen Text, eine Radiosendung, eine gute Interviewfrage, ein spannendes Drehbuchthema hast. Du gehst als freiberuflich Schreibende als sprudelnder Ideenpool durch das Leben und weißt, es endet erst, wenn du tot bist. Bis dahin hast du zu liefern. Keine Sorge. Das ist kein Jammern auf hohem Niveau. Das beschreibt bloß den Austausch zwischen zwei Frauen, die das beide schon lange so leben.

Elfriede Hammerl

Philipp Horak

Allerdings hat Elfriede Hammerl mir die Erfahrung voraus, das auch noch als alleinerziehende Mutter durchgezogen zu haben. „Das Gute war, ich konnte von zu Hause arbeiten und schreiben. Das Schlechte war, dass meine Tochter mir das lange übel genommen hat, weil ich oft nicht auf ihre Bedürfnisse eingehen konnte, einfach weil ich einen Textabgabetermin hatte. Und diese Texte haben schließlich unsere Miete bezahlt.“ Und so werde sie auch nicht in Pension gehen, sondern schreiben, bis es nicht mehr geht. Den Gedanken weit wegschiebend, dass einem eines Tages nichts mehr einfällt, worüber man schreiben kann. Die romantisierte Schreibblockade ist ebenso wenig eine Option wie als alleinerziehende Mutter krank im Bett zu liegen.

„Ich kann Menschen Argumente liefern.“

Genau darum geht es oft in Elfriede Hammerls Kolumnen: um den Alltag von Menschen, die in den Medien wenig vorkommen. Außer in der Statistik. Die schreibt über die Klassenfrage und kommentiert damit einhergehend die Geschlechterfrage.

Elfriede Hammerl

Philipp Horak

Vielen Dank für die Bilder an Philipp Horak.

1997 initiierte sie das erste Frauenvolksbegehren in Österreich. 644.665 Menschen haben die elf Forderungen damals unterschrieben. Bis heute ist vieles davon immer noch nicht umgesetzt, wie zum Beispiel das Schließen des Pay Gap. Österreich zählt nach wie vor zu den EU-Ländern mit dem größten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. In Österreich lag der Gender Pay Gap laut Eurostat 2018 bei 20,4 Prozent, und damit deutlich über dem EU-Schnitt von 15 Prozent.

Im FM4 Doppelzimmer am 6. Jänner 2020 um 13 Uhr erzählt Elfriede Hammerl über den Kampf für die Fristenlösung 1976 und kritisiert die heutige „Verlogenheit der Fruchtbarkeitsideologie“. Sie erinnert sich an ihren Vater, den sie wie einen Fremden im eigenen Haus in Erinnerung hat, und kommentiert die aktuelle Frauenpolitik.

Das gesamte Gespräch, also ein FM4 Doppelzimmer extended, könnt ihr auch als Podcast hören.

mehr Doppelzimmer:

Aktuell: