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Der Song zum Sonntag: Blu DeTiger - „Vintage“

Blu DeTiger schreibt Pophits auf der Bassgitarre. Ihre EP „How Did We Get Here?“ erscheint Anfang März, jetzt gibt’s davon schon den ironisch-nostalgischen Song „Vintage“.

Von Christoph Sepin

In „Vintage“ dreht es sich um den Bass in all seiner Pracht. Nein, nicht den subigen aus den Clubs, die es gerade nicht mehr gibt, sondern das gute, alte Instrument. Kein Wunder auch, ist die New Yorker Musikerin Blu DeTiger berühmt dafür auf TikTok ihre Bass-Cover-Versionen von zum Beispiel Cardi B und Megan Thee Stallions „WAP“ zu performen.

Passend als Musikuntermalung für kurze Snippets in Social-Media-Stories sind auch ihre Eigenkompositionen zugeschnitten: „Vintage“ ist ein kurzweiliger Spaßtrack über eine eigentlich nicht so ferne Vergangenheit, als man noch nächtelang durch die Straßen und in den Clubs tanzen konnte. Ein freudiger Vintage-Song übers Vintage-Sein, ein ironisches Kommentar über die Ironie. „It’s so ironic, we’re iconic, I get off on it“, das ist zum Beispiel eine Zeile aus dem Lied, die ein bisschen vermittelt, in welche Richtung das hier alles geht.

Der „Vintage Boy“ wird in den Lyrics von Blu DeTiger gesucht - und der muss im Idealfall gleich ein paar Kriterien erfüllen: Er trägt „dirty sneakers“ und ein „motorcycle jacket“, er schaut gerne ins Fernsehgerät (weil auch das ist mittlerweile natürlich vintage und nostalgisch), möchte aber nicht selbst Schauspieler werden (was hier wie eine Rarität kommuniziert wird). Er kennt „Mr. Brightside“ von den Killers auswendig und liebt Karaoke. Ein Konformist ist er nicht, auch wenn er wie ein Abziehbildchen beschrieben wird: „He never smiles, he keeps it candid. He breaks the rules, but I wish that I could have him“.

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All diese Zeilen sind natürlich nur Futter rund um den großen Refrain zu dem doch getanzt oder zumindest eine Story gepostet werden soll: „I’m a vintage girl, hanging with the flashback kids“, singt Blu DeTiger zu ihren perfekt konzeptionierten Bass-Hooks und Synthesizern im Hintergrund. Alles was ihr noch fehlt, ist ein passendes Accessoire zu ihrem Lifestyle: „I need a vintage boy for my outfit“.

Und darüber immer der Bass, der so klingt, wie Blu DeTiger wirkt: Laid back, gechillt und selbstbewusst. Diese Souveränität zieht sich durch den ganzen Track. Hier ist nichts kompliziert oder schwer zugänglich, hier muss man gar nichts machen, sondern sich einfach von den Melodien an der Hand nehmen lassen. Manchmal klingt das dann wie zum Beispiel der Chillout-Elektro-Pop von Metronomy, was doch auch etwas Gutes ist.

Und so wie in der Musik von Metronomy ist die verspielte Ironie auch in „Vintage“ offensichtlich, die vermittelte Oberflächlichkeit ist nur zur Show. Große Popkunst in diesem gut durchdachten Song zum Tanzen im eigenen Schlafzimmer und träumen davon, dass man das eines Tages wieder mit den besten Freund*innen machen wird. Dieses Lied wird bis dahin wohl auch noch als Soundtrack bleiben.

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