„Scott Pilgrim vs. The World“ ist zurück

Zum 10-jährigen Jubliäum hat Ubisoft das Beat ’em up „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ wieder herausgebracht. Wer es vermisst hat, kann sich freuen. Wer sich allerdings Neuerungen erwartet, wird enttäuscht sein.

Von Conny Lee

Ursprünglich hatte Bryan Lee O’Malley gehofft, zirka 1.000 Stück seines Comics verkaufen zu können. Dann wurde aus der sechsteiligen Serie allerdings ein millionenfach verkaufter Bestseller, der mit den größten Preisen der Comicwelt ausgezeichnet wurde.

Die Story dreht sich um den slackerhaften Scott Pilgrim, der mit seiner Band Sex Bob-omb spielt und sich in die mysteriöse und abgeklärte Ramona Flowers verliebt. Um mit ihr zusammen sein zu können, muss er ihre sieben bösen Exfreunde im Kampf besiegen.

Es ist eine Mischung aus Coming-of-Age Story, surrealen Elementen sowie einer Menge popkultureller Anspielungen und ein frühes Porträt klassischer Hipsterkultur. Die sechs Comicbände sind stilistisch nahe am Manga und erzählen natürlich viel mehr, als sich in einem Langspielfilm ausgegangen wäre.

Die Adaptionen der Scott Pilgrim Comics sind deshalb so gut, weil sie nicht versuchen, die Geschichte 1:1 wiederzugeben, sondern sich stattdessen auf den Spirit konzentrieren und ihn mit der Stärke des eigenen Mediums kombinieren. Der Film ist im selben Jahr erschienen wie der letzte Teil des Comics unter der Regie von Edgar Wright („Shaun of the Dead“, „Baby Driver“) und mit dem King of Awkward Michael Cera in der Hauptrolle. Aber auch die Nebenrollen sind großartig besetzt mit Leuten wie Mary Elizabeth Winstead oder Jason Schwartzman.

Was sowohl in den Comics als auch im Film eine wesentliche Rolle spielt, ist die Logik und Ästhetik von klassischen Videospielen. Eine Gameadaption lag daher auf der Hand, allerdings galt es, hohe Erwartungen der Fans zu erfüllen. Das ist damals mit „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ gelungen, und zwar weil wieder auf die Eigenheiten des Mediums eingegangen wurde.

Das Game ist ein sidescrolling Beat ’em up, in dem man durch ein 16-Bit-Toronto läuft und sich durch Horden von Gegnern kämpft. Die Bosse sind natürlich die sieben bösen Exfreunde, die wir schon aus den Comics und dem Film kennen. Begleitet wird man dabei von einem extrem starken Chiptune Soundtrack aus der Feder von Anamanaguchi. Das Spiel ist außerdem voll von kleinen Anspielungen auf andere große Videogames wie „Super Mario World“, „Zelda“ oder „Final Fantasy“. Das Spiel ist damals im selben Jahr erschienen wie der letzte Teil der Comicreihe und der Film, konnte also bequem auf einer Hypewelle surfen. Es war aber auch einfach gut gemacht, in seiner Ästhetik und dem Gameplay, das Beat ’em up, Retroästhetik und kleinere RPG-Aspekte kombinierte.

2014 wurde „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ dann aus den Stores genommen, es heißt, weil die Lizenzen ausgelaufen seien. Das zehnjährige Jubiläum war daher ein guter Anlass, das Spiel wieder rauszubringen, es wurden dafür aber keine bemerkenswerten Veränderungen vorgenommen. Die „Complete Edition“ enthält nun sämtliche frühere DLCs und es sind alle Figuren spielbar, von Scott Pilgrim bis Knives Chau, Kime Pine und all die anderen. Jeder Character hat seine eigenen Signature Moves. Man kann mit bis zu drei anderen zusammen spielen, entweder lokal oder online. Im Laufe des Spiels lernt man immer neue Moves und wird damit von Mal zu Mal stärker.

Wer das Spiel schon 2010 gespielt hat, kann es sich jetzt aus nostalgischen Beweggründen wieder besorgen und wer es noch nicht kennt, wird damit ein gutes Beat ’em up spielen, allerdings muss man zugeben, dass das Genre in den letzten zehn Jahren von anderen Games weiterentwickelt worden ist. „Scott Pilgrim vs. The World: The Game, Complete Edition“ ist mittlerweile nicht mehr eines der besten, aber immer noch ein gutes Game. Wer Scott Pilgrim überhaupt nicht kennt, sollte sich sowieso sämtliche Versionen besorgen.