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„Medicine At Midnight“, das 10. Album der Foo Fighters

Seit einem Jahr in der Schublade erscheint nun das 10. Album der Foo Fighters. Auf „Medicine At Midnight“ möchten die Foo Fighters für Abwechslung und Ablenkung sorgen.

Von Susi Ondrušová

Die T-Shirts waren schon gedruckt, die Trucks mit allen Tour-Instrumenten vollgeladen und die US-Band rund um Dave Grohl war bereit ihr 25. Bandjubiläum mit ihrem zehnten Album auf Tour zu feiern, doch dann schlug Corona zu. Die Live-Industrie kam zum Stillstand und verlagerte sich ins Internet: Eine Art Corona-Soundtrack lieferten die Foo Fighters dank der BBC Live Lounge mit einer Allstar-Neuinterpretation ihres Über-Hits „Times Like These“.

Das Pandemie-Jahr der Foo Fighters

Mit der 10-jährigen Schlagzeugerin Nandi Bushell, die sich auf Social Media durch die Rock-Geschichte trommelt, kam es im Sommer zum Drum-Battle mit Dave Grohl persönlich. Im Herbst waren die Foo Fighters „musical guests“ bei der ersten „post-US-Election“-Ausgabe von Saturday Night Live. Sie haben sich wie viele ihrer befreundeten Bands an einem Streaming-Gig versucht, um das Livegefühl in die Wohnzimmer ihrer Fans zu transportieren. Die Erfahrung, im Pandemie-Jahr in einem (leeren) Club live zu spielen, haben sie als „cathartic“ beschrieben. Im Dezember hat Dave Grohl mit dem Foo-Fighters-Produzenten Greg Kurstin die „Hanukkah Sessions“ ins Leben gerufen und Songs von jüdischen Musiker*innen gecovert. Zuletzt strahlten die Foo Fighters auf der Bildschirmfläche bei Joe Bidens Amtseinführung: Ihre Performance von „Times Like These“ widmeten sie allen Lehrer*innen des Landes.

Albumcover von Foo Fighters - "Medicine at Midnight"

Sony Music

Foo Fighters „Medicine At Midnight“

Es ist ein etwas anderes Jubiläumsjahr geworden, als es sich diese Rock-Legenden vorgestellt haben, aber es ist kein schlechtes Jahr. Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins zeigt sich im FM4 Interview jedenfalls dankbar: „I have learned to stop and smell the roses. I’ve been on the road pretty much for 27 years or so. So I’ve had a chance to take stock. I’m blessed with such a great life and career. It gave me time to take pause and think about what’s important. Music is just as important as it ever was. I don’t know how to put it without sounding overly sentimental. I realized how lucky I am to be in the Foo Fighters and have that be my job as opposed to working in the guitar center or grocery store or selling weed!”

Schlagzeuger sind die Besten. Sie sitzen vielleicht nie in der ersten Reihe, aber sie sind das Rückgrat einer guten Rock-Band. Ohne Drummer wird aus jeder Gitarren- eine Lagerfeuer-Band. Taylor Hawkins steht als Foo-Fighters-Schlagzeuger allerdings in der delikaten Position, dass sein Boss Dave Grohl selbst Drummer ist. Eines von Grohls ersten Job-Angeboten nach dem Suizid von Nirvana-Frontman Kurt Cobains 1994 und vor der Gründung der Foo Fighters war der frei gewordene Schlagzeug-Posten bei Tom Petty And The Heartbreakers. Als Taylor Hawkins im Gespräch zur neuen Platte „Medicine At Midnight“ mehr als einmal (also zu oft) darauf hinweist „I’m just the drummer“ und ich ihn bitte, sein Selbstbewusstsein auf Vordermann zu bringen, meint er „I’m also Dave’s comic relief side man“. Wir lachen und einigen uns darauf, dass sie sich diesen Gesprächsstoff für die Band-Therapie aufheben sollten. Wir müssen uns schließlich im Interview der neuen Platte „Medicine At Midnight“ widmen. Die ist eine Percussion-lastige Angelegenheit.

Nicht nur Party, sogar Disco

Dave Grohl wollte mit „Medicine At Midnight“ ein Party-Album machen. Du kommst auf eine Wohnungsparty, im Hintergrund läuft - sagen wir mal - ein Van-Halen-Album und alle Menschen im Raum tanzen und sind glücklich? So in etwa? Ja aber noch besser: ein Album wie David Bowies „Let’s Dance“.

Als Unterstützung an den Percussions haben sich die Foo Fighters Omar Hakim ins Studio eingeladen, der auf dem 1983 erschienenen Bowie-Album getrommelt hat und zwei Jahre später auf Stings Solo-Debüt „The Dream of the Blue Turtles“, einem der Lieblingsalben von Taylor Hawkins. „The Foo Fighters have a hardrock, punkish feel or a big stadium thing or acoustic mellow but we’ve never really gone down the funkier, groove oriented, sort of almost - dare I say it? - Disco kind of vibe! There I said it! I said DISCO!“, erzählt Hawkins. Die Nähe zu Bowie ist ihnen im Titelsong „Medicine At Midnight“ jedenfalls gelungen. Ist es der beste Song am Album? Nein.

Ist es „Shame, Shame“ die erste Single-Auskoppelung aus „Medicine At Midnight“? Fast! Taylor Hawkins meint, einer der besten Foo Fighters Songs am Album wäre „Waiting On A War“. Die Aufnahmen zu diesem Track, der von der Angst eines bevorstehenden Krieges inspiriert ist, beschreibt er als einen dieser stolzen Momente in der Band-Geschichte: "I think it’s one of the best songs he’s ever written!” Auch Grohl meinte in Interviews: „I always imagine that’s going to be a song we play every night for the rest of our lives and then everybody will sing along to!“

Zwei der herausragendsten Songs auf dem Album sind „No Son Of Mine“ und „Cloudspotter“. In diesen Tracks vereinen sich die von Grohl prognostizierten Disco-Funk-Party-Gefühle mit der Rock-Geste. Dave Grohl meint über „Cloudspotter“, dass er das Riff im Song schon seit über 25 Jahren mit sich herumtrage und erinnert daran, dass er in den 90ern, der Blütezeit von Grunge, nur Disco gehört hat. „Nirvana’s ‚Nevermind‘ is all disco drumming! Bands playing instruments, making a song that made people want to dance. I always loved that!“

Mit „Medicine At Midnight“ möchten die Foo Fighters in unser Wohnzimmer dringen und für Ablenkung und Abwechslung sorgen. Das Album ist perfekt dafür, aber neben der fehlenden Party-Beleuchtung und Boxenbeschallung im eigenen Haushalt, lasst uns noch einen Funken Phantasie und Hoffnung behalten und voller Vorfreude an den Tag denken, wenn die Foo Fighters sich mit ihren Instrumenten-Trucks in Richtung Europa aufmachen, um ihre Jubiläums-Konzerte und Festivaltermine nachzuholen. „You can bet that as soon as it’s safe we’ll be there!“, verspricht Taylor Hawkins.

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