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Screenshot aus der Fantasiewelt

Omocat

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In „Omori“ erkunden wir die Psyche eines traumatisierten Menschen

Das Game „Omori“ zeigt uns zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem zusammengehören: Eine bunte Fantasiewelt, in der wir kleine Rätsel lösen und die dunkle Realität, in der unser Protagonist gegen schreckliche Erinnerungen kämpft.

Von David Riegler

In unseren Träumen verarbeiten wir Erlebtes oft in abstrakter Form. Genau diese nächtliche Psychohygiene ist das Setting im Spiel „Omori“. Ein schwarzes Quadrat in einem unendlichen weißen Raum ist die surreale Heimat des Jungen Omori, der dem Game den Titel gibt. Eine Katze, ein Fotoalbum, Taschentücher und ein Computer – recht viel mehr hat Omori nicht. Selbst die Glühbirne leuchtet tiefschwarz. Erst als er die Türe öffnet und rausgeht, kommt Farbe ins Spiel, denn dort wartet eine leuchtende Traumwelt auf ihn, die allerhand schräge Elemente beinhaltet.

Screenshot aus der bunten Fantasiewelt

Omocat

Eine kunterbunte Traumwelt

Ein roter Tentakel, der aus dem Boden ragt, neben einem Loch in Form einer Katze und eine Schlange, die eine leuchtende Neon-Treppe bewacht - die ersten Minuten in der knallbunten Pixel-Welt von „Omori“ würden einen nie vermuten lassen, dass die harte Realität schon ums Eck auf uns lauert. Nur Omori selbst gibt uns Hinweise darauf. Er spricht nicht, wirkt apathisch und ist als einziges Wesen schwarz-weiß. Seine Freunde stört das jedoch nicht. Sie behandeln ihn vorsichtig und liebevoll, als das gemeinsame Abenteuer beginnt. Wir lernen das „Omori“-Universum kennen und lösen dabei kleine Rätsel oder spielen eine harmlose Runde Verstecken mit den anderen.

Screenshot Kampfszene mit Sprosse

Omocat

Hier lernen wir auch den rundenbasierten Kampfmodus kennen, bei dem Omori gemeinsam mit drei Freunden gegen noch recht harmlose Gegner*innen antritt, zum Beispiel eine Sprosse, die sich uns in den Weg stellt. Der Kampfmodus erinnert an Spiele wie Pokémon, doch im Gegensatz zu Typen oder Elementen, bestimmen in „Omori“ die Emotionen den Kampf. Alles verändert sich, wenn ein Kampfteilnehmer traurig, glücklich oder wütend ist. So erkunden wir den bunten Fantasiewald und kämpfen immer wieder gegen die ungewöhnlichen Gegner*innen. Doch der echte Kampf beginnt erst als wir die Ebene wechseln und aufwachen.

Die düstere Realität

Alles, was bisher geschah, war nämlich nur der Traum eines Jungen, der allein in einem dunkeln Haus ist und sich zu Tode fürchtet. Auf einem Zettel steht die Nachricht seiner Mutter, dass es wegen dem Umzug noch kein Licht gäbe, mehr erfahren wir nicht. Der Hunger zwingt ihn nach unten in die Küche zu gehen, doch auf der Treppe offenbart sich, dass es auch in seinem Inneren dunkel ist. Ein Kreis an Händen greift nach ihm, bis er schlussendlich seinem inneren Dämon begegnet. Im Kampfmodus, wie wir ihn schon aus der Fantasiewelt kennen, soll er gegen seinen Dämon antreten, doch keine Attacke wirkt. In der Realität ist er machtlos.

Manga-Zeichnung von Omori und seinen Freunden

Omocat

Es sind gruselige Momente wie diese, die dem Game zurecht das Genre „Horror-RPG“ geben, denn so zuckersüß die Fantasiewelt auch sein mag, die brutale Realität zerschlägt jeden Versuch der Verdrängung. Unsere Aufgabe ist es zwischen den beiden Welten hin- und herzuwechseln und letztendlich herauszufinden, was für ein Erlebnis aus der Vergangenheit zu dem düsteren Gemütszustand des Jungen geführt hat. Dabei haben es die Entwickler*innen geschafft intelligente Metaphern für ernste Themen wie Depressionen zu finden. Die Ausweglosigkeit eines depressiven Menschen lässt uns das Spiel besonders in Phasen spüren, wo wir im weißen Raum eingesperrt sind und nichts tun können, so sehr wir es auch versuchen.

Screenshot weißer Raum

Omocat

Omori wurde von OMOCAT, LLC entwickelt und ist derzeit nur für PC erhältlich, soll jedoch bald auch für alle gängigen Konsolen erscheinen.

Verdrängung vs. Konfrontation

Die US-amerikanische Künstlerin Omocat hat aus ein paar Zeichnungen, die sie 2011 in einem Online-Blog veröffentlicht hat, ein vielschichtiges Videospiel erschaffen, bei dem man viel über das Mensch-Sein lernen kann. 10 Jahre, eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne und eine geduldige Fangemeinde hat es gebraucht um das Spiel zu entwickeln, doch das Warten hat sich definitiv gelohnt. Nicht nur die starke Botschaft zeichnet „Omori“ aus, sondern auch die vielen kleinen Rätsel der verspielten Traumwelt, in der man sich einfach gerne aufhält.

„Omori“ lässt uns in die Psyche eines Menschen blicken, der etwas Schreckliches erlebt hat und geht einem dabei nah. Themen wie Verlust, Depression und Angst werden auf kunstvolle und intelligente Art und Weise gezeigt. Der wunderschöne Eskapismus in der bunten Traumwelt koexistiert wie selbstverständlich neben den Horror-Szenen aus der realistischen Welt, so als würden sich beide gegenseitig brauchen. Dieser Prozess hat letztendlich auch etwas unglaublich Heilsames, denn „Omori“ zeigt, wie wichtig es ist sich auch mit traumatischen Erlebnissen auseinanderzusetzen, um sie zu verarbeiten. Auch wenn es nur in abstrakter Form in einer fantastischen Traumwelt möglich ist.

FM4 Spielekammerl-Show: Wir spielen Omori

Auch in der aktuellen FM4 Spielekammerl-Show (Donnerstag, 28. Jänner) tauchen Chris Stipkovits und David Riegler in die ungewöhnliche Welt von „Omori“ ein. Die FM4 Spielekammerl-Show ist - wie jede Woche - von 17-21 Uhr live auf Twitch.tv/Radio_FM4 zu sehen. Schaltet rein, lasst euch inspirieren und chattet mit!

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