Das Jahr der Ratte ist vorbei

St. Pölten und Wuhan sind Partnerstädte. Was das genau bedeuten könnte, und was das chinesische Horoskop damit zu tun hat, überlegt sich unser Kolumnist Todor Ovtcharov.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die Bürger von St. Pölten wissen wohl sicherlich nicht, dass ihre Stadt seit 2005 mit der chinesischen Metropole Wuhan verbrüdert ist. Ich habe mich immer gefragt was „Partnerstadt“ genau bedeutet.

Heißt das, dass die beiden Städte stärkere wirtschaftliche, kulturelle und soziale Kontakte entwickeln müssen? Im Fall von St. Pölten und Wuhan würden dann alle Wuhaner mehr Rindsrouladen essen, ihrer österreichischen Partnerstadt zu Ehren? Die Menschen in St. Pölten hingegen sollten dann dafür in den Speisekarten ihrer Wirtshäuser die Fledermaussuppe inkludieren. Falls das nötig wäre, liebe Menschen aus St. Pölten, rate ich euch, mehr Senf zu nehmen. Im Namen der Städtepartnerschaft müssen einige kleine kulturelle Besonderheiten überwunden werden.

Das ist natürlich ein Witz, aber nicht nur die St. Pöltener, sondern wir alle haben dieses Jahr von der Existenz Wuhans erfahren. Das war ganz bestimmt das Jahr von Wuhan. Ich bin sicher, dass diese Stadt noch nie seit seiner Gründung so oft ein Thema in den westlichen Medien war und in den Smalltalk der Menschen weltweit aufgenommen wurde.

Laut chinesischem Horoskop war 2020 das Jahr der Ratte. Vielleicht, weil uns der Coronavirus in unsere Mäuselöcher getrieben hat. Ich würde euch gerne was Optimistisches sagen, mir fallen aber nur chinesische Metaphern ein.

Das Jahr 2021 ist das Jahr des Büffels. Der Büffel ist ein hart arbeitendes und geduldiges Tier. Wir brauchen auch Geduld, liebe Leserinnen und Leser. Hoffentlich hilft uns diese Geduld, wie ein Büffel zu arbeiten und uns nicht wie Ratten zu verstecken. Wir haben vier Jahre mit Donald Trump ausgehalten, wir halten noch einige Monate mit dem Coronavirus aus. Trump ist kein Präsident mehr, das heißt, dass der Wandel kommt! Es gibt niemand mehr, der uns rät, Desinfektionsmittel zu trinken, und wir werden wieder Bier trinken dürfen. Öffentlich sogar und nicht versteckt in unseren Küchen.

Das Jahr der Ratte ist vorbei. Die Bürger von St. Pölten werden bald ruhig ihre Brüdern und Schwestern aus Wuhan umarmen können. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, wo man alle 12 Millionen Menschen aus Wuhan in St. Pölten unterbringen könnte, doch die Stadtverwaltung in St. Pölten hat sicherlich einen Plan. Und somit wäre der Tourismus gerettet. Die Menschen in Wuhan sind außerdem super diszipliniert, ihr habt ja gesehen, wie schnell sie die Covid-Krise gelöst haben.

Ich wünsche euch Geduld, Optimismus und Humor liebe Leserinnen und Leser. Und natürlich auch Gesundheit.