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Smith & Burrows

Rob Baker Ashton

Smith & Burrows: Zwei beste Freunde machen miteinander Musik

Smith & Burrows sind Tom Smith von der englischen Band Editors und sein bester Freund Andy Burrows. Andy war der Schlagzeuger der Britpopband Razorlight, trommelte auch für die US-Band We Are Scientists, ist außerdem Sänger und Songschreiber. Als Smith & Burrows veröffentlichten die beiden nun endlich wieder ein Album voll unprätentiöser Oldschool-Pop-Perfektion.

von Eva Umbauer

Albumcover von Smith & Burrows: „Only Smith & Burrows Is Good Enough“; die beiden in einer Wiese

PIAS

„Only Smith & Burrows Is Good Enough“ von Smith & Burrows ist bei PIAS erschienen.

Smith & Burrows nennen ihr neues Album „Only Smith & Burrows Is Good Enough“. Im Tonstudio in Nashville, in den USA, wo Smith & Burrows die Songs aufnahmen, hatte jemand an die Wand geschrieben: „Only a Gibson is good enough“. Nur eine Gibson-Gitarre ist gut genug, daraus machten Tom Smith und Andy Burrows augenzwinkernd ihren Albumtitel „Only Smith & Burrows Is Good Enough“.

Tom Smith von den Editors und sein Kumpel Andy Burrows haben Humor. Auch in den Texten ihrer Songs, die schon einmal ironisch sein können, gar leicht sarkastisch. Versteckte Kritik, etwa am Musikbusiness, am Konzept des Startums, findet sich darin. Aber auch melancholisches Zwischenmenschliches kommt vor. Es war Tom und Andy aber wichtig, dass die Songs nicht zu traurig sind, sondern, ganz im Gegenteil, etwas Aufheiterndes haben, wie es alte Popsongs gut konnten, nämlich die Hörer*innen ein paar Minuten lang aus den Mühen des Alltags zu entführen.

„I like misery with coffee, and nights with the blues.“
Smith & Burrows - „Spaghetti“

„It’s all about escapism“, sagt Tom Smith im FM4-Interview. Der Mastermind der englischen Band Editors und Andy Burrows kennen einander seit Mitte der 00er Jahre. Sie trafen sich beim Glastonbury Festival in England und wurden dann beste Freunde. Eine gute Freundin von Andy Burrows, die britische Moderatorin Edith Bowman, wurde dann die Frau von Tom Smith. Das Paar hat zwei Kinder, und auch Andy Burrows wurde zeitgleich Vater zweier Kinder. Das ist eine der Gemeinsamkeiten, die Tom und Andy haben.

Andy Burrows und Tom Smith haben mehr gemeinsam als man denken könnte, obwohl sie auf den ersten Blick recht unterschiedliche Typen sind: Tom ist bei den Editors vor allem von englischem Post-Punk inspiriert, während Andy als Sänger und Songschreiber eher von 70s-Folk beeinflusst ist und als Schlagzeuger den Stil eines großen britischen Rock-Drummers wie Keith Moon von The Who weiterleben lässt.

Andy Burrows und Tom Smith waren in den 90er Jahren totale Fans von englischen Bands wie Blur und Oasis: „We are children of Britpop, that 90s explosion of guitar bands.“ Beide lieben aber auch 70er Jahre Musik wie die von Elton John, und auf Band wie REM können sich Tom und Andy sowieso einigen.

Smith & Burrows - einer der beiden versucht einen Karatekick

Rob Baker Ashton

Nashville

Insgesamt, so Tom Smith im FM4-Interview, ist die Liste mit US-Bands, die beide lieben, letztlich länger als die mit britischen Bands. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Smith & Burrows ihre neuen Songs in den USA eingespielt haben - in Nashville, Tennessee, der Hauptstadt der amerikanischen Country-Music-Industrie, in der aber auch viele Singer-Songwriter leben und arbeiten.

Andy Burrows und Tom Smith waren in Nashville im Studio eines gewissen Jaquire King. Er hat auch das 2013er Album der Editors, „The Weight Of Your Love“, produziert. Der Grammy-Preisträger hat etwa schon mit Musiker*innen wie den Kings Of Leon, Norah Jones oder dem großen Tom Waits gearbeitet.

Die Zeit in Tennessee, etwas außerhalb von Nashville, war für Tom Smith und Andy Burrows eine ganz besondere. Sechs Wochen, an die sie sich mit großer Freude erinnern. Es war im Sommer des vorletzten Jahres - ein Glück, dass die Songs, die über einige Jahre hinweg Form angenommen hatten, schließlich aufgenommen werden konnten. Im Sommer des folgenden Jahres wäre ein USA-Aufenthalt wegen der Pandemie ja nicht mehr möglich gewesen.

Die Nächte waren warm, die Grillen zirpten, die Glühwürmchen flogen, und Produzent Jaquire King vollbrachte Meisterleistungen. „He can make an acoustic guitar sound amazing“, sagt Tom Smith. Die akustischen Gitarren wollten Tom Smith und Andy Burrows sehr präsent haben in ihren Songs, in denen es aber auch Synths oder Drum-Machines gibt.

Die Stimmen von Tom Smith und Andy Burrows ergänzen einander gut. Der starke Bariton von Tom und die Stimme von Andy, die eine höhere Tonlage hat. Beide kommen auf „Only Smith And Burrows Is Good Enough“ ziemlich gleich oft vor. Manchmal fängt Tom an, dann wieder Andy. Manche der Songs sind alleinige Kompositionen von jeweils Andy oder Tom, aber die meisten entstanden kollaborativ, oft über eine größere Distanz hinweg.

So begann etwa Andy in New York an „Bottle Tops“ zu komponieren, als er gerade mit We Are Scientists auf Tour war. Das tolle Duett „Straighten Up Like A Mohican“ geht zurück auf das Jahr 2011, als Smith & Burrows in Paris waren und ein Konzert spielten. Im selben Jahr erschien auch ihr erstes gemeinsames Album „Funny Looking Angels“, ein Winteralbum, ein Weihnachtsalbum mit Songs wie „When The Thames Froze“.

Tom Smith und Andy Burrows haben es also wieder getan - zusammen ein Album gemacht. „This musical project, Smith & Burrows, is an extension of our friendship“, erzählt Tom Smith. Freunde zuallererst, dann ein Musikduo - das etwa vergangene Liebesbeziehungen mit alten Fernsehshows vergleicht. „Old TV Shows“ heißt dieser Song mit dem leicht melancholischen Vibe. Andy Burrows schrieb den Vers, Tom Smith den Refrain.

„Andy’s ideas come out very quickly and I’d try and find bits that resonate with me.“ - Tom Smith

„I Want You Back In My Life“ ist eine Midtempo-Ballade mit der Zeile „It was April and there was snow, I went for a long walk“. „Too Late“ ist ein „end of the world love song“, wie Smith & Burrows sagen: „We can hear the bells sound in the evening air, sitting on a bench we watch the world crumble“, heißt es in diesem Song, der von Tom ausging. Endzeitstimmung bei Tom, die aber von Andy nicht so ganz akzeptiert wird. Eine wirklich gelungene Songwriting-Partnerschaft ist das.

Andy Burrows ist bei Smith & Burrows derjenige, der die meisten Ideen hat, aber nicht immer alle weiterverfolgt, da springt dann oft Tom ein und denkt so lange darüber nach, bis aus einer Idee schließlich ein kompletter Song wird.

Am Montag, 22.2.2022, gibt es in FM4-Heartbeat, ab 22.00, eine Acoustic-Session von Smith & Burrows zu hören.

„Only Smith & Burrows Is Good Enough“ kommt mit einer natürlichen Leichtigkeit daher, einem richtig guten Flow, den man eher von einem etablierten Duo vermuten würde als von einem Side-Project zweier Musiker, die andere „day jobs“ haben, bei Tom Smith die Editors und bei Andy Burrows als gefragter Mitmusiker anderer Künstler*innen, von Tom Odell bis zum Comedy-Star Ricky Gervais oder in der Vergangenheit eben mit Bands wie We Are Scientists.

Dieses zweite Album von Smith & Burrows - es war immer klar, dass es eines geben würde, die Frage war nur, wann - glänzt mit unprätentiöser Old-School-Pop-Perfektion. Bitte, mehr davon.

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