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Soulmates Filmstill

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Die Serie „Soulmates“ zeigt eine Sci-Fi-Version von Tinder mit Erfolgsgarantie

In sechs voneinander unabhängigen Folgen widmet sich „Soulmates“ dem großen Liebesglück. Dazu inszenieren die Serienmacher*innen eine Art wissenschaftliche Suche nach dem Seelenverwandten und zeigen die unterschiedlichen Auswirkungen davon.

Von Philipp Emberger

Die Serie „Soulmates“ ist im Jahr 2035 angesiedelt. Sich testen zu lassen, hat sich zum Volkssport entwickelt. Mit einer Art Liebestest, die die Firma Soul Connex mit Hilfe eines Irisscans durchführt, soll für jeden eine verwandte Seele gefunden werden. Möglich macht das ein neuentdecktes Seelenpartikel, das die perfekte Kompatibilität zweier Menschen gewährleisten soll. Die Frage in Natasha Bedingfields Song „Soulmate“, ob es einen Soulmate für jeden gibt, wäre damit endgültig mit Ja zu beantworten.

Große Fragen, größere Probleme

Dass die Suche und vor allem das Finden des Seelenverwandten in der Realität dann nicht ganz friktionsfrei ist, verhandelt die Anthologieserie in den sechs voneinander unabhängigen Folgen mal mehr, mal weniger überzeugend. Im Fokus steht dabei, wie das persönliche Liebesglück für die einzelnen Protagonist*innen aussieht und welche Auswirkungen der Test auf ihr Leben hat.

Eines haben alle Protagonist*innen gemeinsam: Ihr Leben teilt sich in ein Vorher und ein Nachher. War das Leben vor dem Test schon kompliziert, wird es danach nicht gerade einfacher. Auf einmal stellen sich Fragen wie, ob der derzeitige Ehepartner vielleicht doch nicht der perfekte Match ist oder was eigentlich passiert, wenn sich herausstellt, dass der Seelenverwandte ein Mörder ist. Die Gefahr mit der falschen Person in eine feste Beziehung zu geraten, ist somit omnipräsent.

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Sarah Snook und Kingsley Ben-Adir in „Soulmates“

In der ersten Folge lernen wir Nikki (Sarah Snook) kennen, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Franklin (Kingsley Ben-Adir) und zwei Töchtern ein typisches Vorstadtleben führt. Großes Haus, große Karre und große Beziehungszweifel dominieren den Alltag. Nikki und ihr Ehemann sind ein „Nicht-Test-Paar“, sie kennen sich bereits seit dem College und haben sich ganz ohne Test füreinander entschieden. Eine Entscheidung, an der zumindest Nikki zunehmend zweifelt. Was ist, wenn der perfekte Partner gar nicht ihr Ehemann ist, sondern er noch draußen in der weiten Welt auf sie wartet?

Dystopie mit Swipefunktion?

Seit dem Erfolg von „Black Mirror“ wird das dystopische „Black Mirror“-Mäntelchen nur allzu gern Serien mit ähnlich düsteren Zukunftsszenarien umgehängt. In diesem Fall ist mit Will Bridges immerhin einer der „Black-Mirror“-Autoren an Bord. Das dunkle, beklemmende Gefühl der dystopischen Serie erzeugt „Soulmates“ über weite Strecken aber nicht. Lediglich wenige Momente, darunter die zweite Folge, können mit einem düsteren Twist aufwarten. In der Folge „The Lovers“ setzt die Seelenpartnerin eines Uniprofessors zur Revanche für eine frühere Angelegenheit an. Interessanter Zugang übrigens, wenn der Seelenverwandte einem mehr als nur an die Wäsche will.

Neben Bridges ist der britische Autor und Schauspieler Brett Goldstein als Autor für die Serie verantwortlich. Zu dessen jüngsten Erfolgen zählt die Fußballserie „Ted Lasso“, die er gemeinsam mit Jason Sudeikis für Apple TV+ als Autor und Hauptdarsteller umgesetzt hat. Allerdings zählt ausgerechnet die einzige Folge, in der Goldstein und Bridges nicht für das Drehbuch verantwortlich waren, zu den unterhaltsamsten Episoden.

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Bill Skarsgård in der vierten Folge „Layover“

In der vierten Folge stolpert Bill Skarsgård als Mateo mit Flip-Flops und einer spießigen Reisebrusttasche bekleidet durch Mexiko. Mateo ist eigentlich nur auf der Durchreise und auf dem Weg zu seinem zuvor ertesteten Seelenpartner nach Kolumbien. In Mexiko trifft er aber auf Jonah (Nathan Stewart-Jarrett) und erlebt mit ihm die Zeit seines Lebens inklusive Kakerlaken-Rennen in einem shady Club. Die Frage, ob sein Seelenverwandter vielleicht doch nicht in Kolumbien wartet, beginnt in ihm zu arbeiten.

Soulmates Plakat

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Die sechs Folgen von „Soulmates“ sind auf Prime Video zu sehen. Eine zweite Staffel der Serie wurde bereits bestellt.

Spannendes Gedankenexperiment

Der Cast ist naturgemäß groß, schließlich werden, wie es sich für eine Anthologieserie gehört, die Charaktere in jeder Episode ausgetauscht. Neben Bill Skarsgård finden sich in der Besetzungsliste auch Namen, die aus anderen Serien bekannt sein dürften. Darunter Kingsley Ben-Adir („High Fidelity“), Charlie Heaton („Stranger Things“), Betsy Brandt („Breaking Bad“) oder Georgina Campbell (“Black Mirror”).

Die stärksten Momente haben die einzelnen Folgen vor allem gegen Ende hin, wenn sie die beabsichtigte Message teilweise offensichtlich auf den Tisch packen. In der dritten Folge geht es etwa darum, ob es wirklich einen einzigen Seelenverwandten geben kann, der alle Bedürfnisse befriedigt, oder ob nicht doch eine etwas modernere Interpretation von Beziehung zur Erfüllung des Liebesglückes führt.

Die Grundprämisse der Serie, wie Liebesglück im 21. Jahrhundert aussehen kann, ist durchaus spannend und macht „Soulmates“ zu einem interessanten Gedankenexperiment. Gleichzeitig bleibt die Serie aber viele Antworten schuldig. Das stört in manchen Folgen mehr als in anderen. Durch die in sich geschlossene Handlung pro Episode bleibt aber nicht genügend Zeit, um Sympathien für die Figuren zu entwickeln, und das lässt die Serie leider oft an der Oberfläche dümpeln, ohne einen tieferen Einblick zu geben.

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