„Snowtopia“ ist der Traum jedes Liftkaisers
Von Simon Welebil
Es ist ein schweres Jahr gewesen für die Skigebiete und die Seilbahnindustrie. Die letzte Wintersaison hat frühzeitig geendet, in der aktuellen Saison fallen die ganzen Tourist*innen aus dem Ausland weg und die einheimischen Skifahrer*innen müssen sich mit FFP2-Masken beim Anstehen anfreunden. Bis es wieder aufwärts geht, bleibt für Liftbetreiber*innen nur die Flucht in eine virtuelle Welt – z.B. nach „Snowtopia“, den ersten Skigebiets-Simulator, wo man von Nichts zum Liftkaiser werden kann.
Liftpioniere
In „Snowtopia“ fühlt man sich zurückversetzt in die Pionierjahre des Skifahrens oder zumindest an einen weit entfernten Ort ohne Regeln. Es herrscht tiefster Winter. Die Berge rund um unser kleines Dorf sind in ein malerisches Weiß gehüllt. Doch was fehlt in diesem Winterwonderland ist ein Skigebiet. Und wir sind hier, um es zu errichten.
Als allererstes bauen wir eine Arbeiterunterkunft, um unsere großen Pläne für das Skigebiet unserer Träume zu unterstreichen – und siehe da: Schon zieht es Freiwillige an, die für uns arbeiten wollen – gratis!
Snowtopia Screenshots
Wir starten mit einem Ein-Personen-Schlepplift oder einem Zweiersessellift, mehr steht uns am Anfang nicht zur Verfügung und planieren gleichzeitig eine erste Piste. Mit diesem ersten Skikreislauf können wir auch schon bald unsere ersten Gäste begrüßen.
Höher, schneller, weiter
Langsam steigern wir uns dann zu schnelleren Liften mit mehr Transportkapazitäten und bauen auch die Infrastruktur drumherum: Pistenraupengaragen, Werkstätten, Bergrettungsstation, Imbissbuden – und mit ein bisschen Forschung stehen bald weitere Verbesserungen bereit, bis hin zur 16er-Gondel, mit der wir unser Skigebiet bis in die hintersten Winkel der Karte vergrößern können. Das ist auch nötig, denn mit dem Gebiet wachsen auch die Ansprüche unsere Gäste, nach mehr Abwechslung und Komfort.
Snowtopia Screenshots
Man muss richtiggehend Marktforschung betreiben, um die Ansprüche aller unterschiedlicher Nutzergruppen unseres Skigebietes herauszufinden, die einzelnen Skifahrer*innen über ihre Lift- und Pistennutzungshistorie verfolgen, um zu sehen, was gut oder weniger gut funktioniert.
Wie in fast jedem Simulator-Game steigt die Komplexität mit der Zeit. Je mehr Skifahrer*innen in unser Skigebiet kommen, desto länger werden die Schlangen an den Liften, was naturgemäß Ärger verursacht. Mehr Skifahrer*innen bedeuten allerdings auch einen größeren Wartungsaufwand für Pisten und Bahnen und mehr Verletzte, die abtransportiert werden müssen. Da kann man beim Optimieren der Abläufe schnell ins Strudeln geraten.
Snowtopia Screenshots
Eskapismus statt Realismus
„Snowtopia“ ist wohl die Traumvorstellung jeden Liftkaisers. Man kann überall Lifte und Pisten platzieren, wo es die Topographie zulässt, und kann sie auch schnell wieder abreißen. Dafür brauche ich weder Geld, noch Umweltverträglichkeitsprüfung, und auch um den Schnee muss ich mir keine Sorgen machen, denn in „Snowtopia“ herrscht ewiger Winter. Unser einziges Augenmerk gilt der Zufriedenheit der Gäste und unserer Mitarbeiter*innen, denn wer schon nichts bezahlt, sollte ihnen wenigstens ein tolles Erlebnis bieten können.
„Snowtopia“ ist vom französischen Tea for Two Studio entwickelt worden und im Moment als Early Access Game für Windows verfügbar.
Aber auch, wenn ich nicht besonders erfolgreich bin, alle Rädchen ineianderlaufen zu lassen, muss ich mir keine Sorgen machen, dass die Konkurrenz aus dem Nachbartal mir meine Gäste abspenstig macht, denn die gibt es zumindest in der Early Access Version des Spiels nicht.
Besonders realistisch ist der Skigebiets-Simulator „Snowtopia“ also nicht, aber für ein paar unterhaltsame Stunden, in denen man seinen Skigästen beim Wedeln zusehen kann, kann man die Realität ja auch ausblenden.
Snowtopia Screenshots
Publiziert am 27.02.2021