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interview

Anna Gasser & Clemens Millauer: Zwischen Olympia und Powder-Kickern

Nach 10 Monaten ohne Contests beginnt dieses Wochenende die Snowboard Saison mit einem Big-Air-Weltcup am Kreischberg in der Steiermark. Olympiasiegerin Anna Gasser und Clemens Millauer denken aber schon weiter.

Von Simon Welebil

Snowboarder*innen wird auch in zehn Monaten ohne Wettkampf nicht fad, sie fahren ja nicht nur der Wettbewerbe wegen Snowboard. Der erste Lockdown im März hat sie nur kurz aus dem Schnee geholt, bereits im Mai konnten sie schon wieder am Kaunertaler Gletscher trainieren und filmen, später dann auch wieder in der Schweiz, auf anderen Tiroler Gletschern und auf einer Mattenschanze in Scharnitz.

Vor allem das Filmen hat es ihnen in den letzten Monaten angetan. Clemens Millauer hat mit dem renommierten Absinthe-Team für "Channel ZeRO gefilmt, Anna Gasser für eine eigene Dokumentation und beide zusammen auch für den herausragend kreativen Burton Teamfilm „One World“. „Es hat wirklich Spaß gemacht, einmal nicht nur Contests zu Fahren, sondern sich ein bisschen mehr der anderen Seite zu widmen“, so Clemens Millauer über das Filmen.

Nervosität vor dem Restart

Jetzt stehen aber wieder Contests an. Nach zehn Monaten Pause eröffnet der Big-Air-Weltcup in Kreischberg die Saison, und trotz Trainingslagern mit der Weltelite ist es schwer abzuschätzen, wo man im Moment mit der eigenen Leistung steht. „Ich glaube wir sind extra nervös“, fasst Anna Gasser ihren Zustand gerade zusammen. Denn die Entwicklung im Contest-Snowboarden schreitet rasant voran. Die Zeiten, in denen Anna Gasser fast mit nur einem einzigen Trick Big-Air Contests in Serie gewinnen konnte, sind vorbei. Vor zwei/drei Jahren hätte Anna Gasser nur sechs Snowboarderinnen als Podiums-Fahrerinnen eingeschätzt. „Mittlerweile sind es 15 Mädels, wo ich sage, okay, das sind jetzt echte Konkurrentinnen. Ich glaube von den Tricks her sind wir noch immer noch gut dabei, aber die Dichte ist sehr groß geworden und man kann sich keine Fehler mehr erlauben.“

Das Tricklevel ist sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern extrem gestiegen, und da die Anzahl der Rotationen wieder einmal an die Grenzen gelangt, versuchen die Besten, sich mit neuen, schwierigeren Grabs von den anderen abzuheben. Anna Gasser hat in den letzten Wochen etwa mit Japan-Grabs bei Double Flips für Begeisterung gesorgt, Clemens Millauer mit einem Triple Cork 1800 mit Tailgrab.

Am Kreischberg werden jetzt alle erstmals ihre Karten aufdecken müssen. Das Fahrerfeld ist so gut besetzt wie noch nie bei einem Weltcup in Kreischberg. Denn mit dem Big-Air-Contest in Kreischberg beginnt auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking 2022.

TV-Hinweis

Anna Gasser hat sich am Donnertag als Quali-Fünfte bereits ihren Platz im Finale gesichert, für die Männer steht die Qualifikation erst am Samstag Vormittag an. ORF1 überträgt die Finals am Samstag 9.1. 2021 ab 17:50 live.

Da die Corona-Pandemie noch immer den Event-Kalender prägt, wird es eine der wenigen Chancen sein, sich schon dieses Jahr für die Spiele zu qualifizieren, ein großer Vorteil im risikobehafteten Sport, wie Anna Gasser aus schmerzhaften Erfahrungen weiß: „Wenn man jetzt schon ein/zwei gute Ergebnisse in der Tasche hat und man verletzt sich, dann kann sich eine Qualifikation trotzdem ausgehen. Und deshalb glaube ich probieren wir alle, jetzt schon gute Punkte herauszufahren.“

Kaum Heimvorteil

Der Heimvorteil wird für Anna Gasser und Clemens Millauer beim Heimweltcup am Kreischberg diesmal allerdings minimal sein und sich auf eine entspanntere Anreise beschränken. Heimpublikum gibt’s wegen der Corona-Auflagen keines und die Schanze am Kreischberg, auf der Anna und Clemens regelmäßig trainieren, ist für den Contest noch umgebaut und weiter nach hinten versetzt worden. Statt Airtime über Höhe gibt’s jetzt Airtime über Distanz. Nach anfänglich Enttäuschung über den Umbau kann sich Clemens Millauer mittlerweile damit anfreunden: „Er hat jetzt so 20 Meter Table und man muss echt richtig schnell anfahren. Also man fährt jetzt von oben gerade rein in den Kicker, was sich ganz anders anfühlt. Aber er ist trotzdem sehr gut geworden. Und solange es nicht schneit, liegt er uns recht gut“.

Was bringt die Saison sonst noch?

Nach dem Weltcup Auftakt in Kreischberg geht es gleich zu den Laax Open in die Schweiz und für Anna Gasser dann noch Ende Jänner zu den XGames nach Aspen. Bis zu den nächsten Weltcups in Kanada ist dann wieder über einen Monat Pause. In dieser Zeit geht es für Anna und Clemens dann „hoffentlich in den Tiefschnee, für ein paar Videoproduktionen.“

Clemens Millauer und Anna Gasser

Clemens Millauer

Genau in diese Zeit fällt heuer aber auch der Start der Natural Selection Tour, einer Contestserie von Snowboard-Superstar Travis Rice, die nicht im Snowpark, sondern im Backcountry, im freien Gelände, stattfinden soll. Eingeladen werden dazu ausschließlich diejenigen, die in den letzten Jahren groß aufgezeigt und das Snowboarden vorangetrieben haben, bei Contests, vor allem aber in Videoparts.

Erst die Hälfte des Teilnehmerfelds ist bisher bekanntgegeben worden. Anna Gasser will ihre Teilnahme noch nicht bestätigen, nur dass sie bereits bei einigen Gesprächen dabei gewesen ist. Bei einem Contest im Backcountry wäre sie laut eigener Aussage aber auf keinen Fall bei den Favoritinnen.

Zukunft Backcountry?

Dass es sie aber verstärkt ins Backcountry zieht, ist kein Geheimnis: „Ich glaube, das ist ein ganz ein natürlicher Weg, den Freestyle-Snowboarder so anstreben. Zuerst Contest-Fahren, sich vielleicht da einen Namen zu machen und dann in Filmproduktionen weiterzumachen.“ Bisher ist dieser Weg fast nur Männern offen gestanden. Das ändert sich aber jetzt. Auch weil die Firmen mehr daran interessiert sind, Frauen in ihren Teams zu haben und zu repräsentieren.

Mittelfristig haben Anna Gasser und Clemens Millauer also ein gemeinsames Ziel. Davor steht allerdings mit den Olympischen Spielen in Peking noch ein großer Brocken an. Und dafür muss man sich auch erst qualifizieren. Die erste Chance dafür gibt’s am Kreischberg.

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