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Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: International Music - „Insel der Verlassenheit“

Die fantastische Gruppe International Music ist zurück, veröffentlicht im April ein neues Album namens „Ententraum“ und hat jetzt schon das schwer greifbare „Insel der Verlassenheit“ für uns.

Von Christoph Sepin

Niemand kann in Songform das Gefühl des Nicht-in-die-Schule-gehen-Wollens vermitteln wie die Gruppe International Music. Allein deswegen, aber auch aus vielen anderen Gründen (zum Beispiel der guten Musik wegen) zahlt es sich aus, hellhörig zu werden, wenn das Trio aus Essen neue Lieder veröffentlicht.

Ein solches gibt es seit wenigen Tagen: In „Insel der Verlassenheit“, der Titel lässt es vermuten, widmet sich die Band aber größeren, existenzielleren Dingen als dem Wunsch nach Schuleschwänzen. In viereinhalb Minuten passiert hier jede Menge, und dafür muss man erst einmal bereit sein.

Bis zum 23. April ist es noch ein bisschen hin, gut Ding braucht aber bekanntlich Weile. Dann erscheint das neue Album von International Music, das tatsächlich den Namen „Ententraum“ tragen wird. Wovon träumt eine Ente? Vielleicht von Liedern wie dem jetzt vorab veröffentlichten Song. Darin ist nämlich alles seltsam und unklar wie in einem Traum.

International Music präsentieren sich hier, als seien sie auf den Berg der Wahrheit hinauf- und wieder heruntergeklettert und wollten uns jetzt mitteilen, was sie da alles gesehen haben. Die Worte, die Instrumente, die Stimmen sind aber nicht genug, um das so richtig rüberzubringen. Eher nebulös hier alles, aber im guten, spannenden, interessanten Sinn.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Wenn man ein paar Dinge rausfischen kann aus den zuerst scheinbar unzusammenhängenden Gedanken, die hier kommuniziert werden, dann ist das wohl ein Lied über das Zurückkommen, über den Neuanfang und das Nochmalversuchen. Zukunftsmusik also nicht nur im Klang, sondern auch im Text: „Kopf geradeaus“, lautet Zeile 1.

Blick ins Weite, feines Lächeln, kein Applaus

Wird das Musiker*innenleben 2020 beschrieben? Mit den leeren Bühnen, weil alle zuhause sind? „Alles ist noch aufgebaut“, das lässt vermuten, dass hier tatsächlich die Livevenues Europas vermisst werden. Aber dann: „Kurze Haare, nasse Haut.“ Was soll das? „Der Klang der Welt ist mir vertraut.“ Welche Welt wird hier beschrieben? Wohl nicht unsere, denn in dieser scheint dieses Lied nicht zu existieren. Für diese harte Erde ist dieses Lied nicht gemacht, es ist zu soft, verschwommen und elegant, viel eher rutscht es durch die Lücken der Realität und fließt so dahin. Das ergibt zwar auch keinen Sinn, aber nach Minute 3 beim Hören hat man solche Gedanken.

International Music sind eine fabelhafte Band im wahrsten Sinn des Wortes und „Insel der Verlassenheit“ ist ein zauberhaftes Märchenlied. Einmal verzerrt da alles sogar mittendrin und wird kaputtgemacht. Und man denkt sich: Vielleicht ist das doch ein Break-up-Song? Es wird ja schließlich eine einsame Insel beschrieben, die im Traum begegnet. Oder hört man doch nur heraus, was man hören will, weil alles so schwer zu greifen ist? Vermutlich. Oder es ist alles doch nur der Traum einer Ente. Und die kann man auch nicht fragen.

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