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Eindrücke vom Tourenlehrpfad am Hochkeil

Simon Welebil

Reinschnuppern ins Tourengehen am Skitourenlehrpfad

Der Drang nach draußen lässt Ski- und Snowboardtouren boomen. Doch die Corona-Einschränkungen machen es schwierig, das Tourengehen zu erlernen, da im Moment alle Kurse ausfallen. Tourenlehrpfade sind ein niederschwelliges Angebot für alle, die Tourengehen gern einmal ausprobieren wollen.

Von Simon Welebil

Es ist eiskalt im Schatten des Hochkeil, als wir an einem Wochentag um 9:00 früh in unsere Tour starten. Zweistellige Minusgrade machen das Reden schwer, als Peter Radacher erklärt, warum er vor etwa zehn Jahren den Tourenlehrpfad in seinem Skigebiet angelegt hat. Einerseits zur Steuerung der Tourengeher, um die vielen Menschen am Hochkeil, die sonst kreuz und quer über die Pisten aufsteigen, auf eine dauerhaft begehbare, sichere und markierte Route zu lenken. Andererseits hat sich Radacher aber auch an seine ersten Tourenversuche zurückerinnert, wo er mit seinem ersten Splitboard - dem längsten, das er finden konnte, damit es im Powder guten Auftrieb hat - recht unbeholfen herumgestolpert ist. Ein Freund hat ihn damals zur Seite genommen und ihm die Basics erklärt. Was ihm dieser Freund beigebracht hat, hat er jetzt auf Schautafeln umgesetzt.

Eindrücke vom Tourenlehrpfad am Hochkeil

Simon Welebil

Peter Radacher betreibt neben dem Skigebiet Hochkeil auch das einzige Snowboardmuseum in Österreich und hat vor Kurzem ein Buch über die Geschichte des Snowboards veröffentlicht.

Peter Radacher hat diesen Pfad schon vor etwa 10 Jahren angelegt, für Toureneinsteiger*innen und auch für Familien, für Menschen, die das Tourengehen einfach einmal ausprobieren wollen und damit ein Angebot für einen leichten, sicheren Einstieg gelegt. Die Route auf den Hausberg, den Hochkeil, ist dabei relativ flach angelegt, zwar abseits der Pisten im Wald und dennoch nahe genug, um bei Problemen schnell auf sich aufmerksam machen und zurück in’s Skigebiet gehen zu können, falls etwas nicht nach Wunsch verlaufen sollte.

Skitourentechnik anhand von Schautafeln

Sechs Schautafeln gibt es insgesamt. Die erste Schautafel gibt einen Überblick über die Tour: Etwa vier Kilometer ist sie lang und weist einen Höhenunterschied von 280 Höhenmetern auf. Sie liefert aber auch Informationen zu den körperlichen Voraussetzungen für’s Tourengehen, zur Ausrüstung, zu Vorgehensweisen für den Notfall und grundlegenden Sicherheitsregeln.

Aktuell (16.1.2021) ist die Lawinensituation sehr heikel. Vor allem Anfänger*innen sollten die Pisten nicht verlassen.

Am Start gibt es auch ein Lawinensuchfeld, um den Umgang mit dem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) zu üben, auch wenn die Übungstour im relativ sicheren Gelände angelegt ist: „Das Einzige, was ich dir über die Lawine sagen kann ist, dass ich dir nichts sicher über die Lawine sagen kann“, so Peter Radacher.

Entlang der sehr gemütlichen und auch idyllischen Tour werden dann anhand der weiteren Schautafeln die Grundtechniken des Skitourengehens erklärt, beginnend beim Gehen, das eher ein Gleiten sein soll, erste Kurven bis hin zu Hangquerungen und Spitzkehren, mit denen man im steilen Gelände die Richtung wechselt und empor steigt. Letztere sind eine besondere Herausforderung für das Gleichgewicht. „Schaut super-leicht aus, auch im super-steilen Gelände, wenn das einer kann. Bis es soweit ist, soll man besser noch im Flachen üben“, grinst Peter, als er professionell eine Spitzkehre vorzeigt. Dass sich viele Tourenaspirant*innen diesen Hinweis zu Herzen nehmen sieht man daran, dass der Schnee vor der Tafel bereits ziemlich niedergetreten ist.

Eindrücke vom Tourenlehrpfad am Hochkeil

Simon Welebil

Schneeknirschen im Winterwonderland

Der Schnee knirscht unter unseren Skiern, ein Zeichen dafür, dass es in den letzten Tagen sehr kalt gewesen ist. Kurz vor dem Gipfel kommt dann die Sonne hinter den Bäumen hervor und verwandelt die Landschaft endgültig in ein Winterwonderland.

Bald darauf erreichen wir den Gipfel, der an diesem Tag ein wunderbares Panorama parat hat: Auf der einen Seite die steilen und felsigen Mandelwände und der Hochkönig, auf der anderen die Hohen Tauern und das Dachsteinmassiv.

Eindrücke vom Tourenlehrpfad am Hochkeil

Simon Welebil

Die alte Gondel am Hochkeil-Gipfel ist eigentlich als Windschutz fürs Umziehen gedacht, hat laut Peter Radacher aber auch schon einmal ein Leben gerettet.

Auch ohne Schautafeln würden es Skitourenanfänger*innen wahrscheinlich auf den Hochkeil schaffen, wenngleich auch mit ein bisschen mehr Quälerei. Ob man Skitourengehen wirklich anhand von Schautafeln lernen kann? „Jein“, sagt Peter Radacher dazu. „Man kann sich einen ersten Eindruck verschaffen. Wenn einem das dann gefallen hat, dann schnapp‘ dir einen Bergführer, mach‘ einen Kurs und lerne es richtig!“ So steht’s auch auf der letzten Tafel.

Vor allem Lawinenwissen ist der große Knackpunkt beim Skitourengehen. Das wird zwar auch über die Lehrtafeln vermittelt, aber um das wirklich anwenden zu können, braucht es doch Expert*innen, die einen dabei an die Hand nehmen - egal, ob sie von alpinen Vereinen kommen, Bergführer*innen oder andere erfahrene Alpinist*innen sind. Die Angebote dazu werden immer vielfältiger, auch online gibt es mittlerweile viele praktische Angebote, um die breite Masse, die es mittlerweile gibt, an das Tourengehen heranzuführen.

Skitourenlehrpfade in Österreich

Mittlerweile gibt es viele Skitourenlehrpade in Österreich, mit unterschiedlicher Ausrichtung und Ansprüchen. Hier eine kleine Auswahl:

Kärnten:

Salzburg:

Tirol:

Eine Zeitlang können wir dieses Panorama alleine genießen, was hier oben sehr selten geworden ist. Skitouren-, und mehr noch Pistentourengehen, hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Boom erfahren. „Wenn ich um 9:00 den Lift aufsperre, ist der Parkplatz oft schon zur Hälfte gefüllt - und Skifahrer sind das keine!“, erzählt Peter Radacher.

Konflikte um Pistentourengeher*innen

In anderen Skigebieten führt der Boom des Pistentourengehens zu großen Konflikten, die Radacher teilweise nachvollziehen kann. Wenn Tourengeher*innen etwa zu Zeiten aufsteigen wollen, wo in den Skigebieten die Pisten präpariert werden, wird das zu einem Sicherheitsproblem, ebens,o wenn sie etwa Pisten queren, auf denen Skifahrer*innen schnell hinunterfahren. Manche Skigebiete reagieren darauf mit Abschreckungs- und Verbotsstrategien. Am Stuhleck am Semmering wird Pistentourengeher*innen etwa hundertfach mit Besitzstörungsklagen gedroht, doch auch im benachbarten Mühlbach am Hochkönig versucht man die Tourengeher*innen abzuschrecken, mit obligatorischen Pistentourentickets zu teuren 14,50 Euro.

Am Skigebiet Hochkeil hätten sie bisher noch keine größeren Konflikte austragen müssen, auch, weil die Voraussetzungen andere sind. Das Skigebiet ist klein und setzt ausschließlich auf Naturschnee. „Wir haben nicht das ‚eine weiße Schneeband‘ hinauf, wo sich die Skifahrer und die Tourengeher in die Quere kommen“, sagt Peter Radacher. Weil die Zahl der Tourengeher*innen aber immer mehr zunimmt, werden sie mittlerweile auch hier gebeten, entweder über den Lehrpfad aufzusteigen oder sonstwo abseits der Pisten, um die Sicherheit gewährleisten zu können.

Dann wäre da noch das Problem der Parkplätze, die den Skigebieten Kosten verursachen, unter anderem durch die Räumung. Seit dieser Saison werden am Hochkeil die Tourengeher*innen gebeten, pro Auto fünf Euro zu bezahlen, für das Parken und die Pistenpräparierung. Ein Preis, den sich wohl alle leisten können, denn vertreiben will Peter Radacher niemanden. Am Hochkeil soll das Miteinander im Vordergrund stehen. „Mehr miteinander reden, dann geht das auch“, meint Peter, der für alle möglichen Konflikte eine Lösung sieht.

Tourengeher*innen können auch die weiter unter liegenden Parkplätze benützen, dann wäre für die zahlenden Skifahrer*innen mehr Platz in der Nähe der Lifte, und diejenigen, die ohnehin eine Saisonkarte für den großen Salzburger Skiverbund haben, sollen wenn möglich nach der Tour noch eine Runde mit den Liften fahren oder zumindest ihre Karte stecken, davon würde auch sein Skigebiet profitieren.

Das soll dann auch wieder den Tourengeher*innen zugute kommen. In Zukunft will Peter nämlich noch mehr Angebote für diese relativ neue Zielgruppe schaffen, abseits des Tourenlehrpfads.

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