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Brian Eno kommt mit seiner Installation "77 Million Paintings" zum Elevate Festival 2021

Shamil Tanna

Das Elevate Festival hat für 2021 Musik-Gott Brian Eno eingeladen

Nach mehreren Verschiebungen kann das Elevate Festival in Graz von 4.-8.8.2021 endlich stattfinden. Brian Enos AV-Installation „77 Million Paintings“ wird im Dom im Berg zu sehen sein, auch sonst bleibt das Programm ambitioniert und bunt, selbstverständlich unter Einhaltung sämtlicher Sicherheits-Bestimmungen.

Von Katharina Seidler

Aufgrund des sommerlichen Termins von 5. bis 8. August – und wohl auch wegen, nun ja, der Risiken von Indoor-Veranstaltungen, wird beim Elevate diesmal so Einiges Open Air stattfinden. Am Grazer Lendplatz etwa steht eine Outdoor-Bühne, die am Freitag, 6.8., sogar FM4 Stage heißt, und die gibt sich bei dieser Festivalausgabe ungewohnt poppig und indierockig. Es spielen dort die Grazer Garagen-Popper Land of OOO, Anger, Monsterheart und die feministischsten Post-Punk-Dichterinnen des Landes, CULK.

Brian Eno kommt mit seiner Installation "77 Million Paintings" zum Elevate Festival 2021

Martin Harrison

Momentaufnahme aus „77 Million Paintings“ von Brian Eno

Im Dom im Berg, der riesigen, weißgetünchten Höhle im Bauch des Grazer Schlossberges, die normalerweise der Haupt-Schauplatz des Elevates ist, wird diesmal nicht geraved, sondern man spaziert dort durch eine immersive Klang- und Licht-Installation des britischen Musik-Gottes, Ex-Roxy-Music-Mannes, Allround-Produzenten-Genies und nicht zuletzt Ambient-Music-Erfinders Brian Eno. Diese sich ständig wandelnde Video- und Sound-Installation wird im August für mehrere Wochen auf dem 3D-Soundsystem des Grazer Dom im Berg zu erleben sein. Und wenn alles gut geht wird der Meister auch höchstpersönlich in Graz anwesend sein und die „77 Million Paintings“ eröffnen.

Aber auch die radikalere Klangforschung kommt beim Elevate 2021 nicht zu kurz. Die schwedische Orgel-Pop-Königin Anna von Hausswolff hat sich bei einem Elevate-Besuch vor einigen Jahren in die Orgel des Doms verliebt und kehrt nun zurück, um diese mit ihren monumentalen Kompositionen zu bespielen. Auch der Wiener Cello-Zauberer Lukas Lauermann sowie die schwedische Experimentalmusikerin Maria W Horn stehen an diesem Abend auf dem Lineup.

Außerdem hört man KI-Frickelpop von Mouse on Mars oder messerscharfes Sounddesign von Asfast oder Jessica Ekomane. Dazu natürlich tage- und nächtelange Dancefloor-Action von Heerscharen an coolen DJs – ganz nebenbei bemerkt ist die Gender-Paritäts-Quote, die anderen Festivals nach wie vor so viele Schwierigkeiten bereitet - beim Elevate seit jeher überhaupt kein Thema.

Soeben wurde auch das Programm des Diskursprogramms bei Elevate veröffentlicht. Das Thema dieses Jahr lautet „Momentum - Wie geht eigentlich Zukunft?“; der Bestsellerautor Philip Blom wird hierzu die Eröffnungsrede des Festivals halten.

Als zwei weitere Highlights seien genannt: die aus Istanbul stammende, in Berlin lebende Musikerin Nene H, die ihre deutsch-türkische Identität in undergroundigstem Techno und analogem Darkwave verhandelt. Und außerdem die allerorts hochgehypte Aufsteigerin Azu Tiwaline, die den Sound ihrer Heimat, der Region El-Djerid im Süden Tunesiens, mit mystischen Dub-Elementen auflädt. Saharische Sounds und Berber-Trance verwebt Azu Tiwaline zu hypnotischen Klanglabyrinthen und das dürfte vor allem live und outdoor im Grazer Volksgartenpark am Elevate-Samstag, am späten Nachmittag, zu einem guten Trip werden. Zwei Namen, die man sich merken wollen wird.

Das letzte Elevate Festival hat Anfang März 2020 stattgefunden, sogar unter beinahe normalen Bedingungen. Das Wissen um die herannahende Pandemie verbreitete sich bereits und man hielt ein wenig mehr Abstand als sonst, aber im Grunde war es, vor allem jetzt im Rückblick, das letzte „normale“ Festival auf bisher unbestimmte Zeit. Wenige Tage danach wurde der erste Lockdown verkündet und seitdem ist die Zukunft der Veranstaltungsbranche ungewiss.

Auch Bernhard Steirer, einer der Haupt-Organisatoren des Elevate Festivals, bestätigt, dass die Erinnerung an letztes Jahr heute wie aus einer fernen Zukunft wirkt: „Das war in der Tat eine sehr surreale Situation. Unser Festival hat stattgefunden, noch bevor diese schrecklichen Bilder aus Italien die Öffentlichkeit erreicht haben. Aber es war trotzdem klar, dass sich da etwas anbahnt. Wir waren damals in engem Kontakt mit den Behörden und haben bereits gewisse Hygienemaßnahmen verlautbart, das Publikum zum vermehrten Händewaschen aufgefordert, und ein paar der Künstler*innen nachher testen lassen. Aber im Endeffekt war es unglaubliches Glück, dass wir gerade noch auf der letzten Drücker das Festival absolvieren konnten und außerdem, dass es auch keine Fälle bei uns gegeben hat.“

Anna von Hausswolff sitzt an einer Orgel

Gianluca Grasselli

Anna von Hausswolff

Für 2021 hatte sich das Elevate-Team ursprünglich entschlossen, seinen ursprünglichen Termin am ersten März-Wochenende beizubehalten. „Wir wollten dieser Problematik nicht aus dem Weg gehen, weil wir finden, dass es wichtig ist, dass es kulturelle Institutionen gibt, die auch unter schwierigen Umständen versuchen, die Fahne hochzuhalten und ihren Platz und die Räume, die sie beanspruchen, geltend zu machen“, so Bernhard Steirer. Jetzt wurde aber doch alles anders.

Elevate Festival Veranstalter Bernhard Steirer

Elevate Festival

Elevate-Mitveranstalter Bernhard Steirer

Um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten, arbeitet das Elevate-Team gerade an der Entwicklung einer eigenen Festival-App. Bernhard Steirer dazu: "Wir versuchen derzeit permanent, Dinge in der Zukunft zu antizipieren. Im Fall dieser Installation, dieser Ausstellung, die ja über mehrere Wochen gehen wird, sehen wir das so: In unserer eigens entwickelten App soll es dann möglich sein, bestimmte Timeslots zu buchen, in denen man sich dann vor Ort einfinden und die Ausstellung besuchen kann. Was wir vermeiden wollen sind Verwirrungs-Zustände beim Festival, und dass man bei jeder Veranstaltung einen neuen Zettel ausfüllen muss. Wir arbeiten daher mit dieser Open-Source App, wo natürlich auch nach allen Gesichtspunkten des Datenschutzes alles passt. Es soll so sicher und so einfach wie möglich sein, die Veranstaltungen zu besuchen. Das heißt, man soll sich im Idealfall wirklich nur einmal registrieren müssen. Dies ist natürlich auch relevant für die Rückverfolgbarkeit der Kontakte. Wer hat wann eine Veranstaltung besucht, und im Fall von Verdachtsfällen oder Covid-Fällen müssen die Menschen verständigt werden können.

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