Neue Musik von Kerosin95, Leyya, Gregor Eska, Pressyes & Ian Fisher u.v.m.

Gebursttagssause, animierte Überforderung, gerappte Gegensätzlichkeiten, beschwingter Akustik-Pop und dringliches Singer/Songwritertum. Das sind die neuesten Videos und Singles aus Österreich.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Es war ein rauschendes Fest, wenn auch diesmal ausschließlich On Air und Online. Für unser FM4 Geburtstagsfest haben Cari Cari schöne Covernummern aufgenommen, mitunter „Sabotage“ von den Beastie Boys, mit dem das FM4-Herz vor 26 Jahren zu schlagen begonnen hat. Und die Grazer Granada haben ihr Live-Set in der wunderschönen Boutique Dogdays Of Summer eingespielt.

Auch Anger, Yugo oder Ja, Panik haben uns ihre musikalischen Geburtstagsüberraschungen aufgenommen. Und das Live-Set der wohl besten Stimme Österreichs, das von Mira Lu Kovacs, hat uns wieder einmal tief berührt. Sie hat auch im Interview schon Einblicke in ihr neues Album und ihre emotionale Lage des letzten Jahres gegeben.

Leyya - „I’m Not Sure“

Das Super-Duo Leyya hat ja in unzähligen Projekten mittlerweile seine Finger im Spiel. Und irgendwie schaffen es die beiden, dass alles, was sie anfassen, wie Gold klingt. So auch die neueste Single „I’m Not Sure“, die sie schon bei unserem Geburtstagsfest gespielt haben. Eine Nummer, die von Überforderung und Unsicherheit handelt. Gefühle, die wohl sehr viele Menschen derzeit weltweit im Griff haben. Umso erstaunlicher und erfreulicher ist es, dass Sophie Lindinger und Marco Kleebauer einen sehr positiven und hoffnungsvollen Song komponiert haben. Der stampfende Beat, die schöne Bass-Linie, der sanfte Mittelteil, der dann in einen unglaublich wundervollen Poprefrain übergeht - das alles macht „I’m Not Sure“ zu einer sehr starken und ohrwurmträchtigen Single. Das schön animierte Video von Roberto Roboto ergänzt die angenehmen Vibes auf visueller Ebene mit einer schön verträumten Geschichte.

Kerosin95 - „Heeey“

Im März wird die Rapperin und Musikerin Kathrin Kolleritsch alias Kerosin95 ihr Album herausbringen. Der Vorbote „Heeey“ - produziert von niemand geringerem als Marco Kleebauer - beweist wieder einmal die sowohl sprachliche, als auch musikalisch versierte Zweischneidigkeit von Kathrin Kolleritsch. Sie schafft es, gegensätzlich klingende Parts in einem knapp dreiminütigen Groove-Monster zu verbinden, das auch sprachlich mit Gegensätzen spielt:

„Ja ich hab keine Zeit, ich bin busy am Relaxen – mit meinen Achselhaaren im Wind ein bisschen flexen“

Wenn die musikalische Tonalität dann zu einer verträumten Indie-Ballade wechselt, wird sie mit dem Text konterkariert.

"bin in meine Ängste eingetaucht: Alles ist so grau, alles ist so laut“

So ist „Heeey“ ein spannendes, dringliches und schönes Stück geworden, dass man immer und immer wieder hören möchte, um all seine Facetten zu entdecken.

Gregor Eska - „Bleib wach“

Der gelernte Künstler, Musiker und Songschreiber Gregor Eska ist zwar gebürtiger Österreicher, aber lebt schon länger in Deutschland. Nach einigen Jahren in Berlin hat es ihn ins tiefe Bayern verschlagen. Manche kennen ihn vielleicht von seiner Band Kartenhauskörper, mit der er eigenwilligen, oft akustischen Indie-Pop gemacht hat. Sein Debüt-Album „Ein fliegender Mann“ ist in Planung und die erste Single daraus nennt sich „bleib wach“. Eine schön getragene Nummer, die einen umhüllt und umarmt. Ein Plädoyer für das Durchstehen, das Augen-Offenhalten, Aufmerksam-Bleiben und sich gegenseitig Aufhelfen. Gemischt von Alexander Lausch ist es ein zartes und gegen Ende sogar beschwingtes Stück geworden, zu dem sein Bruder Paul Ruben das Schneevideo gedreht hat.

Ian Fischer - „One Foot“ feat PRESSYES

Ich bin schon sehr gespannt auf das Album „American Standards“ von Ian Fischer. Geboren und aufgewachsen im ländlichen Amerika lebt und schreibt er schon seit vielen Jahren seine Songs in Europa. Nicht nur sein Timbre, sondern auch die Dringlichkeit in seiner Stimme haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Für die neue Single „One Foot“ hat er sich mit dem Musiker und Produzenten Pressyes zusammengetan, um einen sehr eingängigen Popsong zu schreiben. Das schöne Video zu dieser Liebeshymne an einen Freund, der wie ein Bruder ist, stammt von Jakob Kubizek, das mit einigen Effekten einen psychedelischen Schimmer über die Stadtaufnahmen legt.

Greyshadow - „Sway“

Das heimische Label Noise Appeal Records hat mit dem Artist Greyshadow jemand an Bord geholt, der ein großes Faible für 80er-Jahre-Musik zu haben scheint. Aber auch britische Bands dieser Zeit wie The Smiths haben ihn und seine Musik geprägt. Das neueste Stück „Sway“ erinnert gleich zu Beginn frappant an Taylor Daynes „Tell It To My Heart“ und schafft es aber, es ins Hier und Jetzt zu hieven. Noch dazu ist das lustige Alien-Video recht gelungen. Mit diesem Song hätte der deutsche Musiker Roosevelt sicher auch seinen Spaß.

Auch noch gut und gut zu wissen

• Die Band Melt Downer, rund um Musiker und Produzent Wolfgang Möstl, hat ein neues Album veröffentlicht, schlicht „III“ betitelt. Und auch hier wird tief in die Welt der britischen Popmusik der 80er-Jahre eingetaucht, Grunge und Art Rock fusioniert und dann mit zeitgeistiger Produktion versehen.

• Gestern zu ihrem Geburtstag hat sich die Sängerin AYGYUL selbst ein Geschenk gemacht und die schöne Akustik-Version ihres Songs „Take My Hand“ veröffentlicht.

• Was passiert, wenn die Roboter kommen und die Welt übernehmen, das hat Carl Roush mit seiner Single „Mieser Harald“ hörbar gemacht. Es begleitet ihn Rosi Spezial. Hier hüpfen die Beats und spiegeln sich die Computerstimmen im alufolien-überzogenen Pappkartonkameraden.

• Das Quartett Schaller & Rausch rockt hier schmuck ausstaffiert in „Neue Kleider“. Schönes, klassisches Bandvideo mit goldenem Mannequin.

• Innsbruck ist das neue Liverpool, zumindest wenn es nach dem britisch-österreichischem Musiker Maximilian Hustwick geht. Als happysadmedium hat er die glucksende Autotune-Ballade „Tea China Set“ geschrieben.

• Die famosen Rock-Grantler Kreisky haben ihr sechstes und wohl bestes Studioalbum „Atlantis“ veröffentlicht. Ein verbindender Rockspaß mit viel Abwechslung.

• Letzten Donnerstag hat Lisa Schneider die TOP 10 des Protestsongcontests in ihrer Soundpark Sendung präsentiert. Darüber hinaus haben Cari Cari über ihr erstes Mal geplaudert und in der Reihe Das virtuelle Clubkultur-Porträt ist TEZIBEL von REDIVDER vorgestellt worden.

• Und am Sonntag durfte ich euch die neuen Alben von Gazelle & The Bear und Kreisky mit den Künstler*innen gemeinsam vorstellen und es gab einige der Live-Konzerte unseres Geburtstagsfests zu hören.